Liebe ist - Liebe bleibt ( nicht immer ) - Liebe war.



Es wird wieder gestreikt. Bei der Postbank, bei den Kitas und - natürlich wieder - bei der Bahn. Weil die Deutsche Bahn AG sich mit den GDL - Mannen nie einigen können, gab es seit heute Nacht 02.00 Uhr keinen  oder kaum regelmäßigen Zugverkehr. Zeit, sich über die wahren Dinge des Lebens Gedanken zu machen. Deshalb saß ich - wie so häufig - bei einem Maschinen gebrühten, dampfenden Pott ( Bunzlauer ) Kaffee am verwaisten Küchentisch, lauschte den Frühnachrichten von MDRInfo, den Lobhudel - Ausführungen zu dem 6:1 - Kantersieg der Bazis der wirklich kompetenten Redakteurin Silke Heine und las hauptsächlich in den älteren " SPIEGEL " - Ausgaben.
Und hier, insbesondere einem Artikel des Mitarbeiters Hauke Goos, der da lautet: " Ich will ".

Was Hauke Goos auf S. 55 ff in der Ausgabe 11/ 2015 des Hamburger Nachrichtenmagazins schreibt, ist mir nicht unbekannt. Es geht um das Thema Ehescheidung oder auch Trennung. Es geht um das Kind, das Geld, die verletzten Gefühle. Es geht aber auch um Macht, um das eigene Leben und die Zukunft der hierin beteiligten Menschen.

Die Geschichte ist eine von vielen. Austauschbar, alltäglich, abgedreht. Eine Frau und ein Mann, nicht mehr ganz blutjung, aber dafür studiert, lernen sich kennen. Nichts außergewöhnliches. Er ist Unternehmensberater; sie praktiziert als Ärztin. Deshalb spielt sich die folgende Geschichte auf einem höheren, ja sogar hohem, Niveau ab.

Er verdient bereits gut und übt seinen Beruf in dem Nachbarland Schweiz aus. Sie hatte sich im Herbst des Jahres 2004 gerade selbständig gemacht. Die Liebe begann in einem Cafe, in der er sie - ungebunden, offen, zielstrebig - zum ersten Mal sah. Eine Romanze, wie sie sich hunderttausend Mal pro Jahr abspielen könnte.Doch nicht jede dieser Begegnungen der normalen Art, verlaufen so weiter, wie es das Treuegelöbnis in der Kirche verlangt: " Bis das der Tod euch scheidet ".

Auch das Umfeld, in dem sich die spätere Ehekrise, die Trennung und die Scheidung abspielen, dürfte nicht als Regelfall zu betrachten sein. Hier wird zunächst am großem Fuß gelebt.
Er verdient als Unternehmensberater in der Schweiz viel Geld. Bis zum Jahr 2007 behalten beide Partner ihre eigenen Wohnungen.
Dann wird die Tochter geboren. Das Paar schließt kurz zuvor vor dem Standesamt die Ehe.
Die kirchliche Trauung holen sie nach. Ein Freund traut beide vor dem Altar.

Es wird eine " Traum - Hochzeit ", weil auch die beruflichen Träume beinahe verwirklicht werden können. Dann aber kommt der Crash. Mit der Lehman - Pleite in den USA beginnt 2008 für ihn als Selbständigen der stetige Abstieg. Ab 2009 schlägt die Finanzkrise auch in seinem Tätigkeitsfeld voll zu.
Die Geschäfte laufen schlechter. So, wie bei vielen anderen Dienstleistern, die von dem Lehman - Fannie Mae - Freddie Mac - Prinzip der wundersamen Geldvermehrung via Verschuldung ohne eigene Sicherheiten auch partizipierten.

Das Haus, in der sie ihre Arztpraxis betreibt, wurde aus steuerlichen Gründen auf ihren Namen gekauft. Als sie dort 2008 einziehen, stocken bereits seine Einnahmen. Dennoch erwirbt das Paar 2009 eine weitere Immobilie. In der Schweiz, am Lugano See. Der finanzielle Abstieg verläuft für ihn wie ein Zeitraffer. Sie verhindert und verweigert eine Grundbuchumschreibung zu seinen Gunsten, als er vorschlägt, als Miteigentümer eingetragen zu werden.

2010 schlägt er vor, die Ehescheidung in die Wege zu leiten, nachdem sie ihn häufiger - auch öffentlich - brüskiert, weil er kein Geld verdiene. Es kommt zu mehreren Paartherapien, die erfolglos verlaufen.
2013 soll ein Urlaub in Monte Carlo und Saint - Tropez noch einmal eine Kehrtwende bringen.

Als ein späterer Notartermin dann doch von ihr abgesagt wird, sieht er keine Chance mehr für seine Ehe. Er fühlt sich hintergangen, betrogen, ausgenutzt.
Es folgt eine monatelanger Ehekrieg. Innerhalb dessen mit allen Geschützen aufeinander scharf geschossen wird.
Von fertig machen, ausradieren ist dort die Rede.

Er wohnt immer noch in dem Haus; ihrem Haus. Seine Tochter sieht er im Alter von 7 Jahren ein letztes Mal.
Dann wird mit den Mitteln des Familienrechts aufeinander eingedroschen.
Es geht - wie auch hier üblich - um:

- das Aufentahltsbestimmungsrecht

- das Umgangs - und Besuchsrecht

- die elterliche Sorge ( die per Gesetz zwar beiden Eheleuten zuerkannt ist )

- Kindesunterhalt

- den ehelichen Zugewinn ( bei Gütergemeinschaft )

- den Versorgungsausgleich

- den ehelichen Hausrat.

Ein riesiges Tummelfeld für viele hungrige Rechtsanwälte, die bei solchen Einkommens - und Vermögensverhältnissen sich natürlich um so mehr ins Zeug legen. Es wird gestritten, wie die Kesselflicker. Gutachter werden auf den Plan gerufen. Die Staatsanwaltschaften, die Polizei, der Gerichtsvollzieher.

Jene Institutionen also, die ein " Normalo " eher von Weitem sehen möchte.

Und, wie hier üblich,kosten die FGG - Verfahren Geld. Viel Geld. Das - im Endeffekt - auch eine Ärztin oder eine Unternehmensberater mit Home Office nicht verdient. Zumal bei jener beschriebenen Konstellation, der Start in die Selbständigkeit mit einem großen Schuldenberg einher geht. Die Präxis fällt nicht vom Himmel. Die Patienten können nicht gebacken werden. Dazu kommt die Konkurrenz, der Kostendruck, die knauserigen Krankenkassen; und: Privatpatienten sind rar gesät.

Am Ende blieb ein Trümmerfeld  einer vergänglichen Liebe übrig. Ein verletzter und gehetzter Kindesvater sowie eine geschundene Ehefrau. Es gibt somit keinen Sieger. Nur Erinnerungen an einige Jahre des Glücks. Glück ist vergänglich; Liebe ist es auch.
" Ja " oder Ja, ich will.. ", so lautete die Antwort beider Menschen vor dem Standesbeamten und dem Pastor oder Pfarrer.

Eine Lebenslüge? Allein 2013 - so steht es in dem klasse Artikel von Hauke Goos - wurden beinahe 170.000 Ehe geschieden. Die Zahl der davon und dabei betroffenen Kinder belief sich auf - sage und schreibe  - 139064 Fälle. Die minderjährigen Kinder aus nichteheleichen Lebensgemeinschaften muss noch hinzu addiert werden. Jahr für Jahr platzt der Lebenstraum von gemeinsamer Zukunft in Größenordnung, die beinahe unfassbar sind.

Liebe ist - Liebe bleibt nicht ( immer ) - Liebe war ( immer öfter )!

Wohlan, Nena:






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