" Halbschatten ", ein Film von Nicolas Wackerbarth.


Jetzt, wo die Ferienzeit die Programmmacher der Öffentlich  Rechtlichen aus gewohnheitsrechtlichen Gründen veranlasst, dem Glotzer eine Wiederholung nach der anderen auf das Matschauge zu drücken, ist jeder Zwangskonsument dafür dankbar, wenn es ab und an Live - Sport gibt. Gegenüber dem Konservensalat aus dem Kellerregal von ARD und ZDF sind selbst die langweiligen Schwimm - Weltmeisterschaften in Kasan, die aufgeblasenen Event - Kickereien rund um den " Audi " - Cup im Münchner Arroganz - Stadion und das elende Ball - Gekloppe bei irgendwelchen Tennisveranstaltungen alle Male spannender. Bald gibt es wieder die volle Bundesliga - Dröhnung und mehr.  
Doch bis dahin hat sich der abgeschlaffte TV - Konsument mit den Perma - Wiederholungen zu begnügen. Doch es geht auch anders.

Die jährlich wiederkehrende Sommerzeit ist eigentlich die Zeit der Flaute für die Erstaufführung von neuen Fernsehproduktionen. Ausnahmen bestätigen aber auch hier die Regel und deshalb gibt es Reihen wie das „Sommerkino im Ersten“ oder das „Filmdebüt im Ersten“ sowie ähnlich klingende Sendungskategorien im Zweiten. Hier werden ab und an  Filme angeboten, die außerhalb der Freibadsaison den Weg ins Programm kaum finden würden. Der Film „Halbschatten“, ist das so genannte Langfilmdebüt von Nicolas Wackerbarth (Buch und Regie), dürfte zweifelsohne in dieses Genre einzustufen sein. Denn hier wird auf  die übliche Dramaturgie bewusst verzichtet. Statt ihrer setzt Wackerbarth auf stille Beobachtungen, filmische Ausforschung von Bewegungen und Bildern, selbst das Rauschen des Windes in den Blättern und das Gebell eines Hundes in den Mittelpunkt einer Handlung, die sich ein wenig, aber nicht allzu weit entwickelt. Gesprochen wird hauptsächlich Französisch mit deutschen Untertiteln.
Zugegeben, das ist für den Normal - Konsumenten gewöhnungsbedürftig.
Diese Form der cineastischen Darstellung prägt die so genannte 
„Berliner Schule“.


Ein Begriff, mit dem allenfalls cineastisch interessierte Zuschauer warm werden können und damit etwas anzufangen wissen. Die " Halbschatten " -  Hauptfigur ist Merle (Theaterschauspielerin Anne Ratte-Polle), die im südfranzösischen Ferienhaus bei Nizza, an das  ihrem Verleger und auch Liebhabers Romuald gehört, eingeladen wird. Statt diesen  Mann bei Ankunft zu vorzufinden, begegnet sie dessen halbwüchsigen Kindern. Da deren Mutter vor einiger Zeit verstarb.  Schon mit der Ankunft Merles wird dem Zuschauer klar, das dieser Film kein Versprechen auf schön abgefilmte Ferientage an der Côte d’Azur einlösen wird. Es wird auch keine Romanz mit sozial - kritischem Hintergrund.. So läuft die Hauptakteurin den Weg zum Haus von der Stadt aus hoch. Der Himmel zeigt sich bedeckt, der Wind, wahrscheinlich der Mistral, streicht durch Büsche und Bäume. Kein Urlaubswetter. Als Merle klingelt öffnet niemand. Später trifft sie zwar den Hausmeister, der jedoch ein baldiges Eintreffen des Freundes verneint. Merle wartet also.
Einige Zeit später kommen Emma (Emma Bading) und Felix (Leonard Proxauf) aus dem Strandbad. Sie verhalten sich  sofort unfreundlich und feindselig. Auch verhält sich eher abwartend, schaut den Jugendlichen distanziert zu. Später sieht sie sich eher forschend das Ferienhaus mit seinen Gegenständen und Designerstücken an. Das Verhältnis zu den beiden Kindern von Romuald bleibt kühl, mit einer feindseligen Grundeinstellung. Merle probiert später die Rolle der Fürsorglichen, wartet weiter auf ihren Romouald und schreibt nebenbei an einem Buch. Auch die Einheimischen stehen ihr abweisend gegenüber, sie wird in der örtlichen Konditorei beleidigt, von einer Boutiquenbesitzerin zudem peinlich und unhöflich behandelt. Dann bewirtet sie eher zufällig Romuald´s Nachbarn, die sich ausgesperrt haben (eine wird gespielt von Maren Kroymann). Romuald selbst kommt aber nicht, und er ruft auch nicht an.
 Während die ausgesperrten Nachbarn sich in dem Haus ihres Freundes gemütlich bei Rotwein und Essen auf Hilfe warten, um in ihr Haus zu gelangen, geht Merle in die Stadt.
Hier trifft sie Freunde von Emma und Felix, die Spass haben wollen. Sie lässt sich auf eine Drogen - Party im Haus eines dieser Freunde ein. Die Jugendlichen ziehen sich Kokain in die Nase und trinken Alkohol. Als es zu Sex zwischen einem Paar kommt, verlässt Merle, sich eher prüde zeigend, den Raum. Wenig später  wird sie von Felix, der ihr gefolgt ist, heftig geküsst. Es kommt zu einer bizarren Liebesszene, denn sie übernimmt sofort den aktiven Part und setzt sich mit halb entblößten Oberkörper auf den Jungen. Der ist zunächst perplex und lässt einige Intimitäten über sich ergehen. Dann schlägt Felix plötzlich zurück. Er versucht Merle mit offener Hose und mit Gewalt zu nehmen. Sie stösst ihn von sich. Feix knallt mit dem Kopf gegen eine Steintreppe und wird halb bewusstlos. Merle zieht ihren Pullover wieder an und geht zu Fuß zu Romuald´s Haus zurück. Nach dem sie dessen Wagen vor dem Haus sieht, löst sie die dortige Alarmanlage aus und versteckt sich, während er mit der Taschenlampe auf dem Grundstück herum sucht, in einem Gebüsch. Als Romuald zurück in das Haus geht, wartet Merle noch einige Zeit ab, dann fährt sie mit dessen PKW fort.

Ein eigenwilliges Ende eines ebenso eigensinnigen Films von Nicolas Wackerbarth, der den Zuschauer wohl darauf hinweisen möchte, dass es zwischen den angenehmen Seiten des Lebens, wie einem Urlaub im Hochsommer am Meer,die parallel verlaufenden Ereignisse mit weniger schönen Verläufen gibt und - das soll wohl die Grundaussage sein -, dass es sich manchmal nicht lohnt auf einen Menschen zu lange zu warten, weil sich daraus schnell erkennen lässt, welche Wertschätzung einem selbst entgegen gebracht wird.

Auch wenn der Film keine spektakulären Inhalte vorweist, so hat er für jene Zuschauer, die über ein gerüttelt Mass an Lebenserfahrung verfügen, einen gewissen realen Bezug. Das sehen auch die Kritiker und Rezensenten im Netz so; mit Ausnahme des Mitarbeiters der " Mittelbayrische " mit Namen Andreas Günther, der in dem Film einen " Thriller " erkannt haben will. Na, aber, Meister Günther, wo denn das? Doch nicht etwa in der Rahmenhandlung, innerhalb derer, eine Enddreissigerin, kinderlos, Journalistin und selbst bewusst, auf Geheiß ihres Liebhabers nach Südfrankreich reist, um dort vergeblich auf diesen Mann zu warten, so wie die Personen es im Klassiker " Warten auf Godot " vormachten? Nö, Maestro, da hasste was verwechselt oder den falschen Streifen gesehen. Nicolas Wackerbarth´s Film ist weder " Thriller ", noch hat er diesen Anspruch, ein solcher zu sein, je erhoben. Und was du sonst noch als Kritik ins Feld führst, ist keine. Es sei denn, du bist der festen Überzeugung, dass es in deinem Leser - Umfeld solche Filmpersonen nicht geben darf, die sich ansatzweise mit Minderjährigen einlassen, als Jugendliche Kokain schnupfen und nackt im Pool herum schwimmen, wenn ein Minderjähriger anwesend ist.

Die Aussage des Films ist nicht die, dass hier über  ein angeblich " verquastetes " Frauenbild, eine ansonsten inhaltslose Handlung kaschiert werden soll, um zu zeigen, wie sinnlos ein Leben ohne Familie sein kann, wenn Frau sich ihre Lebensinhalte selbst aussucht, sonder jene, dass es eben keinen Sinn macht, auf einen Mann zu warten, der zunächst nicht erscheint und dann die wartende Frau nicht einmal vermisst. Und wo " Inszenierungsschnitzer " vorliegen sollen, solltest du mal klar und deutlich aufzeigen, damit ich mich als mehrfacher Konsument dieses Films mit dir " fremdschämen " kann. Beschämend ist wohl eher deine verklemmte Moral. Auch in 2015 nichts Neues in Bayern. 

Ich will es aber damit bewenden lassen. Mögen meine Leser hier sich ihr eigenes Bild zu deinen fachspezifischen Ergüssen machen, sonst laufe ich noch Gefahr, dass du deinem Chefredakteur über mein Posting informierst, der dann beim FC Bayern München anruft, den Großgott Hoeneß am Telefon verlangt, mit diesem über mein unbotmäßiges Verhalten dir gegenüber spricht, woraufhin diese dem zweiten Großgott " Pep " die Order erteilt, bei den Pflichtspielen gegen die Hertha aus Berlin und meinem SVW, beiden jeweils die Hucke voll zu hauen.  In diesem Sinne, der " Thriller " " Halbschatten " hat mir trotz der Kritik, mit der du allein auf dem Flur stehst, sehr gut gefallen - " Berliner Schule ", eben.    


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