Frei statt Bayern!

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Es ist schon eine Krux mit dem flächenmäßig größten, jedoch geistig eher kleinsten Bundesland, dem Freistaat Bayern. Wo einst glückliche Kühe auf den Almen von unglücklichen, weil völlig verarmten Bauern weideten und - zumindest in den Sommermonaten - regelmäßig ihre per Hand gemolkene Hauptnahrung, nämlich die Milch abgaben, ist heute eine selbst auferlegte Arroganz eingekehrt, mit der die vielen Touristen und sonstige Gäste überzogen werden. Unter dem Lebensmotto: " Mir san mir " wird denn ein Selbstverständnis zelebriert, dass sehr oft in das Absurde abdriftet.
Bayern ist der Hort der gelebten Provinzialität im High-Tech-Zeitalter. Wer nämlich jenseits der größeren Städte einen Abstecher wagt, wird bereits durch seine Kleidung, sein anderes Kfz-Kennzeichen, spätestens jedoch an seiner Aussprache als feindlicher Fremder entlarvt und gnadenlos angezählt.

Auch die Franken, vulgo: " Beutebayern " haben in dem Land keinen leichten Stand. Sie sind de facto Bayern zweiter Klasse, wenn auch de jure gleichberechtigt. Eine Gleichstellung erfolgt indes nur in den Schönwetterreden der CSU-Polit-Mischpoke, wenn es darum geht, dem übrigen Deutschland zu zeigen, wo der Hammer hängt. Franken sind von der Historie aus betrachtet nie Bayern gewesen. Die Mehrzahl sieht sich denn auch als eigenständiges Volk, als Franken eben, das unterjocht wird - von den Bayern eben!

 http://www.bayern-wolln-mer.net/blog/index.php/archives/franken-bayern/184-mir-san-mir-heisst-ohne-franken.html

Den übrigen Bundesbürgern gegenüber ist der Urbayer, der traditionell national eingestellte Bauer-Bayer und der auf touristischen Dummenfang angelegte bayrische Geschäftsmann ( Geschäftsfrauen gibt es dort zwar auch, sie haben jedoch keinen großen Einfluss ) feindselig eingestellt. Aus Angst davor, als debile Kreatur mit wenig Selbstvertrauen entlarvt zu werden, wird dann eine Kraftmeier-Rolle abgespult und durch markige Sprüche der vermeintliche Gegner öffentlich brüskiert.
Damit entzieht sich der gemeine Bayer den radikalen Umwälzung in dieser Welt und kapselt sich in einen aus traditionellen Verhaltensweisen bestehenden Kokon ein. Hierdurch verhindert er, dass die als unbayrisch deklarierten Einflüsse an ihn herangetragen und von ihm aufgenommen werden.

Beispiele hierfür sind die Eigenarten im Umgang mit den Medien, insbesondere dem Fernsehen. So schaltete sich das Bayrische Fernsehen einige Male aus dem ARD-Verbund ab, wenn gesellschaftskritische Beiträge, etwa über die Homosexualität ausgestrahlt wurde. Das Dritte Programm im Freistaat hat - neben dem MDR - seit Jahrzehnten eine eigene internationale Nachrichtensendung, die die einst als "links" verschrieene " Tagesschau " ersetzt. Bei den sonstigen Unterhaltungsmedien kam dem bayrischen Part immer wieder eine Sonderrolle zu, wenn es darum ging mißliebige Beiträge abzusetzen oder zu zensieren.
Aus dieser Melange heraus entsteht ein ewiggestriges Obrigkeitsgefühl, dass dann schon mal als eine unerträgliche Lobhudelrede eines CSU-Vasallen im Bundestagsplenum ausufert, indem der einstige Abgeordnete einen, von elitärem Selbstverständnis getragenen geistigen Dünnpfiff zu den großartigen CSU-Halunken um Dr. (h.c.) Strauß, Dr. ( jur ) Friedrich Zimmermann ( " Old Schwurehand ) oder Dr. Theo Waigel über eine längere Redezeit absonderte, dass dem Zuschauer nur das Abschalten übrig blieb.

Inzwischen hat sich die große weite Welt jedoch einige tausend Mal um sich selbst gedreht und ist mit ihren ständigen Veränderungen auch im Freistaat zum maßgebenden Lebensfaktor geworden. Nicht nur, dass hier die nicht gewollte " Überfremdung " durch Zugereiste oder Zugezogene den bayrischen Lebenstil verdrängt oder verwässert, nein, es werden neben fremdländischen kulturellen Einflüssen auch solche aus dem verschmähten " Preiß´n " registriert. Das gilt es nun einzudämmen.

So hat denn die Grundschuledirektorin Petra Seibert die Grußformeln " Hallo " und " Tschüs " offiziell aus dem schulischen Umfeld verbannt. Das Verbot wurde in Form einer Proklamation, wonach die St. Nikola Mittelschule als " Hallo- und Tschüs-freien Zone " gilt. Seibert begründet dieses damit, dass in Bayern die Begrüßung eines Menschen mit " Grüß Gott " und dessen Verabschiedung mit " Servus " üblicher Weise erfolgt.
Auf dem Index der Direktor steht auch die norddeutsche Verdoppelung " Tschüs, Tschüs!"

Jo, mei, is denn heut scho Weihnacht?

Aus dem historischen Sprachgebrauch sind allerdings weder die bajuwarischen Flosekln " Grüß Gott " als auch " Servus " direkt abzuleiten.
 http://de.wikipedia.org/wiki/Gr%C3%BC%C3%9F_Gott
http://de.wikipedia.org/wiki/Servus

Und während die bayrische Mittelschule nun auf nationaler Ebene in den Medien für Schlagzeilen sorgt, dreht sich das Rad der Geschichte weiter. In einigen Tagen wird keine Zeile mehr über den Akt der akademisch angehauchten administrativen Verdummung stehen. Seibert wird weiterhin in Passau an der Mittelschule den ihr zugewiesenen Parkplatz der Schulleiterin vollständig nutzen. Sie wird weiterhin ihre Bezüge pünktlich zum 15. Februar auf ihr Konto überwiesen bekommen. Sie wird auch weiterhin " Elternbriefe " abfassen und auf ihre Pensionierung hinstreben.
 http://www.vs-st-nikola.de/speicher/pdf/elternbrief/Elternbrief_1-Sept06.pdf

 http://www.passau.de/Stadt,Buerger-Politik/Bildung/Schulen/Volksschulen.aspx?view=~/kxp/orgdata/default&ORGID={273E4180-C572-4E09-837C-9C172AC741FF}

Seibert wird auch weiterhin darüber wachen, dass es in Passau nicht von unten nach oben schneit und die Donau nicht rückwärts fließt, wenn sie selbst schon das Retrospektivische auf ihren Tätigkeitsbereich bezieht.

Na, denn: " Moin, Moin, Frau Seibert! Wo geit? "

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