" Der Patriarch ", ein rühriges Schurkenstück im Doku - Format.




Eigentlich wollte ich mir die Nachbearbeitung des Falles " Uli Hoeneß " in Form einer Mischung aus Dokumentation und Fernsehfilm ersparen. Vor allem, weil mir die ewige, mediale Lobhudelei um den FC Bayern auf die Nüsse geht. Es reicht schon, wenn über die aktuelle Fußball - Berichterstattung dieser " Überverein " ständig erwähnt wird. Kaum aufgewacht, den Kaffee - Pott am Mund, den " SPIEGEL " vor den Augen, dröhnt die Ober - Druidin der lobpreisenden MDR Info - Sportnachrichtenredaktion Heine, die aussieht, wie einst das tschechoslowakische Lauf - Kraftpakt Jarmila Kratochvilowa, in meinen Ohren und seiert Lobgesänge über den bayrischen Rekordmeister in den Äther. Mensch, dat is kaum auszuhalten. Und auch die TV - Kollegen in den ÖRs, den Spartenkanälen und privaten Sportsender, äffen dieses Gelabere bis zum Erbrechen nach.

Dann wurde auch noch eine Vorab - Rezension im bajuwarisch formatierten Nachrichtenmagazin " Focus ", dessen fetter Ex - Chef Markwort ja bekanntlich ein glühender Anhänger des FCB ist, im Netz zu dem ZDF - Beitrag zum Ablachen dort eingestellt, die das Machwerk der Zweiten in der Luft zerriss. Also, ich sah mir den TV - Film " Der Patriarch " nicht an jenem Abend an, an dem er gesendet wurde. Eigentlich wollte ich ihn mir überhaupt nicht ansehen. Doch meine bessere Hälfte entschloss sich, den ZDF - Film aufzunehmen. Eine weise, eine sehr gute Entscheidung, denn mir wäre ein wirklicher Leckerbissen durch die Lappen gegangen.

So kam ich am Freitagabend in den Genuss den Film zu schauen, der neben nachgespielten Szenen auch viele Einblendungen in Form von Archivmaterial über die Kindheit, die Jugend, die Berufsfußaller - Laufbahn des Ulrich Hoeneß, geboren am 5. Januar 1952 in Ulm, enthält. Der 1, 1/5 stündige Beitrag zeigt sehr gut nachvollziehbar, wie ein eher in bescheidenen, kleinbürgerlichen Verhältnissen aufgewachsener Sohn, den Stallgeruch dieses Milieus nie ablegen konnte.
Er konterkariert das Spießige eines Mannes, dessen Leben alsbald nur aus Fußball bestand und diese Fußballwelt stellt der FC Bayern München dar. Es ist " Uli´s " Lieblingskind.

Für dieses Ziehkind hält " Uli " dann auch noch seinen Kopf hin.

Der Film wird dann und wann sogar durch einen Hauch menschlicher Tragik geprägt, dann nämlich, als Hoeneß sich vor der Wirtschaftsstrafkammer des Landgerichts München I wieder findet. Nach einer Verkettung schicksalhafter, negativer Umstände muss " Uli " statt den großen FCB - Boss, nun den kleinen Angeklagten mimen, der zum Spielball der Juristen degradiert wird; so, als sei der große FC Bayern im CL - Finale von einem anderen, renommierten Klub auseinander genommen worden.

Aber, schön der Reihe nach.

" Uli " soll nach seinen eignen, unwiderlegbaren Angaben, seit mindestens 10 Jahren an der Börse Devisenspekulationsgeschäfte betrieben haben. Die Ermittlungen gegen ihn ergaben, dass er binnen einer Dekade 52.000 Transaktionen durchgeführt haben soll. Nachdem Hoeneß die daraus erwirtschafteten Gewinne nicht innerhalb eines Kalendersjahres investiert hatte, wurde sie steuerpflichtig. Demnach war er gehalten, diese Gelder, die zunächst auf mehreren Konten in der Bundesrepublik " geparkt " waren, ehe sie auf ein Nummernkonto der Vontobel - Bank in der Schweiz transferiert wurden, in seinen Steuererklärungen ab 2003 bis 2009 anzugeben.

Die weiteren Abläufe in dem Steuer - Skandal Hoeneß sind bekannt. Die unwirksame Selbstanzeige, ist aber eigentlich nicht das Unglaubliche an diesem Fall, sondern eher die Dickfälligkeit, mit der Hoeneß sich auch noch als Unschuldslamm in der Öffentlichkeit verkaufen wollte. Hoeneß als Opfer der Politik? Einer Politik, die er so hingebogen haben wollte, dass sie reiche und " superreiche " Bürger in diesem Lande als Personen Erster Klasse behandeln soll, nur weil sie sich in irgendeiner Weise sozial gezeigt haben?

Nun, es kam anders, als Hoeneß glaubte. Er verließ nicht den Sitzungssaal des Münchner Landgerichts I als freier Mann, sondern wurde zu 3 Jahren und 6 Monaten Haft verurteilt, nach dem die Staatsanwaltschaft 5, 5 Jahre und die Verteidigung eine Freiheitsstrafe auf Bewährung in ihren Plädoyers verlangt hatten. Hoeneß war, nachdem er die Möglichkeit, dieses Urteil durch den Bundesgerichtshof überprüfen zu lassen, eingeknastet. So, wie die Justiz es häufiger mit Halunken seines Kalibers macht.

 https://de.wikipedia.org/wiki/Uli_Hoene%C3%9F

In dem ZDF - Film wurde allerdings auch deutlich, dass Hoeneß nicht selbst jene dreistelligen Millionenbeträge verbrauchen wollte, sondern er diese Summen für den FC Bayern auf den Konten geparkt und später in die Schweiz verschoben hatte. Hoeneß, der Wurstkönig aus Bayern, hatte selbst genug Vermögen, um ein Sorgen freies Leben bis zum Tod zu führen. Das galt für sein Baby, den FCB, eben nicht.

Wer in der Garde der Spitzenklubs dieser Welt mithalten möchte, muss Moneten auftreiben. Der FCB hinkte dort gewaltig hinterher. Das wurmte Hoeneß. Der FCB sollte genau so finanzstark sein,, wie ManU, Real Madrid, der CF Barcelona und die italienischen Top - Teams, die mit zweistelligen Millionenbeträgen gute und sehr gute Spieler kaufen konnten. Also besorgte sich Hoeneß Geld für den Verein aus anderen Quellen. Dieses kam jedenfalls in der ZDF - Doku zur Sprache.

Hoeneß mag vielleicht wild gezockt haben, aber nicht in der Größenordnung, wie er es darstellen ließ. Wer als Laie auf diesem komplizierten Terrain solche Gewinne einheimsen will, der muss immense Kenntnisse von der Materie, Zeit, und noch mehr Geld haben. Hoeneß hatte dieses nicht. .
Und so liegt die Vermutung nahe, dass es nicht Börsenspekulationen waren, die einen dreistelligen Millionenbetrag auf jenem Vontobel - Konto erscheinen ließen, sondern Schwarzgelder, die Hoeneß für den FCB akquirierte. Aus Quellen, die ebenfalls mit illegal erhaltenen Beträgen arbeiten. Konzerne, Großbetriebe und Sponsoren des FCB, eben.

Nun, der Film, in dem der Schauspieler Thomas Thieme zum " Uli " vor Gericht wurde, spekuliert oder qualifiziert hierzu indes nicht, um eine juristische Auseinandersetzung mit dem einstigen " Patriarchen " aus dem Weg zu gehen. Das ist gut so, weil die wahre Geschichte der Affäre Hoeneß eigentlich nur er selbst und der inzwischen untergetauchte Vontobel - Mitarbeiter, der Kontaktmann von Hoeneß, diese kennt.

Den FCB - Anhängern ist´s eh wurscht. Sie verehren ihren " Uli " immer noch. " Uli, vergelt´s Gott " stand auf einer Pappe zu lesen. Junge, da müssen die restlichen Hirnwindungen bereits so verkalkt sein, dass solche Berufsblinden den wahren " Uli " nicht mehr erkennen können. Nun ist er vorbestraft, kann in 2016 mit einer vorzeitigen Entlassung durch ein erfolgreiches Halbstrafengesuch rechnen und wird nach den 5 Jahren darbender FCB - Abstinenz wieder dem Klub zur Verfügung stehen.

Vergelt´s Uli, dass er einen Fehler gemacht hat. Oder waren es gleich 52.000 oder sogar noch mehr?

Dem FCB war es völlig egal. Der Verein verprügelt - für " Uli " und auf dessen Geheiß - seit beinahe 3 Jahren die gesamte BL - Konkurrenz und war nur von den Spaniern zu stoppen. Nix da mit " Hasta siempre, commandante ".

Es ist besser so.

In diesem Sinne: Gut´s Nächtle mit Jan Gabarek und dem Che Guevara - Stück:





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