Schwestern mit Herz.



Der Zwangsgebührenzahler kann jeden Tag hilflos zusehen, wie sein Anteil an dem Milliarden schweren Gesamttopf, der jährlich über die GEZ und ihre diversen Beitreib - und Beschnüffelungsmethoden prall gefüllt ist, durch sinnfreie Unterhaltung verprasst wird. Nicht nur, dass immer die gleichen Fratzen aus dem Gruselkabinett von ARD bis ZDF dem Glotzer auf das Auge gedrückt werden, nein, dazu wird den - oft nur mäßig talentierten - Schauspielern auch noch eine üppige Gage gezahlt, damit sie den Müll, der ihnen aus den Drehbüchern der Garde von Schreiberlingen überhaupt umsetzen können.Wenn die Programmverantwortlichen wirklich kein Erbarmen mit den schon komatisierten Zuschauern mehr kennen, oktroyieren sie der ÖR-Fangemeinde die x-te Wiederholung eines längst abgenudelten Streifens auf die Klüsen, damit wenigsten der Anspruch der so genannten Grundversorgung im Tal der tiefen Trauer gewahrt bleibt.

Nur zu selten findet sich indes ein Lichtblick in jener dunklen Zeit der Massenverblödung zu einem Einheitsstandardpreis von 213,76 € pro Jahr für Rundfunk - und Fernsehteilnehmer oder 146,64 € ausschließlich TV-Angemeldete, in den Programmen der beiden Großen ARD und ZDF und ihren Spartensendern.

Als am Freitag, den 24. Februar 2012 ab 21.40 Uhr eine solche Filmwiederholung bei dem französisch-deutschen Gemeinschaftssender ARTE angedroht war, zeigte die Inhaltsangabe des Beitrags in einer der ungezählten Programmzeitungen, dass der Spielfilm " Schwesterherz " eher ein alt bekanntes Thema aufgreift und umzusetzen versucht. Die biologisch implantierte Konkurrenz zwischen den Menschen, insbesondere zwischen Schwestern. Damit wäre eigentlich schon eigentlich alles gesagt,wenn da nicht zwei exzellente Schauspielerinnen eben jene konkurrierenden Schwester darstellen würden.

Da ist zum Einen die Heike Makatsch , die die Mittdreißigerin Anne spielt. Anne ist in der Musikbranche als Produzentin tätig. In einem Genre also, dass zunächst sich auf den Grundsatz " Mehr Schein als Sein " eingestellt hat. Das bisherige Sein der Anne besteht daraus, untalentierten Möchtegern-Sängerinnen und  sonstigen Musikern das Gefühl zu geben, sie könnten mit ihrer Hilfe groß heraus kommen. Ihr Lebensgefährte Philip lebt ebenfalls in dieser - eher verlogenen und mit aufgeblasenen Getue nur so gespickten - Scheinwelt. Beide vertrieben bislang ihre Freizeit mit Bekannten und Freunden, deren Ziel es ist, auf diversen Sauforgien in einem chicen Ambiete durch möglichst flache Konversation sowie dämliche Sprüche entsprechenden Eindruck bei den anderen Anwesenden zu schinden.

Erst als Anne ihrem Philip offenbart, dass sie schwanger ist, kommt noch einmal richtige Bewegungen in ihrem eher genormten und auf Egoismen zugeschnittenen Leben. Philip will das Kind nicht und rät ihr zur Abtreibung. Philip, ebenfalls ein Mittdreissiger als jener Generation von Vollpfosten, die in den 70er Jahren geboren und 80er Jahren aufgewachsen, das a-politische Gegenstück der 68er Eltern oder 70er Zaungäste-Generation darstellt. Später dann, als beruflich relativ erfolgreiche Kinder, das Konsum-Geschisse in vollen Zügen genießt. Mit Egoismus erzogen, stellt sich eben jener Philip gegen den Kinderwunsch von Anne, weil ein Kind nicht in seine und die Lebensplanung der nach Höheren strebenden Freunde passen würde.Er hat vor der dann drohenden Ausgrenzung Angst; aber auch vor dem endgültigen Erwachsenwerden.

Anne fliegt zusammen mit ihrer mehr als 15 Jahre jüngeren Schwester Marie ( glänzend gespielt von Anna Maria Mühe ) in die Beton - und Bettenwüste von Benidorm, einem einstigen Fischerkaff an der Costa Brava in Spanien. Es ist Vorsaison. Die Strände sind leer, die Straßen sind es auch und die Geschäfte dazu. So haben die beiden - ungleichen - Schwestern genügend Gelegenheit sich näher kennen zu lernen. Marie hat den Wunsch, später einmal als Mitarbeiterin im Entwicklungsdienst in Afrika Brunnen bauen zu wollen und dort sogar sesshaft zu werden. Eine völlig andersartige Lebensphilosophie als sie von der als sehr selbst bewusst auftretenden älteren Schwester Anne präferiert wird.

Diese kämpft derweilen mit ihren Selbstzweifeln zu der fest gestellten Schwangerschaft. So entwickelt sich ein Spanienaufenthalt, der zum Schluss dramatische Züge annimmt. Anne schleppt nach einem Abend in einer Bar, in der sie zusammen mit Marie zwei jungen Männer kennen lernt, den gut aussehenden Max mit in das Appartement und schläft mit ihm. Max ist jedoch zu betrunken, so dass er das Liebesspiel beendet und wieder geht. Während Anne immer noch die dynamisch - reife Managerin mimt, verbringt Marie mehr Zeit mit Max und dessen Freund Matze. Als bei Anne langsam die Fassade zu bröckeln beginnt, entwickelt sich ein Konkurrenzkampf der Schwestern. Marie hat sich inzwischen in Max verliebt, was Anne wiederum eifersüchtig zur Kenntnis nimmt.
Es kommt schließlich zum Eklat in der Toilette einer Diskothek, in der sich Anne nach dem sie zwei Linien Kokain gezogen hat, voller Wut und Selbsthass zu ihrer Schwester Marie begibt und ihr dort eine Szene macht. Anne beleidigt und beschimpft Marie aufs Übelste und schlägt ihr zuletzt ins Gesicht. Als Marie sich endlich wehrt und zurück schlägt, läuft sie anschließend aus der Technomusik-Hölle direkt auf die Straße vor ein Auto. Sie wird veletzt, kommt ins Krankenhaus und muss dort längere Zeit bleiben.

Als Anne zurück nach Berlin kehrt, wird sie von Philip am Flughafen abgeholt. Beide streiten sich erneut im Auto. Später verlässt Philip Anne und fährt Wut entbrannt davon. Anne öffnet die Wohnungstür und bleibt eine Weile in dem gemeinsamen Zuhause, merkt dann, dass es mit Philip keinen Sinn mehr hat und geht.

Hier endet der Film.Ohne ein wirkliches Ende zu erfahren. Geschweige denn das obligatorische " Happy End " zu zeigen.
Der Film lässt bei dem Zuschauer mehr Fragen offen, als er Antworten zu geben imstande ist. Soll er wohl auch nicht. Das Konflikt beladene Thema des Älterwerdens kann hier nur angerissen werden. Es wäre zu viel verlangt, wenn ein Fernsehfilm einen umfassenden Einblick in die Welt einer Mittdreissigerin geben könnte, deren Wunsch nach Familie und Zuhauseself fulfilling prophercy als riesiges Lebenslügengebilde insich zusammen fällt. 



 Schauspieler:
Heike Makatsch (Anne)
Anna Maria Mühe (Marie)
Marc Hosemann (Philip)
Sebastian Urzendowsky (Max)
Ludwig Trepte (Matze)
Esther Zimmering (Bettina)
Denis Moschitto (Klingeltonmann)
Regie: Ed Herzog
Drehbuch: Johanna Adorján, Heike Makatsch
Kamera: Sebastian Edschmid, Rolf Rosendahl
Musik: Paar Hunde, Max Martin Schröder, Swen Meyer, Dennis Becker

Das der Film von Judy Tossell und - horch, horch - David Groenewold produziert wurde sei hier nur am Rande erwähnt.

 http://de.wikipedia.org/wiki/Schwesterherz_%28Film%29

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