Sondermüll?



Seit Wochen wühlen wir uns nun durch das Haus. Zimmer für Zimmer, Ecke für Ecke, Wand für Wand. Was da so alles an Krimskrams zu Tage tritt. Unglaublich! Einst polemisierten die so genannten ´68er:

" Unter den Talaren, der Muff von Tausend Jahren! "

51 Jahre danach kalauere ich:

" In den Kellerregalen, der Schrott von achtzig Jahren! "

Ich mutierte zur Wühlmaus, zum zweibeinigen Eichhörnchen und ließ jene Dinge in die Container fliegen, die keinen Gebrauchswert mehr hatten. Es waren Deren viele; zu vielen. Ich begann als Kellerassel und beendete die Wühlmausaktion als Rumpelstilzchen.

Fluchend und zeternd schob ich Regal zu Regal, Umzugskiste auf Umzugskiste und Gelber Sack zu Gelber Sack.  Deren Anzahl wurde von Stunde zu Stunde mehr. Verzweifelnd suchte ich eine Lösung für den Plastemüll, der sich über Jahrzehnte angesammelt hatte. Dann kam mir die Erleuchtung. Ich rief einen Absetzmulden - Anbieter in Meißen an. Die nette Mitarbeiterin verstand sofort, was mein Problem war und entsandte noch einige Stunden später einen Kipper. Erleichtert setzte ich meine Arbeit fort.

Es flogen mindestens drei Toilettendeckel in die Mulde, gefolgt von Plasterohren, Eimern, Plasteverpackungsmaterialien, Plasteplanen usw. Alles Plaste, oder was?

Nach zwei Stunden war die Mulde zwar nur halb voll; der Keller jedoch wesentlich leerer. Dann kamen die vielen Farbdosen an die Reihe. Ehrlich gesagt, ich hatte bislang keinen Plan, denn das ist Sondermüll; So auch die drei Rollen " Erfurt " - Rauhfasertapete. Zwei ließ ich in den Kellerschränken verschwinden; die angebrochene verbrannten wir am Abend in der Feuerschale zusammen mit den Holz, dem Ästen und dem Laub vom vergangenen Herbst.

Die Kellerräume sahen noch nie so gut aus. Einzige Ausnahme hiervon: Zur Zeit des Vorvoreigentümers hatten sie Wohncharakter. Alfred Hänel war nicht nur Buchhalter, dann Fabrikbesetzer und später Hauseigentümer, sondern auch ein Pedant. Er hatte für alle Dinge des Lebens einen Platz. So auch im dunklen Keller seines Hauses.

Jetzt lichten sich die Reihen der unbrauchbaren Utensilien. Der Keller sieht heller, sauberer, einfach ausgeräumt aus.
Im Notarvertrag steht nun auch, dass wir das Haus in einem besenreinen Zustand zu übergeben haben. Zuvor aber muss die Kohle, der Kaufpreis fließen. Ohne Moss nix los - ohne Knete, keine Fete. Ohne Kohle, keine Schlüssel.

Aber: Vor dem Erfolg hat das Leben schweißtreibende Arbeit gesetzt.

Q(C)ui bono?

Pro salute omnium!



" The Youngbloods " - " Get Together " - 1969:








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