Der Zaun: Ein Versuch, die sozialen Probleme zu retouchieren?

Als ich gestern die Recherchen zu dem Post über den G8-Wahnsinn, der vor knapp 5 Jahren in Heiligendamm von der Merkel-Regierung veranstaltet wurde,beendet hatte, blieb mir ein Artikel in der " Zeit Online " vom 29.09.2011 in Erinnerung.
In diesem Artikel geht es um eine Massnahme des Bezirkamts Hamburg Mitte, das unter einer Betonbrücke einen Metall-Absperrzaun installieren ließ, um dort die Obdachlosen zu vertreiben. Dort steht zu lesen:


Einen Betrag von 118.000 Euro ließ sich Hamburg-Mitte Maßnahmen gegen Obdachlose unter einer Brücke kosten. Um einen meterhohen Zaun entbrannte ein erbitterter Streit.  


Weil an den Hamburger Landungsbrücken täglich eine Menge Touristen spazieren gehen, sorgt sich die Freie Hansestadt Hamburg um ihr Image als weltoffene Metropole mit einem großen Herz für Touristen. Diese essen Fischbrötchen mit Remoulade und gucken auf die Schiffe. "Mensch, ist Hamburg schön!", sagen sie dann, und sie sollen ja auch nur das Schöne sehen.
Damit verhalten sie sich wie Millionene andere, die in den ungezählten Städten dieses Globus herum touren, um das Besondere zu erleben.
Ein paar hundert Meter entfernt steht die Kersten-Miles-Brücke. Benannt ist sie nach einem mittelalterlichen Bürgermeister der Stadt, der den legendären Störtebeker und andere Seeräuber köpfen ließ. Ein durchaus imposanten Stück Hansestadt Hamburg. Unter der Brücke schliefen bis zum 22. September 2011 mehrere Dutzend Obdachlose, die meisten von ihnen kamen aus Osteuropa. Die waren plötzlich weg. Stattdessen steht jetzt ein meterhoher Zaun. 18.000 Euro hat er den Bezirk Mitte gekostet. Der Bezirksamtsleiter Markus Schreiber ( SPD ) ließ ihn rund um den ehemaligen Schlafplatz bauen, damit die Obdachlosen dort nicht mehr übernachten können. Jetzt herrscht in Hamburg helle Aufregung.
Gegenüber den Medien formuliert Lars Schmidt - von -Koss als als Sprecher des Bezirkamts Mitte es deutlich: "Wir mussten handeln, Es ist nicht so, dass  von hier keine Gefahr ausgeht ". Es habe zahlreiche Beschwerden über Verunreinigung gegeben, außerdem mehrere Straftaten unter den Obdachlosen. Einen Fall von Totschlag und eine Vergewaltigung im Jahr 2010 bestätigte zwar die Hamburger Polizei, die vielen Beschwerden hingegen nicht.

Der Zaun ist nicht die erste Maßnahme gegen die Obdachlosen, und bei weitem nicht die teuerste. Zuvor wurden unter der Brücke zwei Bunker entfernt, ein künstliches Flussbett angelegt und Wackersteine eingepflanzt. Das kostete die Bezirksversammlung 100.000 Euro. Doch es half nicht. Die Obdachlosen kamen wieder und breiteten ihre Schlafsäcke aus.
Nun steht da der ominöse Zaun. Und der zeigt nicht nur Wirkung, sondern hat eine Symbolkraft, die längst über Hamburg hinaus strahlt. Es gibt Menschen, die regt er furchtbar auf. Für sie ist der Zaun ein Symbol der Ausgrenzung, der Unmenschlichkeit. In den vergangenen Tagen gingen mehr als tausend Menschen deshalb auf die Straße. Die Zauntür wurde aus der Verankerung gerissen, jetzt ist sie wieder eingebaut und zusätzlich verschweißt. Jeden Tag legen Menschen Kränze und Blumen nieder und hängen Protestplakate auf. Der Kiez-Pfarrer Sieghard Wilm stellte dazu fest: " Einer Gesellschaft, der nichts anderes einfällt, als einen Zaun zu bauen´, gibt sich selbst ein Armutszeugnis. " Auf  der Internetplattform Facebook hat sich längst Widerstand formiert, sogar einen Rap-Song gegen den Metallzaun. : "Der Zaun muss weg und Schreiber auch." Für Samstag ist die nächste Demonstration angekündigt.

Der Sprecher Schmidt-von - Koss dazu: "Wir haben die Symbolkraft des Zauns unterschätzt. Aber mir mussten etwas tun." Ob man denn nun überall einen Zaun bauen wolle, wo die Obdachlosen von der Kersten-Miles-Brücke sich niederlassen. "Nein", sagt Schmidt-von-Koss.
Einige Zeit danach ging das Gerücht um, Schreiber habe eingelenkt, der Zaun werde wohl bald wieder Geschichte sein. Bei einem heftigen Streit in der Hamburger Bürgerschaft griffen Mitglieder aller Parteien den Bezirksmatsleiter Schreiber an. "Dieser Zaun wirft ein Licht auf diese Stadt, das sie nicht verdient", stekkte selbst Sozialsenator Detlef Scheele fest und kritisierte seinen Genossen Schreiber. Er fürchtet einen Imageschaden für die Stadt, die doch so weltoffen sein will. DIE LINKE forderte gleich Schreibers Rücktritt, die CDU unterstellte ihm Geltungssucht. Die anderen Bezirksleiter Hamburgs solidarisierten sich allerdings mit ihrem Kollegen.

Der Hamburger Absperrzaun diskreditiert aber die Bewohner der Stadt selbst, deren Bestreben es nach den Behauptungen eines Hamburger Stadtführers sei, auch unterschiedliche Menschen nebeneinander leben zu lassen: " Hier lebt jung und alt, arm und reich zusammmen. Die Menschen können hier überall hin, und nicht wie in Bayern, wo dort ständig geschrieben steht: " Privat. Betreten verboten!"

Der Absperrzaum scheint aber einen anderen, einen bajuwarischen Weg eben, aufzeigen zu wollen. Und so lässt sich das Handeln des Bezirksamtsleiters Schreiber in der Traumdeutung so erklären: 

Zäune in Träume stehen meist für soziale Barrieren oder Klassenschranken,- möglicherweise spiegeln sie jedoch auch das Bedürfnis des Träumenden nach Privatheit wider. Vielleicht ist er sich der Grenzen, die ihm eine Beziehung auferlegt, bewußt und spürt ihre einschränkende Wirkung auf sein Leben. Andererseits könnte der Zaun ein Symbol für die Schwierigkeiten sein, die der Träumende damit hat, sich selbst auszudrücken. Zaun kann für das Bedürfnis nach Sicherheit und Geborgenheit stehen. Oft erkennt man darin auch Hindernisse, die man manchmal selbst errichtet hat, weil man sich zu wenig zutraut und dadurch selbst einschränkt.




Na, denn Hummel, Hummel; Herr Schreiber!

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