Wer nichts erheiratet und nichts ererbt....
Heute war ich noch einmal kurz im Garten, um alte Blätter aufzukehren und zu entsorgen. Dabei betrachtete ich die im Spätsommer eingepflanzte Erika etwas genauer. Sie hat den ersten Frost und Schnee gut überstanden. So, wie es damals bei meinen Heidepflanzen in Delmenhorst der Fall war, die ich von einem befreundeten Floristen kaufte.
Irgendwann hatte ich bei " Facebook " von dem ehemaligen Bekannten aus Weyhe bei Bremen gelesen, dass er seinen Beruf nicht mehr ausüben kann. Eine Erkrankung ließ ihn zum Frührentner werden. Danach jobbte er nur noch sporadisch bei einem Kfz - Schrauber. Hier verdiente er sich einige Euro nebenbei.
Allerdings brachte er es in diesen Jahren nicht mehr zu einem gewissen Wohlstand. Im Gegenteil, er hatte finanziell keinerlei Möglichkeiten, sein noch vor ihm liegendes Leben zu bewerkstelligen. Zudem war er längst geschieden und hatte für zwei minderjährige Töchter, die bei der Mutter in Cuxhaven lebten, Unterhalt zu zahlen. Doch irgendwie wurtschtelte er sich durch. Der kleine Laden lief eher schlecht. Er konnte kaum die Miete aufbringen.
Eines Tages kam eine junge Dame in sein vormals geführtes Floristikgeschäft. Der Bekannte stutzte. Es war seine älteste Tochter, die er nach einen über Jahre andauernden Unterhaltsprozess vor dem Amtsgericht in Cuxhaven zu Beginn der 1990er nicht mehr gesehen hatte. Sie war mittlerweile um die 20.
Nach dem Austausch der üblichen Höflichkeiten, kam die Tochter dann sofort zur Sache. Sie benötige Geld, denn sie wolle heiraten. Die Hochzeit sei teuer, deshalb bat sie ihren Vater, ihr doch mit einigen Tausend DM unter die Arme zu greifen.
Der Florist war sehr erstaunt, denn die Tochter hatte sich seit vielen Jahren nicht mehr bei ihm gemeldet. Ihr jetziges Anliegen war klar, sie hatte ebenfalls nichts auf der Naht, wollte jedoch eine große Hochzeitsfeier veranstalten.
Nach einigen erklärenden Worten, stellte ihr Vater, den sie dafür anpumpen wollte, die hierfür berechtigte Frage, wieso sie eine große Hochzeitsfeier ausrichten möchte, wenn sie diese finanziell nicht stemmen könne. Nach einigen Minuten des freundlichen Gedankenaustausches, merkte die junge Tochter, dass bei ihren selbständigen Vater reinweg gar nichts zu ernten ist.
Sie verabschiedete sich höflich von ihm und ließ danach nie wieder etwas von sich hören.
Wahre Familienbande gehen eben nur über das Portemonnaie.
FRANK MARINO & MAHAGONY RUSH - Tryin´ Everywhere - Strange Universe - 1975:
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