Urlaub, Urlaub! Cha Cha Cha!
Es ist viele Jahre her, da sah ich mir im Fernsehen einen Beitrag über Animateure an. Konkreter ausgedrückt: Es handelte sich um Urlaubsanimateure. Und noch weiter eingegrenzt: Es waren solche, die auf einem der viel zu vielen Kreuzfahrtschiffe ihren Beruf ausübten.
So sehen waren hier größtenteils jüngere, sportlich auftretende und redegewandte Männer, die im legeren, sauberen, auf Freizeit getrimmten Outfit, wesentlich älteren, im uniformer Kleidung und standardisiertem Haarschnitt auf einem Oberdeck sitzenden und liegenden Damen, den Sinn des Urlaubs zu vermitteln versuchten.
Ein netter, zugleich kostenträchtiger Versuch, den nicht ganz verarmten Damen jenseits der Renteneintrittsgrenze sowie im sonst eher tristen Single - Dasein ein wenig Lebensfreude zurückzubringen. Nach meiner Erinnerung zeigten die Bilder, dass solche Vorhaben allesamt schon im Ansatz scheiterten. Die überwiegend properen, grauen Damen im Ruhestanddress ließen sich nämlich nicht dazu animieren, mittels aufgesetzten Frohsinns des jungen Mannes in ihrer Mitte, ihren griesgrämigen Gesichtsausdruck zu verändern und die gekünstelte Leichtigkeit des Seins durch einen auf Urlaubsentspannung hindeutendes erheitertes Gesicht auszutauschen.
Nein, der Animateur vermochte es nicht, der zahlungskräftigen, zusammengewürfelten Gruppe von westdeutschen Silverager ein Quantum Lebensfreude in ihre beinahe mumifizierten, wohlgenährten Leiber einzuhauchen. Er scheiterte, nein, sie scheiterten, kolossal an dieser schier unlösbaren Aufgabe.
So bleib es, wie die Eingangslage es dem jungen Mann vorgegeben hatte: Jeder für sich und das gut gefüllte Portemonnaie für uns alle. Die reiferen Damen trollten sich alsdann vom Animationsdeck, um die nächste Stufe des Erlebens auf einem dieser seefahrenden Fleischcontainer zu erklimmen: das Buffett.
Angewidert nicht nur von diesen Bilder und von dem Beitrag insgesamt, erneuerte ich meine von tiefster Überzeugung getragenen Meinung, dass solche teuren, die eigene Lebenszeit vernichtende Aktivitäten für mich nie in Betracht kommen.
Diese Prämisse ist längst zur Triebfeder unserer gemeinsamen Urlaubsplanung geworden. Und so zieht es uns jährlich in das 800 Kilometer entfernt liegende Ostseebad Prerow. Dorthin, wo die Natur in den Sommermonaten nicht von nur grölenden Saufhorden malträtiert wird, der eigene Liegeplatz am Strand nicht von Fleischbergen umringt bleibt und das Meer keine Badewannentemperaturen aufweist.
Für nicht wenige Menschen mag Urlaub in Verbindung mit Fressen, Saufen, Bransen, Meckern und die überschüssige Zeit auf Flughäfen totschlagen verbunden sein, was zur Folge hat, dass diese Gruppe alsdann Urlaub vom Urlaub nehmen muss, doch dabei gilt dann eben auch der Grundsatz: " Außer Spesen nichts gewesen! "
Und so erinnere ich mich ab und zu mit Grausen an jene Sequenz in dem Fernsehbeitrag über jene Animateure auf Hoher See, die in ihrer Verzweiflung, jene Gruppe von älteren Damen auf Deck mit den Worten " Urlaub, Urlaub! Cha Cha Cha! " zu erheitern versuchten.
Es war erfolglos.
Da lobe ich mir den Aufenthalt an der Ostsee, auf dem Darß, in Prerow, bei nur 12 Grad Tagestemperatur!
" Urlaub, Urlaub! Cha Cha Cha! "
GÄA - Autobahn - Alraunes Albtraum - 1975:
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