Mit RAL - Tabelle in der Hand, friedlos durch das Auenland.



Der Traum eines jeden Normalos ist neben einem hoch preisigen Auto, einem traumhaften Urlaub und einem Idealpartner, wohl der, nach den eigenen Vier Wänden. Im Zuge der Niedrigzinspolitik wird der letztere Wunsch durchaus zur Realität werden, sofern die mindestens 20 %  Eigenkapital flüssig gemacht werden können. Einst mussten dafür Eltern, Schwiegereltern und / oder die Bausparverträge her halten. Heute ist ein Finanzierungsmix der Quell jener Träume vom eigenen Heim.

Doch Vorsicht! Wie in anderen Wirtschafts - und Lebensbereichen der hoch komplexen Gesellschaft, steckt bei der Umsetzung des Bauwunsches, der Teufel im Detail. Da kann ein Traum ruckzuck zum Albtraum mutieren. Zu jenen Unwägbarkeiten, die auf einen ahnungslosen Bauwütigen zu kommen können, zählt neben einem insolventen Bauträger, Baupfuschern, auch der wiehernde Amtsschimmel.

Und um diesem geht es in einem Bericht des Magazins " extra 3 ", das vom NDR produziert wird.
Dieser Gaul wieherte und schlug in Niedersachsen aus; dem Bundesland mit dem Zossen im Wappen, jenem, dass viel mit Pferden zu tun hat - wenn auch lebenden.

Zwischen der Landeshauptstadt Hannover und der Freien und Hansestadt Bremen liegt die selbständige Gemeinde Neustadt am Rübenberge. Ein idyllisches Städtchen mit etwa 43.000 Einwohnern, auch nicht so klein. Bis zu der Gebiets - und Gemeindereform 1974 war Neustadt am Rübenberge ( ehemaliges Kfz - Kennzeichen NRÜ  ) sogar ein eigenständiger Landkreis. Dieser wurde dann der Stadt Hannover zugeschlagen. Die Stadt Neustadt am Rübenberge erhielt gleichzeitig 34 Ortsteile, die sich überwiegend aus ihr eingegliederten Gemeinden zusammen setzen.

Weil Hannover als Großstadt expandiert, der Wohnraum dort nicht gerade günstig ist, wächst auch Neustadt am Rübenberge im näheren Einzugsbereich der Landeshauptstadt kontinuierlich.


https://de.wikipedia.org/wiki/Neustadt_am_R%C3%BCbenberge


Da muss dann auch Wohnraum geschaffen werden. Möglichst bezahlbarer und noch besser, in Form von Eigentum. Schuckeligen Einfamilienhäusern, die in normierten Stil auf abgesteckten Grundstücken mit gleich aussehenden Vorgärten, den Flair eines Lego - Hauses versprühen. Schöne Klinkerbauten, vielleicht sogar unterkellert und mit glänzenden Dachpfannen von Braas, Creaton, Eternit oder dem lokalen Hersteller Meyer - Holsen geliefert.

Eine solch standardisierte Neubau - Siedlung ist im Stadtgebiet mit dem tollen Namen " Auenland " entstanden. " Auenland ", das hört sich - natürlich - nach " Herr der Ringe " an. Das suggeriert die Hobbit - Lebensweise. Die als Selbstversorger dann sogar steinalt werden könnten, wenn sie nicht von ihren Feinden aus dem Dunstfeld von Sauroman und Sauron oder den Orks darin gehindert werden.

Doch auch im friedlichen Lego - Land " Auenland ", entlang von freien Feldern und mit Blick auf die Natur, dräut nun Ärger für eine Reihe von Bauherren und auch Damen.
Die städtische Baubehörde hat bei einigen der Neubauten eine Abweichung bei den vorgegeben Farben der Dachpfannen ( vulgo: Ziegel ) fest gestellt. Das geht nun gar nicht. So, wie es untersagt ist, grüne, blaue oder gelbe Dachpfannen auflegen zu lassen, soll es auch innerhalb der erlaubten Farbskala keine Abweichungen geben dürfen. Aha!

Also wenn anthrazit noch farblich zulässig ist, dann darf die Bedachung eben nicht schwarz sein. Und hier streiten sich die Eigentümer und die Baubehörde. Was ist überhaupt eine Farbabweichung? Sind RAL - Farben als Bewertungskriterium heran ziehbar, wenn Dachpfannen nicht nach RAL - Farbnorm hergestellt werden, wie die betroffene Bauherrenseite behauptet?


file:///C:/Users/lobster53/Downloads/dacheindeckungen_auenland%255B1%255D.pdf

Streit im friedvollen " Auenland " zwischen Neustadt am Rübenberge und Wunstorf / Nienburg / Weser gelegen. Dort, wo sich einst - wie im Tolkin´schen Epos " Herr der Ringe " auch - friedlich Hobbit, Fuchs und Hase eine Gute Nacht sagten. Wo soll das hinführen?

Zunächst zum Amtsschimmel im Neustädter Stadtverwaltungsneubau. Dort äppelte der galoppierende Amtsschimmel eine Vielzahl von Verfügung heraus. Darin wurden die betroffenen Eigentümer aufgefordert, die Bedachung - die ja angeblich baurechtswidrig sei - alsbald zu entfernen. Das kostet Geld. Viel Geld! Etwa 10.000 EUR im Einzelfall. Viel Kohle also, die sich die vom Bauamt der Stadt Neustadt am Rübenberge Veräppelten eventuell von der örtliche Sparkasse geben lassen könnte. Die sitzt ja ganz dick im " Auenland " - Projekt mit drin. "  Wenn´s um Geld geht... ".

Da gibt es nun reichlich Zank, Streit und für Anwälte viel zu tun - im friedlichen " Auenland ", dort, wo sich abseits der Lego - Häuschen mit raspelkurzem Zier - oder Sportrasen, kleinen Ziersträuchern und bunten Rindenmulch links und rechts vom Eingangsbereich, " Frodo" und seine Hobbit - Freunde nächtens fragen, ob die Bauamtsverantwortlichen nicht ´ne Pfanne locker haben. Hilf, Hobbit, hilf ihnen. Damit sie wieder zur Vernunft kommen und die Gäule, die mit ihnen durch gegangen zu sein scheinen, umgehend wieder auf die Koppel gelangen, um sie auf den " Auenland " - Weiden friedlich grasen zu lassen.




Kommentare

Octapolis hat gesagt…
Ja, in Niedersachsen gibt es Hobbits. Selber schon gesehen! ;o)

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