Marie - Luise König und der gefährliche Kampf um die Wahl



Das ZDF ist ja bekanntlich eine der öffentlich - rechtlichen Säulenheiligen in der hiesigen Medienlandschaft und dieses, obwohl sich die dortigen Verantwortlichen als Konkurrenz zu noch älteren Tante ARD sehen und dabei so manches Mal den Blick für die eigene Daseinsberechtigung verlieren. Weil das Bundesverfassungsgericht ( BVerfG ) in gefestigter Rechtsprechung auch dem Rentnerkanal aus Mainz das Attribut der medialen Grundversorgung zugebilligt hat, zu dem selbstverständlich auch Nachrichtenmagazine zählen. Eines davon ist nach wie vor " frontal " ( vormals " frontal 21 " ), dass ich seit dem dieses nicht mehr von Theo Koll moderiert wird, eher unregelmäßig sehe.

Nun, mit zunehmenden Alter verstärkt sich bei mir der Drang, alles an - zumeist negativer - Information an mich heranzulassen. Dabei läuft nämlich selbst ein kritisch eingestellter Mensch Gefahr sukzessive abzustumpfen.

Als ich gestern Abend in der Halbzeitpause des zweiten Fußballrelegationsspiels zwischen Eintracht Braunschweig und dem 1.FC Saarbrücken dennoch auf das " Zweite " umschaltete, lief das von Ilka Brecht moderierte Nachrichtenmagazin bereits seit 21.00 Uhr. Ich blieb dennoch bei dem Rentnerkanal, zu dem ich seit dem Ende der 1970er Jahre eher eine innere Abneigung entwickelt habe. Die sich nicht nur wegen des einst reaktionären Richard Löwenthal und dessen Hetzsendung " Kennzeichen D " sowie einer Vielzahl später hinzu kommender CDU höriger Journalisten und weiterer Mitarbeiter eher verfestigte.

Gut, ja, gut, ich sach´ma´, auch nach der Merkel - Ära, in der sich das ZDF nicht selten als Lobhudel - Maschinerie, gerade auch in Bezug auf ihre Migrationspolitik entwickelte und dabei aus den dem rechtsradikalen Dunstkreis die Begriffe des " Staatsfernsehens ", der " Lügenpresse " und des " Systemmediums " um die die Ohren geschlagen bekam, hat sich meine grundkritische Einstellung zu den Mitarbeitern des Prunkbaus auf dem Mainzer Lerchenberg nicht so wesentlich geändert.

Doch ich bin selbst im gesetzteren Alter gerne bereit, diese zu überdenken. Wozu nicht nur der gestrige Beitrag in der " frontal " - Ausgabe des 27. Mai 2025 über die Partei " Bündnis 90 / Die Grünen " beitragen könnte.

Hierin befassten sich die ZDFler aus Mainz nicht direkt mit dem inzwischen zum Alteisen jener Partei zählenden Führungsduo Annalena Baerbock und Robert Habeck, sondern eher mit dem Bundestagswahlkampf 2025, in denen beide mehr oder minder involviert waren. Insbesondere Robert Habeck, der ja von seiner Partei zum Kanzlerkandidaten auserkoren war. Die Bundestagswahl vom 23. Februar ist zwar mehr asl ein Vierteljahr lang her, doch die Nachwehen ihrer sind immer noch zu spüren. Sie endete für die davor regierende Dreier - Koalition aus SPD, Bündnis 90 / Die Grünen sowie FDP bekanntlich in einem mittleren Desaster. 

Die seit mehr als einem Jahr davor in die Öffentlichkeit kolportierten Zwistigkeiten zwischen den beiden letztgenannten Parteien in Gestalt von Robert Harbeck und Christian Lindner hatten viele Bürger, die von den Corona - Jahren, den Auswirkungen des Ukraine - Krieges und einer allgemein grassierenden Zukunftsangst starke verunsichert waren, noch weiter gestresst und genervt. Das spiegelte sich schlussendlich im Wahlverhalten wider.     

Insbesondere in den Bundesländern Brandenburg, Mecklenburg - Vorpommern,  Sachsen, Sachsen - Anhalt sowie Thüringen, den Ländern, die die einstige DDR ausmachten, saß der Frust über die drei Koalitionäre so tief, dass die dortigen Wähler ihnen eine gehörige Abreibung verpassten. Sie schrumpften im Ergebnis auf das Niveau eines Zwergpygmäen - Stammes. Weder die traditionell schwache FDP, noch die nahezu bedeutungslosen " GRÜNEN " erhielten hier zweistellige Wahlergebnisse. Auch die SPD dümpelte in den unteren Bereichen herum.

Das gilt noch mehr für die Stadt Bitterfeld - Wolfen. Die von 76.145 auf 36.815 ( Stand 31. 12. 2023 ) geschrumpfte Stadt im Landkreis Bitterfeld war einst durch ein riesiges Chemie - Kombinat sowie die Filmfabrik Wolfen geprägt. Ein weiterer ökonomischer Faktor stellte der Braunkohle - Tageabbau dar.

Beide Bereiche führten zu enormen Umweltschäden, die nur mittels erheblicher finanzieller Zuwendungen der EU, des Bundes sowie des Landes Sachsen - Anhalt größtenteils beseitigt werden konnten.

https://de.wikipedia.org/wiki/Bitterfeld-Wolfen

Mit der Zerschlagung der drei größten Arbeitsplatzsegmente sank die Bevölkerungszahl kontinuierlich. Die jüngeren Bewohner verließen die Stadt und Region; zurück blieben ältere Menschen, was den demografischen Wandel verstärkte.

Und just dieses ist mit ursächlich für das aktuell gezeigte Wahlverhalten in Bitterfeld - Wolfen. Nicht nur bei den letzten Stadtratswahlen im Juni 2024.

Hieraus ist die AfD als stärkste Partei hervor gegangen.  

https://www.bitterfeld-wolfen.de/de/upload/Endergebnis_Stadtratswahl_2024.pdf

Ähnliches zeigte sich im dortigen Wahlkreis 70 bei der Bundestagswahl im Februar 2025:

https://www.anhalt-bitterfeld.de/de/bundestagswahl-2025/bundestagswahl-2025-endgueltiges-wahlergebnis.html

Für die so genannten Bündnis - Grünen war dort kein Blumentopf zu gewinnen. Das zeigte sich nicht nur anhand der in dem oben genannten ZDF - Beitrag. Die bei ihrer Gründung 1979 noch als Protestpartei angetretenen GRÜNEN ( https://de.wikipedia.org/wiki/Bündnis_90/Die_Grünen ) stehen hier auf nahezu verlorenen Posten. Da dürfte die Bereitschaft ihrer Handvoll Mitglieder für diese Partei und ihren ernannten Kanzlerkandidaten dort die Wahltrommel zu rühren schon als Kamikaze - Einsatz zu bewerten sein.

So kam es denn auch - wie befürchtet und erwartet - zu unschönen Szenen in jenem " frontal " - Bericht vom 27. Mai 2025. Bei dem Versuch, der Wahlhelferin und einzige GRÜNEN - Stadtratsangeordneten Marie - Luise  König wäre sie beinahe tätlich angegriffen worden. Dabei hat sie lediglich für ihre Partei zu werben, so wie die anderen Konkurrenten auch.  Die engagierte Politikerin zeigt sich auf ihrer Internetseite so:

https://marieluisekoenig.fuer-die-gruenen.de

Die wenigen Sequenzen aus dem " frontal " - Beitrag zeigen allerdings, wie es um die politische Streitkultur in diesem, unserem Lande, bestellt ist. Hierzu hat auch der " SPIEGEL " einen kritischen, wenn auch umstrittenen Artikel, in der Ausgabe 2 / 2025 veröffentlicht. Die hier beschriebenen Zustände sind, wenn sie auch von einiger Reihe von Einwohnern bestritten werden ( der Stadtrat beschloss dazu das Verfassen einer Gegendarstellung ).

Bereits vor 9 Jahren berichtete " SPIEGEL Online " über die angeblich schmutzigste Stadt Deutschlands mit dem Namen Bitterfeld - Wolfen ( https://www.spiegel.de/politik/deutschland/afd-erfolg-in-bitterfeld-die-schmutzigste-stadt-deutschlands-a-1082329.html ).

Und dort wird  bereits vor allem auf das Wirken der AfD hingewiesen. Diese rechtsradikale Partei hat ihr nationalistisch geprägte und deshalb ausländerfeindliche Politik durch die späteren Wahlerfolge durchaus erfolgreich intensiviert. Damit entstand in der Stadt auch ein fortschreitendes Klima der politischen Intoleranz. Die übrigen demokratischen Parteien geraten so weiter in einen erheblichen Rechtfertigungszwang, was ihre eigene Existenz und ihre Politik betrifft. Vielfach schlägt dieses gegenüber deren Kandidaten in puren Hass um. 

So, wie es in dem " frontal " - Bericht über den Bundestagswahlkampf  der " GRÜNEN " im Januar 2025 in Bitterfeld - Wolfen gezeigt wurde. Ein Lehrstück darüber, wie es ablaufen wird, wenn die Neofaschisten der AfD immer mehr Macht ausüben dürfen. Was die Stadtratsabgeordnete hier erleben musste hat nämlich Symbolcharakter, denn dieses kann überall geschehen. 



FLORIAN GEYER  -  I´m A Star  -  Beggars Pride  -  1976:




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