Sehnsucht.



Es gab, gibt und wird es auch weiterhin geben: den anspruchsvolleren bundesdeutschen Film.
Als 3Sat am 13.02.2012 spät, nämlich ab 23.00 Uhr die Produktion der Regisseurin Valeska Grisebach ausstrahlte, lag die Hälfte der BRD-Gaffer wohl längst in den Federn, der Rest vergnügte sich mit TV-Müll.

Da wird so mancher Kulturbanause etwas verpasst haben:
 Das Drama hat seinen Schauplatz in dem Kaff namens Zühlen in der brandenburgischen Provinz. Einem Nest am Ruppiner Wald, dort, wo baufällige Häuser aus DDR-Zeiten vermodern und gesellige Abende bei der Freiwilligen Feuerwehr die einzige Abwechselung im Arbeitsalltag darstellen. Dort, wo die Zeit stehen geblieben zu sein scheint, dort  ist auch Markus (Andreas Müller) zu Hause. Der gelernte Schlosser hat seinen Meister gemacht und ist selbständig. Er lebt mit seiner Jugendliebe Ella (Ilka Welz) zusammen. Die beiden, Anfang 30, scheinen das perfekte Paar zu sein, immer glücklich, immer noch frisch verliebt. Nur selten gehen sie getrennte Wege. Markus ist in der Freiwilligen Feuerwehr aktiv. Hier führt er seine privaten Kontakte zu Männern aus der FW Zühlen, mit denen er regelmäßig gesellige Saufabende erlebt, während  Ella  in einem Frauenchor des Dorfes singt..
Als Markus während einer Dienstreise mit der Feuerwehr zu einem Lehrgangstreffen in einem weiter gelegenen Nest im brandenburgischen eine Frau (Anett Dornbusch), die sich dort als Aushilfe in dem aufgesuchten Gasthof verdingen muss, kennenlernt und am nächsten Morgen in deren Wohnung aufwacht, gerät sein Leben aus dem Gleichgewicht. Er versucht herauszufinden, was in der Nacht geschehen ist. Doch statt sich von dieser Bekanntschaft zu lösen, sucht er sie immer wieder auf. Zunächst, um ihr mitzuteilen, dass er sie nicht wiedersehen kann, dann weil er sich eingestehen muss, dass er auch Gefühle für sie empfindet.

Das Drama wäre gar keines geworden,wenn Markus sein Leben aus der Tristesse des Dorfes, in dem er seit der Geburt gefangen blieb, hätte befreien können. Wenn er die Sozialstrukturen und Zwänge, die piefige Enge der Dorfgemeinschaft und das vermuffte Dasein, dass sich in einer Mischung aus DDR - und Nachwende - Erlebnissen zeigt, irgendwann hätte ablegen können. Oder wenn er mehr als nur seine Jugendliebe hätte kennen gelernt. So aber verstrickt er sich in einem Gefühlschaos aus routinierter Zweisamkeit in der Ehe mit Ella und dem sich entwickelnden Verhältnis zu der  Kellnerin Rose, die er eher zufällig und dabei nicht mehr ganz nüchtern kennen gelernt hat. Bei ihr kann er Leidenschaft und Sex ausleben, während er zu seiner Frau Ella ein fast freundschaftliches Verhältnis hat und ihm jeder Kuss, jede Berührung zu viel scheint. Auf einmal gerät seine Welt ins Wanken und mit ihm auch das Leben der beiden Frauen.

Markus quält sich zwischen der körperlichen Lust und der verantwortlichen Alltagsroutine in der Ehe. Ein Film, der bei aller spröden Darstellung der Provinzbewohner, dann doch dramatische Züge annimmt, als Markus Rose vom Balkon wirft, er die Liebschaft zu ihr seiner Ella beichtet, dafür einen Laufpass bekommt und sich mit einem Schrotgewehr umzubringen versucht.
Dass diese Dreiecksbeziehung später von den Kindern des Dorfes als Legende und nicht als wahre Geschichte wieder gegeben wird, wirft ein bezeichnendes Licht auf den Film, der in seiner Aussage eindrucksvoll jene Konflikte als lösbar erscheinen lässt, die in der Gesellschaft nicht vorkommen sollen.

Wenn Robbie Williams in dem Film singt:
 „Come on hold my hand, I wanna contact the living. Not sure I understand, This role I’ve been given.” scheint Markus, während er Bier - und Schnaps selig, wie in Trance einsam auf der Tanzfläche sich eher unbeholfen bewegt, nach etwas zu suchen,das ihm mehr  Halt gewährt. Ein gutes Stück Film, in einer Zeit, in der sinnfreie Inszenierungen und formatierter Müll längst zum Alltäglichen geworden sind:



 Come on hold my hand
I wanna contact the living
Not sure I understand
This role I've been given

I sit and talk to God
And he just laughs at my plans
My head speaks a language
I don't understand

I just wanna feel real love
Feel the home that I live in
'Cause I got too much life
Running through my veins, going to waste

I don't wanna die
But I ain't keen on living either
Before I fall in love
I'm preparing to leave her

I scare myself to death
That's why I keep on running
Before I've arrived
I can see myself coming

I just wanna feel real love
Feel the home that I live in
'Cause I got too much life
Running through my veins, going to waste

And I need to feel
Real love
And a life ever after
I cannot give it up

I just wanna feel real love
Feel the home that I live in
I got too much love
Running through my veins, to go to waste

I just wanna feel real love
In a life ever after, there's a hole in my soul
You can see it in my face
It's a real big place

Come and hold my hand
I want to contact the living
Not sure I understand
Thisrole I've been given

Not sure I understand
Not sure I understand
Not sure I understand
Not sure I understand

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