Friedhelm " Timo " Konietzka und das erste Tor in der Geschichte der Fußballbundesliga.


 Es geschah am 24. 08. 1963 um 16.58 Uhr im Bremer Weserstadion:

Werder - BVB. 

Anstoß Dortmund. Franz Brungs spielt auf Timo Konietzka...

...der links auf Lothar Emmerich gibt. Emmerich läuft zur Grundlinie und passt in den Strafraum. Konietzka macht den Ball aus acht Metern rein.
1: 0 für den Gast aus Dortmund. Und das schon nach 35 Sekunden. 

Friedhelm, mit Spitznamen " Timo ", weil er dem einstigen Marschall der Rote Armee und späteren Verteidigungsminister Semjon Konstantinowitsch Timoschenko von der Physiognomie her ähnelte, Konietzka schoss das erste Tor der neu gegründeten Fußballbundesliga. Er schoss auch das letzte Tor in dieser Begegnung, die 3:2 für den SV Werder Bremen endete.


Anstoß: Sa. 24.08.1963 17:00, 1. Spieltag - 1. Bundesliga
Stadion: Weserstadion
Zuschauer: 30000
Schiedsrichter: Alfred Ott
Aufstellung
Lambertz (3) - 
Piontek (2) , 
Bordel (3) - 
Lorenz (3) , 
Jagielski (2) , 
Schütz (2)    
Ferner (1) , 
Soya (2)    
Hänel (2) , 
Meyer (3) , 
Klöckner (2)    
Trainer: Multhaup
Tilkowski (1) - 
Burgsmüller (4) , 
Cyliax (3) - 
Kurrat (4) , 
Geisler (4) , 
Bracht (2) - 
Sturm (4) , 
Konietzka (3)        
Brungs (3) , 
Wosab (4) , 
Trainer: Eppenhoff
Tore - Werder Bremen
Tore - Borussia Dortmund
  0:1 Konietzka (1.)
1:1 Soya (34.)  
2:1 Schütz (47.)  
3:1 Klöckner (50.)  
  3:2 Konietzka (90.)

Die Bundesliag bestand damals aus "nur" 16 Vereinen. Gespielt wurde grundsätzlich nur am Samstag ab 17.00 Uhr. Meister wurde bekanntlich der 1. FC Köln, die Dortmunder belegten den 4. Platz, die Bremer Mannschaft wurde 10.; absteigen mussten Preußen Münster und der 1. FC Saarbrücken.

1:0 Konietzka ( 1. ), so stand es später in den Tageszeitungen. Allen voran der " BILD am Sonntag ", die über viele Seiten von dem 1. Spieltag der 1. Fußballbundesliga-Saison berichtete. Fotos und Bilder von dem Konietzka Treffer gab es nicht. Die Fernsehkamera der ARD " Sportschau " war wohl nicht richtig eingestellt und die Pressefotografen überascht. So blieben einzig und allein die Erinnerungen der Spieler, des Schiedsrichters, der Linienrichter und der weiteren Beteiligten sowie der 30.000 Zuschauer bei diesem Spiel.

Konietzka wurde am 2. August 1938 in Lünen, Nordrhein-Westfalen geboren. Dort spielte er in der Jugendmannschaft des VFB 08 Lünen, als er von dem österreichischen Trainer Max Merkel entdeckt wurde. Er holte ihn als verantwortlicher Trainer nach Dortmund.
Timo Konietzka wurde dort Stürmer beim BVB 09 Borussia Dortmund, wo er unter anderem mit seinem Mannschaftskollegen Jürgen " Charly " Schütz 1963 Deutscher Fußballmeister wurde.

Zwei Jahre später wechselte Konietzka zum TSV 1860 München und erzielte gegen den Lokalrivalen FC Bayern München am 1. Speiltag in der 1. Minuten der 1. Tor der neuen Saison.
Nachdem Konietzka wegen einer Tätlichkeit gegen den Schiedsrichter des Spiels 1860 München - Borussia Dortmund für 6 Monate gesperrt wurde, verließ er die Bundesliga und spielte in der Schweiz weiter. Hier beendete er seine aktive Laufbahn, wurde später Trainer beim FC Zürich, den Grasshoppers Zürich und den Young Boys Bern, ehe er in den frühen 80er Jahren beim KSV Hessen Kassel, dem KSV Bayer 05 Uerdingen und kurzzeitig bei Borussia Dortmund anheuerte. Konietzka erhielt 1988 die Schweizer Staatsbürgerschaft und lebte danach in Brunnen, Kanton Schwyz. Nach einer weiteren Trainerstation bei den Grasshoppers Zürich trainierte er 1990 bis 1991 ereut Bayer 05 Uerdingen.

 http://de.wikipedia.org/wiki/Timo_Konietzka
 
Friedhelm " Timo " Konietzka begegnete mir zum ersten Mal auf einem genormten Fußballbild, dass ich aus einer zuvor für 10 Pfennig erworbenen Papiertüte heraus nahm und stolz in mein für 1,00 Deutsche Mark gekauftes Bundesliga-Album einkleben durfte.
Konietzka war aber auch wegen seiner " Mecki "-Frisur bei uns auf dem Schulhof und in der Feldstraße beliebt. Konietzka war Kult, weil er Tore schoss - ein Vorbild für uns Freizeitkicker.

Als ich später zum 60er Fan mutierte, weil dort so klasse Spieler, wie Petar " Radi " Radenkovic, Bernd Patzke, Alfred Grosser, Otto " Atom Otto " Luttrop, Rudolf " Rudi " Brunnermeier, Hans " Hansi " Küppers, Hans Rebele, Alfred " Freddi " Heiß, aber auch  Freidhelm " Timo " Konietzka spielte, versuchte ich diese Lieblingsmannschaft zuerst mit Bilder voll zu kleben.

Die Mannschaft wurde ab 1964/1965 von Max Merkel, einem Österreicher, der für seine markigen Sprüche und beißende Kritik bekannt war, trainiert. Merkel zog mit der Mannschaft am 19. 05. 1965 gegen den englischen Vertreter West Ham United in das Endspiel des Europapokal der Pokalsieger ein. Die ARD übertrug live aus dem Londoner Wembleystadion. Vor 90.000 Zuschauern verlor der TSV 1860 München mit 2:0. Ich war enttäuscht.
Ein Jahr später wurden die 60er mit Merkel Deutscher Meister und starteten am 20.09.1966 mit einem 8:0 gegen den zypriotischen Verein Omonia Nikosia im damaligen Grünwalder Stadion vor nur mickrigen 9.000 Zuschauern; " Timo " Konietzka erzielte allein 4 Treffer ( das ist Messi verdächtig ), nämlich den ersten und den letzten. Auch das Rückspiel gewann 1860 München auf Zypern mit 2:1.
Im Achtelfinale wartete ein schwerer Brocken auf den Verein: Real Madrid.

Am 17.11. 1966 gewannen die 60er mit 1:0 gegen den spanischen Traditionsverein. Konietzka spielte nicht. Das Fernsehen übertrug dennoch das Spiel. Den Treffer erzielte Hans Küppers
Das Rückspiel am 30. 11. 1966 ging mit 3:1 verloren, obwohl die 60er früh mit 1:0 in Führung gingen. Rudi Brunnenmeier köpfte nach einer gelungenen Kopfballstafette über 3 Stationen in der 13. Minute vor 52.000 Zuschauern ein.
8 Minuten später gelang den Spaniern, die drückend überlegen waren, der Ausgleich. In der ersten Halbzeit folgte das 2:1. Kurz nach der Halbzeit das 3:1 und das Aus für die 6oer, die zwar noch Chancen zum Anschlusstreffer hatten, diese aber vergaben.
Konietzka spielte - für mich wiederum unverständlich - nicht.

In dieser Zeit wollte ich die Fußballalben wiederum die Bildern von allen Spielern des  TSV 1860 München zu ergattern und machte deshalb Tauschgeschäfte mit den Nachbarjungs.  
Nun, es gelang mir nicht. Aber den " Timo ", den hatte ich auf alle Fälle.
Später nannten wir einen Jungen aus der Nachbarschaft, der mit uns Fußball spielte, Konietzka, weil er eben jene raspelkurzen, blonden Haare trug und im Gesicht eine gewisse Ähnlichkeit zeigte.

Ob Konietzka nun phonetisch " Konjetzka " oder eben nur Konietzka ausgesprochen wurde, darüber stritt ich mich einst mit einem Verwandten, der zwar als Handballfan nur wenig Ahnung vom Fußball hatte, aber wohl mitreden wollte.

Heute morgen erfuhr ich, dass  Friedhelm " Timo " Konietzka im Alter von 73 Jahren durch Freitod gestorben ist. Er hatte seit Jahren gesundheitliche Probleme, erlitt eine Herzinfarkt und laborierte an einem unheilbaren Gallen -Karzinom.
Er schrieb in seiner Todesanzeige:

"Ich möchte mich ganz herzlich bei der Sterbehilfeorganisation Exit bedanken, die mich am Montagnachmittag von meinen Qualen erlöst und auf dem schweren Weg begleitet hat. Wir hoffen auf Euer Verständnis. Das ist mein Wunsch." 

"Ich will nicht irgendwann drei bis fünf Jahre künstlich am Leben gehalten werde (…). Ich habe schriftlich hinterlegt, wie ich aus dem Leben scheiden will. Ich kann so meine Frau und meine ganze Familie entlasten. I

Ich halte es für ein großes Problem in unserer Gesellschaft, dass man Leute, die sterben wollen, nicht gehen lässt. Wenn einer sterben will, dann möchte er nicht mehr leben. Das muss man akzeptieren."

Zitatende aus:

 http://chronisch-leben-system.blogspot.com/2012/03/sterbehilfe-in-anspruch-genommen-timo.html

 Das war sehr mutig, nicht feige, so wie ich es in anderen Fällen bewertet habe, weil hier eine tödliche, eine unheilbare Krankheit vorlag und Herr Konietzka sich nicht in die Hände der Krankenhausmaschinerie begeben wollte.

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