Jane III - Ein Krautrock - Album ist 40 Jahre alt geworden oder: " Tide is gone and the morning sun of a rock´n ´roll star "




Als das Jahr 1974 am 31. Dezember um 0.00 Uhr zu Ende ging, die Welt - mit viel weniger Pomp und Geldverschwendung als heute - das Neue Jahr begrüsste, war auch mein Weltbild, meine Lebensphilosophie wieder im Lot. Ich hatte den Barras seit 12 Monaten hinter mich gelassen, das Abenteuer des Zweiten Bildungswegs seit April ´74  in der BAS Stadthagen beschritten und - das war ebenso wichtig - meine Haare waren wieder länger. So, wie es bei vielen meiner Mitstreiter im Freundeskreis und den Zugehörigen der jüngeren Generationen auch der Fall war.

Die Image - Pflege war schon damals sehr wichtig. Und jenes Image veränderte ich radikal. Allerdings nicht meinen Musikgeschmack. Der orientierte sich immer noch streng nach englisch - sprachiger Rock - und Hardrockmusik. So kam es nicht von ungefähr, dass ich danach auch meine Freunde aussuchte. Mit einem dieser Bekannten fuhr ich irgendwann im Spätsommer des Jahres 1974 nach Hannover. Nicht, um dort ein Heimspiel des Fußballvereins Hannover 96 zu sehen ( ich war zu dieser Zeit glühender Gladbach - Fan ), die als Tabellenletzter mit nur 22 Punkten ( es galt allerdings die 2 - Punkte - Regel ) im Mai 1974 abgestiegen waren und die direkten Wieder - Aufstieg anvisierten, nein, auch nicht um dort eine Einkaufstour in irgendwelchen Kaufhäusern oder Boutiquen vorzunehmen; ich wollte zusammen mit dem Bekannten Wolfgang T. Schallplatten kaufen.

So standen wir dann mit dem marine - blauen Autobianchi in einer schmuddeligen, engen Nebenstraße, nahe des Steintors und der Leine in Hannover und stapften, eilends zu dem mir längst bekannten Plattenladen, den mir ein ehemaliger, aus der Landeshauptstadt kommender Bundeswehrkamerad mit dem Nachnahmen Brunke vor längerer Zeit empfohlen hatten. Das Geschäfts öffnete am Samstag erst ab 9.00 Uhr und schloss - wegen der strengen Ladenöffnungszeiten - die Tür bereits wieder um 13.00 Uhr. Also war Eile geboten.

So begaben wir uns ab 10.30 Uhr in das Getümmel. Mein Bekannter Wolfgang T. teilte zwar viele Musiktitel mit mir, dennoch waren wir geschmacklich weit auseinander liegend. Während W. T. sich u.a. die LPs von Brian Ferry, Genesis und der Gruppe " The Sensationel Alex Harvey Band " oder den " 461 Ocean Boulevard " von Sir ric " Klapperton " Clapton unter den Arm drückte, stand ich mehr auf fetzigen Rock, wie " Irish Tour ´74 " von Rory Gallagher, Mountain´s " Twin Peaks " oder
Ten Years After " Recorded Live ". Knackiger, Gitarren lastiger Live - Rock, eben.

Nur bei einer Gruppe gingen wir sofort konform. Da war unser Geschmack deckungsgleich: Jane.
Das mag daran gelegen haben, dass eine Art Lokalkolorit eine Rolle gespielt hat. Das mag auch daran gelegen haben, dass die Gruppe im weit läufigen Umfeld von Hannover längst Fuß gefasst hatte und ihre Stücke in den progressiven Diskotheken oder Musikkneipen, wie bei " Kanbach " in Münchehagen regelmäßig gespielt wurden. . Das lag aber insbesondere daran, dass bei Jane´s schwermütiger, melodiöser und unverwechselbarer, stilistischen Darreichung jener inzwischen veröffentlichten Alben, der Zuhörer prima entspannen konnte. Eine Zigarette oder Tüte rauchend, ein Einbecker Urbock trinkend,  sich auf die Matratze legte und über den immer vorhanden Weltschmerz sinnierte - bis die erste LP - Seite ausgespielt war und der Plattenarm sich leicht knisternd, etwas knackend und das typische, mechanische Abhebgeräusch von sich gebend, dem Tagtraum ein jähes Ende setzte.

Jane´s Musik war Kult - nicht nur rund um die niedersächsische Landeshauptstadt. Die  Band gab auch viele Konzerte und trat seiner Zeit auf den Festivals auf.

Da ich hier bereits einige Postings zu der Band eingestellt habe, möchte ich mich zu der Band - Historie nicht mehr weiter auslassen. Sie ist längst bekannt und u.a. bei wikipedia  einlesbar.

Auch andere Seiten beschäftigen sich intensiv mit der Rockgruppe aus Hannover:


http://www.jane-music.com/Seiten/main.htm



http://www.germanrock.de/alt/j/jane/


Als Wolfgang dann kurz vor Ladenschließung seine LPs bezahlte, sah ich ihn in seine Plastetüte auch das 3. Album von Jane einschieben. " Jane III ", so nennt es sich kurz und knapp. Diese LP gab es dort einst für 16,90 DM. Und es hätte sich gelohnt, diese Platte zu erwerben.
Nicht deshalb, weil der Jane - Fan eben auch die Neuerscheinungen der Formation kaufen musste, sondern aufgrund der musikalischen Qualität der einzelnen Stücke des Albums.
Es befinden sich 9 Titel auf der Vinyl - Scheibe:


 01. Coming Again ( 9:40 )
 02. Mother, you don´t know ( 5:52 )
 03. I Need You ( 4:50 )
 04. Way to Paradise ( 3:25 )
 05. Early in the Morning (5:20 )
 06. Jane - Session ( 4:20 )
 07. Rock ´n` Roll Star ( 4:47 )
 08. King of Thule ( 0:40 )
 09. Baby, what you´re doin ( 3:05 )


Wer nun der Auffassung gewesen sein sollte, wo Jane drauf steht, ist auch Jane drin, irrte sich gewaltig. Die Band hatte eine erneute, personelle Umbesetzung zu verkraften.
   

1974 erschien das Album "Jane III" komplett ohne Orgel, nachdem Werner Nadolny die Band verlassen hatte und Charly Maucher zurückgekehrt war. Hier stellten Jane bluesorientierten Hardrock vor, wobei Charly Maucher mit seiner Reibeisenstimme die meisten Gesangparts übernahm. "Durch den Wegfall der Orgel hat sich der Sound von Jane natürlich wesentlich verändert, doch der Einsatz von zwei Lead-Gitarren gleicht das Fehlen der Tastaturen vollkommen aus" (Presse 1974). Jane III wurde sogar in Kanada, USA und Japan veröffentlicht. Jane hatten zu dieser Zeit auch ein Angebot als Vorgruppe von Grandfunk Railroad auf Amerika Tournee zu gehen, sie konnten sich aber nicht mit der Agentur über die Konditionen einigen und somit war der Traum einer Karriere in Amerika ausgeträumt.
Zu dieser Zeit veröffentlichten Jane unter dem Charly Maucher Pseudonym " Der Chef" die limitierte Single "Bambule Rock / Feuer auf der Dragonia", zwei witzige Kompositionen in deutsch von Charly Maucher, die Jane vereinzelt auch live spielten. Das ebenfalls sehr witzige Cover zeigte die vier Jane Musiker als Karikaturen.
Charly Maucher und Wolfgang Krantz verließen im Sommer 1974 die Band, Charly Maucher gründete mit Werner Nadolny und ex JP's Klaus Zaake "Harlis" und Wolfgang Krantz gründete erst "Antares", wechselte dann zu "Harlis" und gründete später "Efendi's Garden". Für sie kam der ehemalige Jon Symon Trio und Dullknife Musiker Martin Hesse- Bass. In dieser Dreierbesetzung spielten Jane einige Konzerte in der Schweiz, dann im Oktober 1974 stieß der Ungar Gottfried Janko- Orgel,Gesang (ex Dullknife) hinzu. Dieses Quartett spielte dann 1975 das vierte Album "Lady” ein. "Die Neuen sind diesmal Bassist Martin Hesse und Organist Gottfried Janko. Aber sie sind ein Gewinn, machen den Sound schön rund und fett. Das ist guter Heavy-Rock Marke Jimi Hendrix, nie einfallslos und langweilig" (Presse 1975)."
Jane hat einen rundherum vollen und trotz aller Hard-Rock-Stilismen weichen Sound, der vor allem vom warmen und melodischen Gitarrenstil von Klaus Hess geprägt ist. Etwaige Extravaganzen werden sparsam, aber dann recht effektvoll eingesetzt.-Großes Aber: Mal wieder scheitert Jane am Gesang" (Presse 1975). "



Nun war es aber gerade dem voluminösen Orgelklang und der bombastischen Stimme von dem leider, leider, viel zu früh verstorbenen Sänger Bernd Pulst, der  den typischen Jane - Sound so unverwechselbar gestaltete.
Die Komponenten fehlten somit auf dem 3. Jane - Album. Dennoch zeigt die Gruppe auch hier als musikalisch flexibel. Die Songs sind nicht nur blues - rockiger, sondern zudem sehr unterschiedlich konzeptioniert.  

Dass aber auch Charly Maucher singen kann, stellt er mit diesem Album eindrucksvoll unter Beweis.
Möglicherweise ist die Band einst an das Einspielen der Stücke mit dem Grundsatz heran gegangen, dass auch musikalischer Stillstand, wohl doch Rückschritt bedeuten könnte. Dem Jane - Anhänger scheint die Orgel als tragendes Element in die Jane - Liedern nur dann zu fehlen, wenn er die beiden vorgängigen Alben zu sehr als Maßstab für die Stilrichtung der Truppe voraus setzt.

Als Rock - oder Hardrock - Fan indes war ich mit dem 3. Vinyl der Hannoveraner mehr als zufrieden. Die Titel " Coming Again ", " Jane Session " und " Rock ´n ´Roll Star " sind für mich als sehr gelungen zu bezeichnen.
Aber auch die weiteren Songs, inklusive des 0:40 - minütigen " King Of  Thule ", das wohl eher als Jingle in Form eines Opener oder Closer oder Bumper geeignet wäre, passt sich der Qualität aller Lieder nahtlos an. Vor allem das Zusammenspiel der beiden Gitarristen Klaus Hess und Wolfgang Krantz funktioniert glänzend. Damit wird der Orgel - Klangteppich nahezu kompensiert.

Allerdings zeigt das Album auch, dass sich Jane erneut in eine Umbruchphase begeben hatte. Denn nach dem Weggang von Charly Maucher, aber durch den Verlust des klasse Gitarristen Wolfgang Krantz, musste auf der 1975er LP " Lady " das bekannte Jane - Konzept wieder her halten. Mit den beiden Musikern Martin Hesse ( Bass ) und den aus Ungarn stammenden Gottfried Janko wurde das vierte Jane - Album im November 1974 eingespielt. 



http://www.krautrock-musikzirkus.de/de,Jane-Hannover_Jane-III_782,N.html


http://krautrockmaniac.blogspot.de/2014/03/jane-iii-1974.html



http://www.discogs.com/Jane-III/release/760773


Wohlan, eine andere, eine sehr gelungene Jane - LP, die in der Zeit vom 13. 02. bis 20.02. 1974 in Conny Plank´s Tonstudio in Neuenkirchen, einem Örtchen bei Köln ( http://www.connys-studio.de/ ) eingespielt und einige Monate später auf dem Markt angeboten wurde.

Jane waren damals:



Interessant war natürlich auch das Platten - Cover, dass Dierk Pape konzipiert und illustriert hat. Es ist ein typischen Krautrock - Cover. Mit einem futuristischen und leicht psychedelischen Touch. 

Leider sind die Stücke wegen urheberrechtlicher Unklarheiten nicht in der BRD über das Netz abrufbar. Deshalb hier eine Live - Version mit " Peter Panka´s Jane " von " Way To Paradise " und über einen Umweg den " Rock´N ´Roll Star " aus dem 3. Album von Jane.



http://my-hit.com/rock-%27n%27-roll-star/4

Dazu den Klassiker " Out In The Rain " von der LP " Here We Are " sowie " Redskin " aus dem gleichen, 1973 veröffentlichen Album: 





Das 3. Jane - Album erwarb ich erst viele Jahre später, als in der Mitte der 1980er, die Vinyl - Scheibe während der Geschäftsaufgabe eines JPC - Plattenladens in Bremen für unter 10 DM angeboten wurde. Zwar mit einem kleinen Schönheitsfehler, denn es befindet sich ein kreisrundes Loch an der rechten Ecke des Covers und die LP wurde bei " Capitol " einer EMI - Tochter in den USA vertrieben.
Vielleicht aber als Reminiszenz an die nur kurze Zeit der Freundschaft mit Wolfgang T., den ich nach 1977 nie wieder gesehen habe. Doch die Jane III blieb bis heute in meinem Platten - Archiv.

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