Zwischen den Zeiten im ZDF - Eine Zeitreise in das belanglose,graue Nichts der DDR.


Nun haben wir es alle hinter uns gebracht. Das aufgesetzte Gefeiere rund um den 25. Jahrestag der Grenzöffnung am 9. November 1989. Die öffentlich - rechtlichen Rundfunk - Fernsehprogramme haben - auf Kosten des Zwangsgebührenzahlers, versteht sich - versucht, mit mehr oder weniger durchschlagendem Erfolg, ihre Sicht der Dinge zu und über die DDR, die Wende und die Zeit danach, dem Glotzer auf die Augen zu pappen.
Einige Beiträge waren sehr interessant, andere Sendungen eher langweilig ( vor allem die Quasselrunden ), die Mehrzahl der, zum Thema DDR - Diktatur und BRD - Demokratie abgelassenen Sendungen, waren so peinlich, dass eigentlich nur der Abschaltknopf auf der Remote Control Abhilfe schaffen konnte.

Programm technisch begann die Mauerfall - Grenzöffnungs - Erinnerungsorgie bereits am 2. November. Hier und da sprenkelten die ÖRs (  Vorreiter war dabei - wie kann es auch anders sein - der MDR ), der zur so genannten Prime Time am Sonntagabend eine Doku mit dem wunderbar irritierenden Titel " Mein Zug in die Freiheit " ausstrahlte. Im Laufe der Woche steigerte dann das Bildungsfernsehen die Intensität der, auf dieses Thema bezogenen Beiträge immens. Zum Klimax kam es dann am 9. November. Im Gleichschritt jubelten mindestens fünf Sender ( unser aller MDR gehörte natürlich wieder dazu ) in epischer Länge, jene Sendungen ab, die irgendwie mit Grenze, Mauer und Freiheit in Verbindung gebracht werden können.

Weil Geschichte im Sinne des Zeitgeistes mittels Plattitüden, Superlativen und weich gespülten Banalitäten hier vermittelt wird, waren in vielen Sendungen eben jene Protagonisten zu sehen, die es mit und nach der " Wende " geschafft haben. Wir Wende - Gewinner, eben!

Deshalb beglückte uns die alte Tante ARD - zum Dank an die kontrollfreie Schiffbarkeit der Elbe von Decin über Magdeburg bis Hamburg, die Beendigung der DDR - Umweltfrevel dort und die Umwandelung zu einem Seniorensitz für gut betuchte Westdeutsche, mit einem " Polizeiruf 110 " aus Magdeburg. Ach, ja, die noch vor 25 Jahren sozialisierten Obstplantagen in der Börde, deren Erträge regelmäßig, weil Devisen bringend, den DDR - Bürgern vorenthalten  und in BRD - Supermärkten, wie " Lestra " in Bremen, " Konsum " in Wilhelmshaven oder " plaza " in Delmenhorst feil geboten wurden, sind längst wieder in Privathand und können - mit Glück, weil sie zur Zeit wegen des blödsinnigen Lieferembargos gegen Russland  nicht dorthin gekarrt werden - ihren Weg auch in die Einkaufswagen eines Dresdner, Chemnitzer oder Leipziger finden

Hallelujah, Michail Gorbatschov, Ronald Reagan/ George Herbert Walker Bush, Francois Mitterand, wir danken euch. Thatcher nicht, denn die wollte keine Wiedervereinigung, weil sie die " Krauts " als Gefahr für das Bristish Empire ansah.
So wuchs zusammen, was noch nicht zusammen gehörte. Massen von vormals Eingesperrten bereisten in den Folgejahren die Welt, versuchten ihr Heil im Westen der Bundesrepublik oder wurden von der Treuhand abgewickelt, durch liefen eine unterbrochene Erwerbsbiografie oder blieben bis zur Verrentung arbeitslos.

Um diese Menschen ging es in dem ZDF - Fernsehfilm an jenem 9. November 2014 ab 20.15 Uhr auch nicht. Es sollte eine Liebesbeziehung zwischen Ost- und Westdeutschen unter der Fuchtel der DDR -Staatssicherheit und deren Entlarvung als Teil im vormaligen Reich des Bösen werden.

Der cineastische Versuch einer Quadratur des Kreises, also. Wie kann dem Glotzer vermittelt werden, dass menschliche Regungen im Zeitalter des sich abzeichnenden Niedergangs einer zusammen geklaubten Wirtschafts - und Gesellschaftsordnung, auch für fiese Drahtzieher im System der Bespitzelung, stärker sind?
Ganz einfach: Die Realität wird so zurecht gebogen, dass daraus Grimm´s Märchen in Reinkultur werden.

Schon das Handlungsfundament ist brüchig, besser formuliert: zusammen gepfuscht.
Eine 17jährige aus dem Westen verliebt sich während einer Schulfahrt in die DDR und einem Besuch einer Gedenkstätte  in einen  dort zufällig herum stehenden Ostjungen. Nachdem er mit dem Mädchen in seiner
herunter gekommenen Wohnung Sex hatte , entschließt er sich in dem Bus der westdeutschen Schulklasse zu fliehen.
Er wird von seiner Flamme entdeckt und aufgefordert, den Bus zu verlassen. Dabei beobachten ihm Mitarbeiter der Staatssicherheit. Der junge Mann wird inhaftiert, zur Zusammenarbeit gezwungen und soll später als Arzt auch Kollegen eines Instituts für Strahlenforschung bespitzelt haben. Da muss wahrhaftig die Frage erlaubt sein, was - außer seiner Jugend, Lendenkraft und mangelnden Lebenserfahrung/Intelligenz - hat ein Bürschchen für das Mielke - Ministerium in der Hauptstadt der DDR noch zu bieten, dass dieser für den MfS interessant wird?
Diese Ereignisse sollen sich im Jahr 1985/1986 abgespielt haben.

Und da erzählt der Film bereits Märchen aus 1000 und 1 Nacht. Selbst die letzte Bruchbude, mit Klo im Hinterhof  und ohne Dusche, hätte ein unverheirateter junger Mann nie zugewiesen bekommen, weil jene Absteigen nicht an Ledige, Schüler, Studenten oder sonst wen, vergeben wurden. Den Plattenspieler, wie er kurz auf der Anrichte in der Butze zu sehen stand, gab es in der DDR nicht. Es war ein japanisches Gerät im mittleren Preissegment. Für DDRler aber unerschwinglich und zudem ohne Beziehungen und D - Mark nie zu bekommen. Westkontakte in der gezeigten Form waren unmöglich. Bei Besuchen in der DDR sind auch Schulklassen systematisch von der übrigen Bevölkerung abgeschottet worden. Das Polit - Propaganda - Gesabbel der abgestellten Führerin hat es ebenso wenig gegeben, wie den plumpen Versuch des DDR - Jungen, den westdeutschen Bus zu betreten, ohne dass er zuvor daran gehindert worden wäre.

So türmt sich dann alsbald ein Handlungsmonstrum auf, das durch Nebenstränge, deren Realitätsbezug bezweifelt werden muss, zudem ständig noch weiter aufgeblasen wird.
Die westdeutsche Schülerin wird viele Jahre später als erfolgreiche Informatikerin, inzwischen glücklich in einer Beziehung, wohl habend und Karriere geil, durch die Entwicklung von Anwendungssoftware für einen Hochleistungsscanner in einem staatlich hoch subventionierten Institut, fast 3 Jahrzehnte später mit ihrer Jugendliebe konfrontiert.
Die, inzwischen ebenfalls erfolgreich als Arzt arbeitend, sich wesentlich später ihr gegenüber als IM outet.
Die Liebe ist zwar nicht erloschen, doch die westdeutsche Schülerin von damals, inzwischen Mutter von erwachsenen Kindern und fest liiert - erneut purer Zufall -  mit einem Mitarbeiter der Stasi - Unterlagenbehörde.

Da ist guter Rat teuer. Und so wird es auch gezeigt. Luxusleben vom Feinsten. Nachdem die leitende Mitarbeiterin des maßgeblichen Bundestagsausschusses die finanziellen Mittel zur Weiterführung des " Scanner " - Projekts mündlich bewilligt hat, wird zunächst die angeblich Schrottküche, die sich aber nicht als solche zeigt, entsorgt und für einen horrenden Preis ein Designer -  High - Tech - Ersatz angeschafft. Sohnemann verabschiedet sich zwischendurch zu einem Selbstfindungstrip nach Patagonien und Feuerland. Frage hierzu: " Wer soll das bezahlen, wer hat so viel Geld? " Und Töchterchen spielt die Seelentrösterin, während Mutti wieder hin und her gerissen zwischen Ex - DDR - Jugendliebe - aus der Läsion dann auch noch der Patagonien - Reisende und Sohn stammen soll - und dem lustvoll bürgerlichen Luxusleben im Designer - Stil, ihre angeblichen Gefühle ordnen möchte.

Derweilen dräuen weitere menschliche Katastrophen herauf. Der Chef der liebenden Informatikerin Annette
Schuster ist als einstiger DDR - Dissident von der Stasi bestrahlt worden und leidet dadurch an Krebs ( entspricht der Wahrheit - siehe Rudolf Bahro  ), hat erneut eine Krebsdiagnose bekommen. Er möchte vor seinem Exitus jedoch nachweisen, dass auch dessen einstiger Freud und Weggefährte beim Kampf gegen das DDR - Regimes, durch tödliche Strahlendosen, verabreicht von den Bösen der Stasi, liquidiert wurde.
Dramatischer kann es kaum gehen. Zumal sich im Herz - Kino - Finale dann auch noch heraus stellt, dass die Leiterin des BT - Ausschusses als damalige DDR - Ärztin und Verantwortliche im Bereich Strahlenforschung, ebenfalls IM war und so, wie Annettes Geliebter, die dortigen Mitarbeiter bespitzelt haben soll.

Nun bricht filmisch dann doch zusammen, was mühsam aufgebaut werden sollte.

Hanebüchener Mumpitz in Strahlendosen aus den Nach Tschernobyl - Jahren, gepaart mit verfälschten Staffagen aus DDR - Zeiten und garniert mit Versuchen den Konsum - Fetischisten der Merkel - Generation nachweisen zu wollen, dass auch eine falsche Herkunft, einen richtigen Beruf nach sich ziehen kann, mit dem frau/man ordentlich Kohle, jenseits befristeter Arbeitsverträge im TVöD/Bund, einem Tätigkeitsumfeld, das eher den Charme einer bohnergewachsten Berliner Altbauwohnung der 1950er Jahre versprüht und vom Jugendwahn getriebenen Instituts - und Behördenleiter, scheffeln kann
Leistung muss sich wieder lohnen!

Selten so gelacht im Herz - Schmerz - Quoten - Gegeiere - Genre des selbst ernannten Krimi - Senders ZDF.
Wann droht ein neuer Aufguss dieses Stusses? 2039 ? Da bin ich vielleicht  längst unter der Erde, im Friedwald verscharrt. Wetten,dass.....?

http://www.tittelbach.tv/programm/fernsehfilm/artikel-3410.html

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