Aktenvernichter





Mit den beinahe 15 Jahren meines Aufenthalts in der schönen sächsischen Landeshauptstadt haben sich - neben einigen Altlasten - auch Unmengen an Schriftstücken in oder auch außerhalb von Aktenordnern angesammelt. Seit einigen Wochen durchforstet ich nun diese Papierberge und stelle dabei fest, dass es besser gewesen wäre, das unnütze Papierzeugs schon bald nach dem Empfang einfach dem Reißwolf zuzuführen. Doch: Ich war oft zu bequem und habe die Schriftstücke aufgehoben. Eigentlich waren sie lediglich ein Stück Erinnerung an jene Tage, die ich mich zusammen mit anderen Kollegen um das geschrieben Recht bemühen konnte.

Jetzt sollen jene Rechtsfälle nach und nach zerschreddert ( oder auch nicht ) werden. Das ist eine Zeit raubende Arbeit. Schließlich muss zunächst der Ordner aus den Regalen gezogen, die vielen Schreiben heraus genommen und dann in den Schredder gedrückt werden.

So vergingen Stunden, ja, Tage. Die Aktenberge lichteten sich aber nur langsam. Und ein Ende war nicht in Sicht. Da kam ich auf die glorreiche Idee, das zu vernichtende Papier einfach in den Kaminofen zu werfen. Das hat den Vorteil, dass es für immer vernichtet wird und zudem in den noch kühlen Abendstunden ein wenig Wärme produziert. Also befeuerte ich den Ofen sowohl mit Holz als auch mit Papier. Wobei Letzteres sehr viel Asche hinterließ.

Doch ich ließ mich von diesen widrigen Umständen nicht abhalten und warf eine Akte nach der anderen in die flodernde Glut, die gludernde Flut, die lodernde Glut und dachte dabei auch an den Herrn Kollegen, Stammel - Eddi aus Bayern, der ja mal Kanzler werden wollte. Diese Trottel ist uns dann doch - wenn auch nur sehr, sehr knapp - erspart geblieben.

Vor allem aber erinnerte ich mich an einen Skandal zu Beginn der 1990er Jahre in Bremen. Dort hatte ein größeres Rechtsanwaltsbüro einen Container einer Firma für Dokumentenvernichtung geordert. Das Metallbehältnis stand auf einem Parkplatz neben dem Bürogebäude und wurde von den Auszubildenden randvoll mit Handakten, Buchführungs - und Steuerunterlagen geknallt. Dumm war dabei nur, dass die Damen vergaßen, den Container abzuschließen. Das war ein fataler Fehler. 
Über das gesamte Wochenende verteilten Spaßvögel und betrunkene Besucher von Szenekneipen des " Bremer Viertel " die Akten aus dem Container. Die lagen dann massenhaft auf der entlang führenden Straße herum. Natürlich wurde die Polizei darauf aufmerksam und informierte einen der Rechtsanwälte. Dieser musste sich an einem Sonntag die Zeit mit dem Aufsammeln der Schriftstücke tot schlagen und war entsprechend missgelaunt, als er den Tag danach das Büro betrat.

Dieser Fauxpas war dem lokalen " Weser Kurier " sogar einen Artikel wert. Der walzte diese Dummheit in epischer Länge aus und beschrieb dabei, dass Passanten den Inhalt der Akten gelesen hätten. Peinlich war es alle Male.

Und da mir ein solches Missgeschick nicht passieren soll, vertue ich meine Zeit lieber mit eigenhändiger Aktenvernichtung. Sicher, ist sicher. Gleichwohl ich keinen Papiercontainer damit füllen könnte.



" Öresund Space Collective " - " Alien Strip Club Pt. 2 /2 " - " It´s All About Delay " - 2006:





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