Der schöne Konsul aus Berlin: Hans - Hermann Weyher.
Als das bundesdeutsche Fernsehen neben platter Unterhaltung auch einen gewissen Bildungsauftrag vorweisen konnte, hatten die Sendungen manchmal sogar einen gewissen Anspruch; selbst dann noch, wenn es sich um " Talk " - Formate handelte. Nun, diese Zeit ist lange vorbei und wird auch nicht mehr wieder kommen. Deshalb besinnt sich so mancher ÖR-Spartensender auf das Ehemalige und kramt aus den riesigen Archiven die Konserven hervor, die einst für die späteren Generationen dort eingelagert wurden, um denen belegen zu können, dass TV-Formate auch durchaus Qualität haben können.
Die Sendung " 3 nach 9 " gehört mit ihren Anfangsjahren alle Male zu den Juwelen aus der Ramschtruhe der ÖRs. Folgerichtig serviert die kleinste TV-Anstalt in der BRD, nämlich Radio Bremen, den Nostalgikern - aber nicht nur denen - einen 60minütigen Extrakt aus der Ära ab 1974, der mit " Die Flegeljahre " betitelt wird. Aus jener Zeitschiene rührt auch eine Sendung vom 25. 01. 1980 her, die illustre Gäste, wie " Uns Udo " Lindenberg, Prof. Dr. Kurt Biedenkopf und einen Konsul mit dem Namen Hans-Hermann Weyher.
Weyher, geboren am 22. April 1938 ( lt. PND 1935 ) war inzwischen in den Regenbogenblättern und Klatsch - und Tratschpostillen bekannt wie ein bunter Hund. Er selbst gab sich als Consul Weyher Graf von Yorck aus.
Weyher war in den diplomatischen Kreisen durchaus wohl gelitten, denn er verband den internationalen " Jet Set " - Klüngel, zudem damals auch der angebliche " Playboy " Gunter Sachs zählte, mit seinen Interessen, die von ihm auserwählte gesellschaftliche Elite mit erkauften Kosuln -Titeln zu schmücken, an deren Vermittlung er beteiligt war.
Weyher hielt sich auch politisch nicht zurück. Behauptete selbst, Mitglied der CSU gewesen zu sein und pflegte Bekanntschaften mit zwielichtigen Gestalten wie den paraguayischen Diktator Stroesser.
http://de.wikipedia.org/wiki/Hans-Hermann_Weyer
Da stand nun an jener Sendung vom 25. 01. 1980 hinter einem Baraufbau des Studios von Radio Bremen der Mitmoderator Wolfgang Menge, schon längst kahlköpfig, und befragte den schönen Konsul nach seinen Geschäftsaktivitäten. Ohne Unterbrechung plauderte der Meister der Selbstdarstellung über seine Anliegen, in Deutschland (West) wieder eine politische und gesellschaftliche Klasse heran züchten zu wollen. Weyher entpuppte sich als ein arroganter, aufgeblasener Gockel mit radikalen Einstellungen, die damals eher unbeliebt waren. Der exzellent moderierende Wolfgang Menge entlockte dem Gauch denn tatsächlich einige Sätze, die deutlich zeigten, welches Geisteskind der noble Konsul war. Was zu der Zeit noch als konservativ galt, nämlich den Reichtum auch öffentlich über bestimmte Latrinenblätter zu präsentieren, gehört über 30 Jahre danach längst wieder zum guten Ton.
So erntete der Sprücheklopfer Weyher, der gegen die linke Politik in Bonn, den angeblich immer noch linken Zeitgeist in der Gesellschaft und auch gegen die bürgerlichen " Linken ", die aber in Wahrheit genauso verspießt waren, wie erselbst, schallendes Gelächter und einige Male ein ungläubiges " Oh! ", als er mit markigen Floskeln dagegen vom Leder zog.
Weyher ließ sich auch von Zwischenfragen der jovial auftretenen Marianne Koch und den London-Korrespondentend er ARD, den leider viel zu früh verstorbenen Karl-Heinz Wocker, aus der Ruhe bringen und prügelte weiterhin verbal auf die angeblich unterbelichtete Politikkaste in Bonn ( den anwesenden Herrn Prof. Dr. Biedenkopf zählte er ausweislich nicht dazu ), die linken gesellschaftlichen Strömungen und die damit verbundene Tendenz zur Gleichmacherei an. Wolfgang Menge ließ ihn zum Gefallen der Fernsehzuschauer gewähren. Denn noch nie zuvor hatte sich ein Schmarotzer der kapitalistischen Wirtschaftsordnung und Profiteur der immer noch vorhandenen Obrigkeitgläubigkeit in derartiger Weise selbst demontiert.
Nun Weyher ist längst älter geworden. Um ihn wurde es ruhiger. In den Zeiten der Globalisierung werden seine Dienste eher nicht mehr gefragt. Hier benötigt kaum noch ein Millionär den Konsultitel, um damit zeigen zu können, dass er etwas Besonderes ist. Dazu reichen materielle Luxusgegenstände vollkommen aus.
Der schöne Konsul ziert deshalb nur noch sporadisch die Titelseiten der Schmierenzeitschriften a´la´" BUNTE ", " NEUES BLATT " oder " FRAU im SPIEGEL ". Es sind ja inzwischen mehr als genug andere Köpfe vorhanden, deren Innenleben von diesen Postillen ausgeweidet wird.
http://www.consulweyer.de/
Kommentare