Das kurze Leben der Bunte Kuh " Martha ".



Die Öffentlich Rechtlichen, vornehmlich deren zweite Geige, das ZDF, haben ja manchmal auch informative Sendungen im Angebot; selbst dann, wenn der Sommer, die Großen Ferien und die teutonisch gespielte Leichtigkeit des Seins, die Programmfürsten mit ihren üppigen Salärs von 300.000 EUR aufwärts, dazu zwingen, die Blechbüchse mit dem dort eingelegten Medium aus dem wohl temperierten Archiv heraus zu kramen. Zu den besseren Sendungen des Zweiten zählt zweifelsohne " frontal21 ". Ein Informationsformat, dass bei den Bunt - Banausen der Privaten bereits Patina angesetzt hätte und garantiert der Totenruhe frönen würde.

So aber nicht im Rentner - Kanal. Der sendet fleißig Folge auf Folge und erfreut sich einer akzeptablen Quote. Am Dienstag berichteten den " Frontaler " über ein alt bekanntes Thema, dass jedoch durch regelmäßige Skandale in den letzten 3 Dekaden ein immer frischen Anstrich bekommt. So, als würde einer, durch 20jährigen Make Up - Missbrauch, der gleichzeitig und extensiv genutzten Höhensonne in den gewissen Studios und dem Genuss von Lungentorpedos, verunstaltetes Püppchengesicht nun einer erforderlichen  Hautstraffung zugeführt werden, um den Teint rundzuerneuern, versuchen die Medien, die längst in Mode gekommene Unart der Desinformation, wonach Lebensmittel deshalb billig sein müssen, weil es der Verbraucher so will, an den Mann zu bringen.  

Während sich die verunstaltete Frau im nicht mehr ganz jugendlichen Alter gegen jene Unbill des schleichenden Älterwerdens nicht durch chirurgische Kniffe entziehen kann, die Brustvergrößerung nicht automatisch zu einer Zunahme des Hirnvolumens führt und ein operativer Eingriff dort, nicht möglich ist,können Sendungen, wie jene des ZDF, sehr wohl zu einem Denk - und Umdenkprozess beitragen.

Da berichten die Lerchenberger aus Mainz über die Massentierhaltung, die Massenproduktion tierischer Nahrungsmittel und deren negative Auswirkungen. Ein hoher Anspruch also, an dem so mancher TV - Journalist bereits in den 1980ern zu scheitern drohte, weil die Betroffenen vor Ort sich mehr als zugeknöpft gaben und - so im Falle der Radio Bremen Mitarbeiter - gar kommunistische Umtriebe witterten, die dort recherchierende Crew als " Rote " und " Nestbeschmutzer " titulierten und kommentarlos in dem 350er Mercedes das Weite suchten.

Inzwischen versuchen die berufsmäßig fungierenden Tierquäler, die Schuld für ihr frevelhaftes Tun nicht zu verschleiern, sondern geben sich sogar auskunftsfreudig. Doch die wahren Ursachen werden woanders lokalisiert, nämlich beim Handel, der wiederum dem Konsumenten als den wahren Tierquäler sieht, weil der angeblich sein Frühstücksei für nur 14 bis 16 Eurocent vertilgen möchte, das Schweineeschnitzel, das Putensteak und die übrigen - zumeist auf dem Grill - zubereiteten Fleischprodukte eben billig einkaufen will.

Der Verbraucher indes - ab - und hochgeschreckt von den Berichten über abartige Zustände in den Tierfabriken - weist ein solches Begehren ernergisch zurück. Er lehnt Hühner - KZs, Schweine - Fabriken und Hochleistungskühe ab. Doch, wenn der Handel sich im Wahn, einen Preis eines Konkurrenten noch toppen zu müssen, förmlich bekriegt, greift er - Preis bewusst handelnd - genüsslich zu. Der Durchschnittskonsument soll je Jahr etwa 59 Kilo Fleisch,   231 Hühnereier und 92,36 Kilogramm Frischmilcherzeugnisse vertilgen. Tendenz? Natürlich steigend!

Die Unmengen müssen nun einmal produziert werden. Und deshalb gibt es spezielle Nutztierzüchtungen. So wurden Schweine aus dem Labor gezüchtet, die über ein Rippenpaar mehr als die herkömmliche Art verfügen. Hennen werden, nachdem die männlich Küken vergast und entsorgt wurden, so gehalten, dass sie zeitgenau ihr Ei legen. Milchkühe, die trächtig sind, werden samt Fötus zum Schlachthof abgegeben, weil sie kein rechnerischen Nutzen mehr bringen.
Zudem werden überwiegend Hochleistungskühe, die so genannten " Holstein Friesan ", die schwarz . weiß gescheckte oder Bunte Kuh, in den Stäälen gehalten, wo die Mehrzahl von ihnen nie eine Weide, das Tageslicht und Auslauf kennen lernen wird, sondern in stoischer Einfalt nur das Stalleben. Dieses bedeutet: Elektronisch überwachte Fütterung, keine Pflege und die Zugabe von chemischen Zusätzen gegen Erkrankungen sowie um die Milchabgabe zu steigern.

Von eben diesen Zuständen in der industriellen Landwirtschaft berichten die ZDFler in der Ausgabe " fronatl 21 " vom 25. August 2015, die den Titel trägt " Tierfabrik Deutschland ".


http://www.zdf.de/ZDF/zdfportal/programdata/f66838f5-a8fb-3da8-aa23-7a6accf45314/b26ebcc3-2221-446a-97f8-299d5a0fb9cb?doDispatch=1

Ein alter Hut eigentlich, der jedoch immer noch aktuell zu sein scheint. Wie in anderen Bereichen der Wirtschaft auch, scheint es gegen die kritikwürdigen Zustände bei der Massentierhaltung und industriellen Lebensmittelherstellung kein Patenrezept zu geben. Wenn der Verbraucher künstlich produzierte Lebensmittel ( Designer Food ) ablehnt, wenn er Eingriffe in den biologisch vorgegebenen Ablauf ( Gen - Mais ) nicht möchte, wird er automatisch auf Lebensmittel zurück greifen, die vermeintlich aus der Ursprungslandwirtschaft entstammen. Doch, diese Agrarwirtschaft gibt es nicht mehr, weil der Selbstversorger - auch wenn es auf diesem Feld eine Renaissance gibt - der Vergangenheit angehört; der Nebenerwerbslandwirt seit mindestens 3 Dekaden nicht mehr existiert und die von der verdummenden Werbung suggerierten, glücklichen Almkühe, längst zu einer Fata Morgana geworden sind. So wird der Zuversorgene zwangsläufig auf das Angebot im Handel vorlieb nehmen müssen.

Der wiederum verkackeiert den Konsumenten, indem er Fantasienamen für Lebensmittel zulässt und anbietet, die weder etwas mit Wiese, Weide oder Alm zu tun haben und auch nicht Bio,Öko oder Land im eigentlichen Sinn als Bezeichnung tragen dürften, weil es allesamt industriell gefertigte Produkte sind. Der Verbraucher greift aber dennoch zu, denn eine vollständige Aufklärung ist von der Lobby nicht gewünscht. Keiner der bisher 15 Minister seit 1949 ( 1990 ) haben es geschafft, die Lobbyisten - Bande in Bonn und Berlin unter Kontrolle zu bekommen.
 (  https://de.wikipedia.org/wiki/Kategorie:Landwirtschaftsminister (Bundesrepublik_Deutschland)

Und so gerieten deren Versuche, den Verbraucherschutz durch Gesetze, Verordnungen und Absichtserklärungen zu stärken, vollends zur slap stick - Einlage. Als besonders unfähig erwies sich dabei die CSU - Dame Ilse Aigner. Eine Bayern - Trutsche mit dem Hang, selbst sich aufdrängende Problemlösungen, wie beispielsweise eine verbesserte Information des Konsumenten durch die Einführung der so genannten Ampel auf Lebensmitteln, als nicht vorhanden zu erklären. Sie durfte deshalb nach 4 Jahren als zuständige Ministerin in Berlin, aufgrund erwiesener Unfähigkeit, zurück in Papa Seehofer´s CSU - Schoss.

Wäre das Ampelsystem auf Lebensmittel eingeführt worden, hätten garantiert weit mehr als die Hälfte aller angebotenen Artikel ein rotes Pünktchen für " nicht empfehlenswert " bekommen und wären vielleicht sogar vom Markt verschwunden.
Ich hätte sogar einen schwarzen Punkt noch hinzu gefügt, nämlich für die Herstellung und Verarbeitung von Lebensmittel unter Zuhilfenahme ausländischer Sklavenarbeiter im Niedriglohnsektor.

So bleibt auch nach der " frontal 21 " - Sendung die offene Frage. nach dem " Wie soll es weiter gehen? " Und die bleibt auch durch solche Informationssendungen unbeantwortet, denn dem empörten Betroffenheitsmichel bleibt eigentlich nur ein Druckmittel: weniger und bewusster kaufen, fressen und saufen!
Dann könnte der Umsatz zurück gehen, damit auch das Angebot, von dem einige Millionen Tonnen jährlich vernichtet werden muss, und die Bunte Kuh " Martha " im flachen Schleswig - Holstein dürfte mehr als nur 3,5 Jahre weiter leben, ehe sie ausgepumpt, ihre Rente auf einem Gnadenhof genießt.


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