Ein etwas anderes Weihnachtsalbum: M.A. Numminen singt wüste wilde Weihnachtslieder.

Es gibt Indizien, die untrüglich auf das Jahresende hinweisen. Nicht nur, dass die Tage kürzer und die Nächte länger werden. Dass die Medien uns bereits jetzt mit den obligatorischen, oft reißerisch aufgemachten Rückblicken drohen oder die blödsinnigen Ehrungen an immer die gleichen Visagen in ständig zunehmenden Kategorien, an wechselnden Orten, den Glotzer zur Prime Time nerven. Oder, dass die Spots in den Werbeblöcken noch dämlicher, schriller und bunter über den 50 und mehr Zoller gejagt werden, weil nämlich bald das Konsum - Fest des Jahres 2014 vor der Tür steht: Weihnachten!

So werden in den unisono pickepacke vollen Konsumtempeln, den Filialen und Niederlassungen noch mehr Waren eingepfercht als sonst. Die Reklame - Mafia macht uns - quasi als Vorboten zum verordneten, kollektiven Konsumrausch - heiß auf das Frohe Fest. Es wird allerdings - so deren Lesart - nur dann wirklich froh und munter gefeiert werden können, wenn die Geschenke in einem angemessenen Umfang unter dem zum Bersten voll gestellten Gabentisch liegen.

Dabei ist oft ein kleines Präsent, eine winzige Aufmerksamkeit, oft mehr wert als voluminös eingepackter Müll, der dann wenige Tage darauf wieder umgetauscht werden muss.
Zu jenen Winzigkeit zählen eben immer noch CDs. Auch wenn sie längst nicht mehr der Kassenbringer, der Umsatzrenner und Gewinngarant sein dürften. Weil andere Medien der Compact Disc seit Jahren den Rang abgelaufen haben, könnte eine solches Geschenk doch wirklich etwas Besonderes sein.

Beliebt sind dabei immer noch Weihnachtslieder, die in unendlicher Vielfalt interpretiert, doch bei einer gewissen, festlichen Grundstimmung am Heilig Abend, noch weit vor dem Totalabsturz durch den Genuss von alkoholischen Betäubungsmitteln und vor dem Ehe - und Familienstreit, auf - oder besser: eingelegt, so manchen Gestressten für einen kurzen Augenblick so viel Melancholie vermitteln, dass der den gesamten Plumquatsch um das Konsum - Fest vergessen sollte.

Ach, wenn die Schöneberger Sängerknaben " Stille Nacht, Heilige Nacht " mild und leise intonieren, wenn der Thomanerchor aus Leipzig " Ihr Kinderlein kommet´ " aus den Stereoboxen säuselt oder der Wiener Anton Karas seine Zither zu " Es ist ein Ros´entsprungen " wimmern lässt, dann wird´s  selbst dem Weihnachtsmuffel par excellence richtig warm ums Herz.

Doch nicht jeder Weihnachtslieder - Vortragende hat in diesem, gewollten Sinn, mit seiner veröffentlichten CD ( oder auch einem anderen Tonträger ) solch eherne Grundsätze verbunden. Es gibt Alben, die wollen einfach nur provozieren und versuchen, den gesamten Konsum - Dreck mitsamt dem heuchlerischen Liebe - Nächstenliebe -Hassliebe - Geschisse ad absurdum zu führen.

Dazu zählt der Finne M.A. Numminen.
Mauri Antero Numinnen, geboren am 12. März 1940 in Somero, einem Städtchen mit etwas über 9.000 Seelen im Südwesten Finnlands, ist ein mediales Multitalent.
Und weil er auch als solches öffentlich auftritt, macht er sich nicht nur Freunde im ebenso kühlen, wie ober-spießigen, finnischen Establishment. Ihm drohen regelmäßig, neben den üblichen Pöbeleien, wüsten Beschimpfungen durch die in seinen Beiträgen entlarvten Arschkrampen in dem skandinavischen Land, auch massive Drohungen. In dem östlichsten Staat der skandinavischen Hemisphäre leben eben viele Menschen, die der durch die Globalisierung erworbene Wohlstand zu humorlosen Geschöpfen gemacht hat.

Meister Numminen kennt ihre Schwächen und nutzt sie ( ähnlich wie der bundesdeutsche Helge Schneider ) gnadenlos aus. Er führt jene funktionierenden Konsum - Terroristen mit samt ihren geplanten Lebensinhalten und formatierten Verhaltensmuster förmlich vor.

http://de.wikipedia.org/wiki/M._A._Numminen

Gut gelungen ist es dem Entertainer mit seiner Weihnachts - CD aus dem Jahr 2003. In jener Zeit also, als in den vielen europäischen - oder den Industrie - Staaten, die ersten Anzeichen einer Wirtschaftskrise durch den Zusammenbruch des New Economy - Bereichs zu verspüren waren, stellt der Finne ein Weihnachtsalbum vor, dass grotesker und skurriler nicht sein könnte.
Während sich die rasant wandelnde Welt mit immer neuen Techniken auf dem Kommunikationssektor selbst feiert, werden längst wieder Tendenzen erkennbar, diesem Technik - Wahnsinn durch ein auf humane Grundwerte und Lebensinhalt entgegen zu steuern.

In Gernany grunzt, säuselt und kredenzt Onkel Herbert G. mit seinem Album " Mensch " dieses grassierende Bedürfnis auf innere Ruhe, auf Einkehr zu sich, in sich selbst und verdinet mit jenem Sprechgesang Millionen Euro.
In Finnland hingegen, dort wo der Winter mehr als 6 Monate andauert und die Dunkelheit bei einer Vielzahl von Menschen zu degressiver Grundstimmung führt, will man diesen Roll - Back nicht wahr haben. So macht sich M.A. N. denn auf und spielt eine Weihnachts - CD mit deutschen Texten ein.
Herrlich!

Wenn auch im so genannten Comedy - Genre viel Schund und sinnfreies Gequatsche angeboten werden, so lässt es sich der Finne hier nicht nehmen, des Teutonen liebstes Fest, das Weihnachtsfest, ordentlich auf die Schippe zu nehmen.

1.Der Weihnachtsmann Schlägt Zurück2:00
2.Ferkel3:31
3.Der Fröhliche Weihnachtswichtel2:27
4.Glöckchen Kling!2:05
5.Jazz-Zweidreivier1:54
6.Stille Nacht-Blues4:09
7.Unbegreifliches Weihnachten3:24
8.Das Unbegreifliche Weihnacht...2:44
9.Oh, Galgenbaum3:02
10.Leben Ist Wie Seide Für Mich4:35
11.Weihnachtsschweinerei3:10
12.Weiße Weihnacht3:38
13.Der Weihnachtsmann Ist Müde3:42
14.Ich Bereue Nichts Am Weihnachtsabend2:48
15.Mein Onkel Ißt Am Liebsten 20 Eier2:57





Kommentare

Octapolis hat gesagt…
oh jaaa! welch meisterwerk! da könnte ich mich jahr für jahr aufs neue beömmeln. "ferkel", mein persönlicher lieblingshit davon, läuft bei mir ganzjährig. so was schönes aber auch! ;o)

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