Die Angst der Besucherin vor PEGIDA.



Im Osten nichts Neues?
Oder doch, gestern Abend versuchten einige Schwachmaten aus der neo - faschistischen Szene das seit einigen Tagen vor der Dresdner Semper Oper aufgebaute Zeltlager mit Flüchtlingen zu stürmen. Dieses wurde von der Polizei verhindert. Ansonsten zeigte sich die so genannte Montagsdemonstration der ca 6.000 Pegidisten wie gehabt.
Bachmann liest von seinem vorgefertigten Skript einen Text ab, einige geladene Gäste aus dem Umfeld national - konservativer Flachdenker klopfen fromme Sprüche; die Nationalhymne wird gegrölt ( immerhin nur die 3. Strophe ).

http://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2015-03/pegida-fluechtlingslager-dresden

Zuvor wurde indes marschiert. In schwarzem Outfit, jedoch nicht in Reih´und Glied. Doch die stampfende Meute gibt auch so ein durchaus imposantes Bild auf einen neutralen Beobachter ab. Wenn Menschenmengen unkontrolliert los gelassen werden, bleibt manchmal kein Auge trocken.
Das ist bei Großveranstaltungen, wie Musik - Events, bei Fußballspielen in den riesigen Arenen oder auch Parteitagen, aber vor allem bei Demonstrationen der Fall.

Nun könnte PEGIDA selbst zu den besten Zeit, im Dezember 2014, als bis zu 25.000 Menschen in Dresden teilnahmen, allenfalls ein Stadion eines Zweitligisten in einer Stadt mit vielleicht 100.000 Einwohnern füllen, nicht jedoch die Tempel in Gelsenkirchen, Dortmund oder Berlin, dennoch machen auch einige Tausend Menschen genügend Lärm.

So auch vor 14 Tagen, als PEGIDA in der sächsischen Landeshauptstadt wieder marschierte. Zu diesem Zeitpunkt, nämlich ab dem 16. Februar hatte das südostliche Nachbarland Bayern Winterferien. So besuchte denn eine junge Schülerin ihre Großmutter in Dresden. Es sollte kein spektakulärer Aufenthalt werden. Geplant waren ein Besuch in der Einkaufsmeile, rund um die Prager Straße, ein Aufenthalt vor den berühmten Gebäuden der Landeshauptstadt und ein Essen in einem der unzähligen Restaurants.Schließlich hat die Stadt einige Sehenswürdigkeiten zu bieten und ist nicht von ungefähr zu einem beliebten Ausflugsziel einer Millionen Besucher aus dem In - und Ausland avanciert.

Doch PEGIDA beeinflusste auch bei dem Kurzbesuch der jungen Dame aus Bayern deren Aufenthalt. Und dieses nachhaltig, negativ. Nicht umsonst hagelte es nach den Auftritten von Bachmann und Konsorten viele Stornierungen bei den Hotels und Pensionen innerhalb der Stadt. Die islam - kritischen und teilweise ausländerfeindlichen Parolen der Pegidisten zeigten ihre Wirkung. Vor allem auch, weil gerade ausländische Medien über die Demonstrationen berichteten.

Da marschierten sie nun wieder, die Bachmänner von PEGIDA. In schwarzer Standardkleidung. Die selbst gemachten Spruchbänder hoch haltend. " Wir sind das Volk ", " Lügenpresse " Keine Moscheen in Dresden " usw. und so blödsinnig.
Wer allerdings, so wie der junge Gast, die Gymnasiastin aus Bayern, solche Auftritte nicht kannte. Wer sich kaum oder nur oberflächig mit Politik beschäftigt. Wer die Zusammenhänge zwischen dem 3. Reich mitsamt seinen ähnlichen propagandistischen Großkundgebungen und der Umwaandlung in ein diktatorisches Unterjochungssystem  noch nicht wissen kann, weil dieser nicht oder nicht mehr pädagogisch vermittelt wird, könnte denken, in Sachsens Metropole wird ein Viertes Reich aufgebaut.

Diese PEGIDA - Aufmärsche sind für einen jungen Menschen durchaus Angst einflössend. Aber nicht nur für diesen. Als der Arzt und Humanist, der Gründer des " Cap Anamur " Vereins, Rupert Neudeck, an einem jener Montage zufällig von Dresdens Hauptbahnhof kommend, das Lichtermeer, verursacht von den zig Tausend Handy - Taschenlampen der Pegidisten sah, war der - besonne - Mann derart schockiert, dass Neudeck gegenüber seinen Begleiter äußerte: Wie beim Reichsparteitag,!"

Richtig, wie bei einer NSDAP - Veranstaltung in den 1930er Jahren oder, so marschierte auch die SA und sang dazu folgendes Lied:


Die Fahne hoch!
Die Reihen fest (dicht/sind) geschlossen!
SA marschiert
Mit ruhig (mutig) festem Schritt
|: Kam’raden, die Rotfront und Reaktion erschossen,
Marschier’n im Geist
In unser’n Reihen mit :|

Die Straße frei
Den braunen Bataillonen
Die Straße frei
Dem Sturmabteilungsmann!
|: Es schau’n aufs Hakenkreuz voll Hoffnung schon Millionen
Der Tag für (der) Freiheit
Und für Brot bricht an :|

Zum letzten Mal
Wird Sturmalarm (/-appell) geblasen!
Zum Kampfe steh’n
Wir alle schon bereit!
|: Schon (Bald) flattern Hitlerfahnen über allen Straßen (über Barrikaden)
Die Knechtschaft dauert
Nur noch kurze Zeit! :|

Geschichte wiederholt sich nicht? Vielleicht aber doch? Der Mensch ist eine lernfähige Kreatur, die Deutsche eher nicht. Und so nahm die Gymnasiastin die PEGIDA - Meute und deren Brüllereien mit dem Handy auf und sandte die Videos an ihre Freunde. Als abschreckendes Beispiel dafür, wohin Intoleranz, billige Polemik und gezielte Manipulation der Massen führen kann.

Der junge Gast aus Bayern konnte in der folgenden Nacht kaum schlafen. Verständlich.

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