Kein Kinogänger

 


Als ich heute Morgen in der " SPIEGEL " - Ausgabe 7 / 2022 einen Artikel über den britischen Schauspieler und Regisseur Kenneth Branagh las, musste ich mir einmal mehr eingestehen, auch diesen Namen zuvor nie gehört zu haben. Der in Belfast / Nordirland am 10. Dezember 1960 geborene Branagh hat seit 1964 in einer Vielzahl von Filmen als Schauspieler, aber auch Regisseur mitgewirkt.    

https://de.wikipedia.org/wiki/Kenneth_Branagh

Einige Filmtitel kenne ich zwar; gesehen habe die Werke des Nordiren nie. Daran wird sich wohl nichts mehr ändern. Ich war, bin und bleibe ein so genannter Kino - Muffel. Die Filme, die ich in irgendeinem Lichtspielhaus seit Mitte der 1960er Jahre gesehen habe, lassen sich auf einem DIN A4 - Blatt nieder schreiben. 

Ab jenen 60er Jahren sind es vornehmlich die Karl May - Verfilmungen, die eben in meiner Jugend als der große Renner galten, gewesen. Zu diesen Streifen, die in dem Bad Eilser Kur - Kino auch in der Nachmittagsvorstellung ab 15.00 Uhr liefen, traf sich dann in schöner Regelmäßigkeit die Dorfjugend. 

Das Programm des Kinos war sehr überschaubar, denn die meisten Vorstellung erfolgten an den Wochenenden. Auch die Auswahl der Filme unterlag gewissen Einschränkungen. Musikfilme wurden eher selten gezeigt ( " Easy Rider " habe ich allerdings in Bad Eilsen gesehen ), die später in Mode gekommenen Katastrophenfilme konnte dort wegen fehlender technischer Voraussetzungen nicht gezeigt werden, " Schmuddelfilme ", wie die dämlichen " Schulmädchen Report " - Serien oder der Aufklärungsfilm " Helga " sowie die Machwerke des Aufklärers Oswald Kolle, gab es nicht oder sie wurden in der Abendvorstellung gezeigt.

Ab den 1970ern verlor ich das Interesse an Kinofilmen nahezu vollends. Eine Ausnahme machte hier die Tolkin - Verfilmung " Herr der Ringe ", die ich mir mehrfach anschaute.

Während ich dann heute Morgen den " SPIEGEL " - Artikel über den Regisseur Branagh las und darin einen Hinweis auf einen Film aus eben jener Jugendzeit in den 60er Jahren fand, in dem auch der Film " Eine Millionen Jahre vor unserer Zeit " benannt war, erinnerte ich mich wieder an das längst außer Betrieb gestellte Kur - Kino in Bad Eilsen. Es gehörte über einige Jahre zum festen Bestandteil der Freizeitaktivitäten unserer einstigen Dorfjugend. Es war ein Treffen jener Mitschüler und späteren Freunde in dem Ort, die ich danach viele Jahre aus den Augen verlor und nur einige, sehr wenige Male wieder treffen konnte.

Als zu jener Zeit der Film von Don Chaffey und Michael Carreras irgendwann im Frühjahr 1967 in jenes besagte Kino kam, gefielen mir die in dem Kino - Schaukasten eingeheftete Bilder. Sie zeigten Urmenschen, also Steinzeitmenschen, die mit monströsen Kreaturen kämpften. Unter den Darstellerinnen war auch die US - Amerikanerin Raquel Welch im Lendenschurz und zum Teil mit züchtig über geworfenen Tierfell zu sehen.

 Jo Raquel Tejada alias Raquel Welch war eine längst bekannte Filmschauspielerin, die in den Endsechzigern und Siebziger Jahren als " Sex - Bombe ", als " Sexsymbol " und " Busen - Wunder " in den Medien, vornehmlich dem Boulevard,  international Furore hervor rief. Zusammen mit weiteren " Stars ", die vornehmlich aufgrund der " weiblichen Kurven ", insbesondere ihrer Brüste, in jene Kategorie eingeordnet wurden, waren sie ( z.B. Marylin Monroe, Gina Lollobrigida, Brigitte Bardot ) eher wegen ihres Aussehens als ihre beruflichen Fähigkeiten im Filmgeschäft gefragt.

Nun, Welch zählte, dank ihre üppigen Busens ( vulgo: " Atom - Busen ) auch dazu.   

https://de.wikipedia.org/wiki/Raquel_Welch

Sie erhielt alsdann in dem britischen Klamauk - Film mehr oder minder die Hauptrolle. Dass das Machwerk schon damals von der Presse und den Kritikern verrissen wurde, wussten ich nicht.  

https://de.wikipedia.org/wiki/Eine_Million_Jahre_vor_unserer_Zeit

Mir gefiel die gut aussehende Schauspielerin. Im zarten Alter von beinahe 14 Jahren schlug nämlich langsam die Pubertät durch. Die Hormone spielten bald verrückt und die ersten, sehr zaghaften Annäherungsversuche an die Dorfschönheiten ließen nicht mehr lange auf sich warten.

Wie dem auch gewesen sei, den besagten Film konnte ich mir damals noch nicht ansehen. Er wurde nur in der Abend - oder Spätvorstellung gezeigt. 

Als das Machwerk dann irgendwann 1970 erneut auf dem Programm des Kur - Kinos angekündigt wurde, wollte ich es unbedingt sehen. Meine Affinität zu Mädchen / Frauen, die so ähnlich aussahen, wie die US - Schönheit Welch, war noch weiter ausgeprägt. Inzwischen hatte ich mein erstes Lehrjahr hinter mich gebracht. Die Ausbildungsvergütung betrug jetzt immerhin 150 DM und da waren schon 3,50 DM für einen Kinobesuch drin.

Meine Schwester nebst Freundin lud ich deshalb zu einem Kinobesuch mit dem Film " Eine Millionen Jahre vor unser Zeit " ein. Beide waren eher skeptisch. Sie hatten sich wohl auch die Bilder des Films in dem Kino - Schaukasten angesehen und fanden ihn nicht besonders prickelnd. So griff ich zu einer " Notlüge ". Ich behauptete einfach, in dem Schinken käme der bekannte Titel " Gimme´Shelter " von den " Rolling Stones "  vor.

Erwartungsfroh standen wir dann an der Kinokasse. Ich bezahlte und wir nahmen irgendwo auf der Sperrsitzreihe vor der Leinwand Platz. Die Vorstellung war eher mäßig besucht. Das machte meine Schwester schon ein wenig stutzig. Nachdem die üblichen Reklameeinblendungen sowie die Vorschau abgelaufen waren, folgte jener englische Schundfilm. Bereits nach einer halben Stunde wurden Schwesterherz nebst Freundin unruhig und fragten nach dem " Stones " - Titel. In dem Film wurde nicht gesprochen, sondern die Steinzeitmenschen grunzten und rülpsen sich nur an. Von dem " Stones " - Song war natürlich nüscht zu hören. 

Nach etwas mehr als 90 Minuten war der Klamauk zu Ende. Beim Herausgehen geriet ich sofort in Erklärungsnot. Warum denn nicht eine Sekunde von " Gimme´Shelter " zu vernehmen gewesen sei und, ob ich die beiden Mädchen schlichtweg verarscht hätte? Ich belog sie ein weitees Mal. Ich behauptete nun, jene Information irgendwo in der Zeitung gelesen zu haben und auch im Radio sei eine derartige Meldung gesendet worden.

Laut meckernd gingen wir nach Hause. 

Ich fühlte mich indes sehr gut. Ich hatte " meinen " Traumtyp Frau in Gestalt der vollbusigen Raquel Welch beinahe in Lebensgröße und nur wenige Meter von mir entfernt gesehen. Auf die weiblichen Rundungen, die dort eh nicht bestaunt werden konnten, kam es mir sowieso nicht an. Wichtiger waren das schöne Gesicht, die kastanienbraunen schulterlangen Haare und die Top Figur.

Den " Stones " - Titel konnte ich selbst auf meinem Plattenhobel andudeln, denn die LP " Let It Bleed " gehörte zu jenem, gut ein Dutzend Vinylscheiben, die ich mir mittlerweile zugelegt hatte.

Und der Film an sich sowie die dümmliche, sehr überschaubare Handlung, war mir völlig schnuppe. Mir kam es nur auf Raquel an - der einstigen Traumfrau!

Was interessierte mich da der Film, das Kino?



  



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