Das Montagsauto
Als der Fetisch Personenkraftwagen sich in Deutschland - vornehmlich in der BRD - längst in das Alltagsleben eines Blechkarossenbesitzer eingegraben hatte, wurde das Angebot an diesen rollenden Wohnzimmern nicht nur größer, sondern schlug sich auch in allerlei Absurditäten nieder. Während dabei die deutschen oder in Deutschland hergestellten PKW, wie beispielsweise VW, Mercedes Benz, BMW, aber auch Opel, Ford, Porsche, in den höchsten Tönen gelob priesen wurden, verteufelte der westdeutsche Autospießer die ausländischen Produzenten. Fiat, Renault, Peugeot, insbesondere aber die auf den gigantischen Markt drängenden japanischen Hersteller, wie Toyota, Mazda, Honda, waren diesen Banausen ein Dorn im Auge. Hier wurde vor allem polemisiert und dabei hanebüchener Unsinn verbreitet.
Mit wahrheitswidrigen Behauptungen, so unter anderen " Die Autos fallen sofort auseinander " stänkerte das - vornehmlich - proletarische Umfeld gegen die fernöstliche Konkurrenz. Einen unsäglichen Höhepunkt dieser zur Schau getragenen Überheblichkeit stellte die ab 1975 ausgestrahlte Fernsehserie " PS " ( https://de.wikipedia.org/wiki/PS_(Fernsehserie) ) dar. Im Mittelpunkt der Folgen stand ein umbauter " Fiat 132 ", der als " Atlantis Amalfi CS 1800 " zu einem Dauerärgernis der dortigen Besitzer wurde. Hierbei sind auch Elemente von der Existenz so genannten Montagsautos eingeflossen. Tatsächlich ließ diese sich Behauptung in der Realität nur zum Teil nachweisen.
Einen derartige Fall hatten zu Beginn der 1980er Jahre meine Schwester nebst Mann durchzustehen. Mein Schwager war seit Jahren technikaffin. Insbesondere zeigte er sich als Anhänger sportlich akzentuierte PKW. Nachdem er das ab Mitte der 1970er Jahre einen der ersten Mazda im gesamten Landkreis Schaumburg besaß, stieg er knapp 6 Jahre später von einem japanischen Modell auf einen Italiener um. Einen Alfa Romeo Alfasud Sprint mit 1, 5 Liter Hubraum und 70 Kw = 95 PS.
Ein teurer Fehler, wie sich bereits einige Monate später herausstellen sollte.
Die Karre, zwar schnittig aussehend und auch spritzig im Anzug, rostete bereits beim Ansehen. Dazu kamen erhebliche technische Mängel.
https://de.wikipedia.org/wiki/Alfa_Romeo_Sprint
https://de.wikipedia.org/wiki/Alfa_Romeo_Alfasud
Es begann zunächst harmlos. Kurz nach dem Kauf des schmucken Gefährts mit weinroter Lackierung, fiel das linke Bremslicht aus. Es folgten Probleme mit der Bremsanlage. Von den sich alsbald zeigenden Roststellen an den Kotflügeln will ich nur der Vollständigkeit halber berichten. Schließlich, nach knapp einem Jahr und zirka 10.000 Kilometer Laufleistung wurde ein Kolbenfresser, also ein kapitaler Motorschaden diagnostiziert.
Mein Schwager verlangte die Vertragsrückabwicklung. Der Händler bestand auf Nachbesserung in Gestalt eines Austauschmotors. Es kam zu einem Zivilprozess vor dem Amtsgericht in Minden / Westfalen. Der Autohändler K. aus Minden unterlag dort. Er musste die Gurke zum aktuellen Listenpreis ( Zeitwert ) unrepariert zurücknehmen.
Mein Schwager war geläutert. Nie wieder Alfa Romeo. Das waren damals allesamt Montagsautos.
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