Keine Fahrt mit der RB 30 von Dresden nach Chemnitz und zurück - Teil I.


Gestern und vorgestern war es windig, sehr windig sogar, nein, es stürmte so richtig. Heute Nacht war es ebenso. Der nächste Frühjahrsorkan kommt bestimmt. So, wie in den vielen Jahren zuvor. Auch 1962 tobte ein Orkan über Norddeutschland hinweg und verursachte - vornehmlich - in Hamburg immense Schäden. Es gab viele Tote. Das war auch in den 50 Jahren danach der Fall.  

https://de.wikipedia.org/wiki/Orkan

Solche Wetterextreme wird es - vermehrt - in den kommenden Jahren immer wieder geben. Stichwort: Klimawandel.

Die damit verbundenen Probleme werden nahezu identisch sein. Der Massenverkehr ist davon betroffen, die Energieversorgung auch, nur die Schäden werden erheblich größer werden.

Während die Nachrichtensendungen in regelmäßiger Abfolge von den Auswirkungen der beiden Orkane mit den Namen " Zeynep " und " Ylena " berichteten und hierbei natürlich von der Einstellung und Einschränkung des Eisenbahnverkehrs die Rede war, kamen bei uns sofort Erinnerungen an jene Jahre, in denen meine bessere Hälfte mit der Regionalbahn von Dresden nach Chemnitz und zurück pendelte.

Über die diversen Störungen des Zugverkehrs auf jener 136 Kilometer messenden Strecke könnten wir mindestens ein Buch von mehr als 300 Seiten schreiben. Hierin käme die Deutsche Bahn Ag und ihr ausgegliederter Bereich " DB Regio " bzw. " DB Netze " nicht gut weg.

Es beginnt damit, dass jene Regionalstrecke, mit der die beiden sächsischen Großstädte verbunden sind, sich überwiegend in einem desolaten Zustand befindet. Auch wenn ein Abschnitt entlang der " Weißeritz " zwischen Dresden und Freital nach dem so genannten Jahrhunderthochwasser 2002 teilsaniert werden musste, ändert dieses nichts an dieser Bewertung.

Die seit 1855 zunächst in Teilstrecken bestehende Verbindung wurde vor allem in der Nachwendezeit von der Bahn ( Reichsbahn, Deutsche Bundesbahn ) sukzessive herunter gefahren. Besser: Sie wurde vernachlässigt. Dieses hat viele Gründe. Die Hauptursache dürfte in der den lukrativeren Fernverkehr priorisierenden Verkehrspolitik zu sehen sein. Vor allem die drei CSU - Minister Ramsauer, Dobrindt ( Schmidt ) und zuletzt Scheuer zeigten sich allesamt als unfähig, ein schlüssiges Zukunftskonzept für das Staatsunternehmen zu entwickeln. Sie sanierten lieber die Autobahnen in Bayern.

Andererseits haben die über bezahlten Manager der DB so manche Millionen in sinnlose Projekte und Aktionen versenkt. Die müssen ja irgendwo wieder her kommen. Ergo: Es wird auch am Bahnnetz gespart. So wundert es nicht, dass solche Regionalstrecken, wie jene von Dresden nach Chemnitz seit der Wende nahezu unbeachtet bleiben. Die Bahnhöfe sind hier längst keine mehr. Die Bruchbuden entlang der Strecke haben den Namen nicht verdient. Aus den herunter gekommenen Butzen lugen alte, völlig vergammelte Gardinen in Fetzen hervor. Toiletten gibt es nicht. Sie sind seit Urzeiten wegen Vandalismus verrammelt worden.  

Bereits die Haltestelle Dresden - Plauen verfügt weder über eine Toilette, noch ist das Gebilde barrierefrei zu erreichen. Für Rollstuhlfahrer eine Zumutung. In den verdreckten Aufgangsbereich riecht es permanent nach Urin. Nicht selten zieren zerschmetterte Glasflaschen, Fast Food - Behältnisse aller Art und massenhaft Kippen den Treppenaufgang. Dann und wann funktionierte der Fahrkartenautomat nicht, wenn nach dem Wochenenden Idioten ihren Frust daran abgelassen hatten und die Kartenschlitze sowie den Fahrkartenausgabeschacht mit Bier, Energydrinks oder sogar Sekundenkleber außer Betrieb gesetzt hatten. Ein Fahrschein konnte deshalb nicht gelöst werden, was dann im Zug nachgeholt werden musste.

Die Haltestelle Freital - Potschappel sieht noch grausamer aus. Von dem einstigen Bahnhofsgebäude existiert nur noch eine Art Bretterbude, in vor sich hin gammelt. Wer hier ein - oder aussteigt, muss sich wie in einem anderen Jahrhundert ( 1945 ff ) fühlen.    

Nicht von ungefähr ist die Bahnhofsprofilseite bei der DB nicht mehr existent.

https://de.wikipedia.org/wiki/Bahnhof_Freital-Potschappel

Der " Bahnhof " Freital - Deuben sieht etwas freundlicher aus, da er irgendwann saniert wurde. Immerhin befindet sich auch dort ein regelmäßig funktionierende Fahrscheinautomat.


https://de.wikipedia.org/wiki/Datei:20180225200DR_Freital-Deuben_Bahnhof_Deuben.jpg 


Nach der Haltestelle Freital - Hainsberg gelangt der Fahrgast zum Bahnhof ( ! ) Tharandt. Da hier mehrere Gleise existieren, verfügt dieser über eine neuere Überdachung. Allerdings verrotten auch dort einstige Betriebsgebäude. Und Toiletten gibt es ebenfalls nicht.

  https://de.wikipedia.org/wiki/Bahnhof_Tharandt

Die folgende Haltstelle heißt " Edle Krone " und liegt bereits 228 Meter höher als der Bahnhof Tharandt. Im Winter wird hier im wahrsten Sinne des Wortes eine störungsfreier Zugtransport zum Lotteriespiel.

 

 https://de.wikipedia.org/wiki/Edle_Krone


Die Haltestelle Klingenberg - Colmnitz liegt noch höher, nämlich 436 Meter ü.NN. und hier wird in den Wintermonaten jeder Schneefall oder Eisregen sowie Dauerfrost für so manchen Reisenden zum Verhängnis. Auch dieser Haltepunkt wurde einst modernisiert. Er hat jedoch weder eine Toilettenanlage, noch einen Aufenthaltsrau, geschweige denn eine Gastronomie. Dafür steht Fahrscheinautomat seinen Mann.


https://de.wikipedia.org/wiki/Bahnhof_Klingenberg-Colmnitz


Die Haltestellen Niederbrobitzsch und Muldenhütten sind danach eher unbedeutend. Auch gilt das bereits zuvor Gesagte. Außer einem Automaten und einem Untestand gibt es dort nichts, was nach Bahnhof aussehen könnte.

https://de.wikipedia.org/wiki/Niederbobritzsch

https://de.wikipedia.org/wiki/Muldenhütten


Der Bahnhof in Freiberg hat dagegen den Namen schon eher verdient. Wenngleich es auch dort keine öffentlichen Toiletten gibt und das Innere des Gebäudes nicht selten verschmutzt und vermüllt ist. Nach Einbruch der Dunkelheit geraten Gänge von und zum Bahnhof zu einem dunklen Abenteuer, da es keine funktionierende Außenbeleuchtung gibt. Das soll sich nach der Übernahme des Gebäudes durch die Stadt ändern. 

https://de.wikipedia.org/wiki/Bahnhof_Freiberg_(Sachs)

Nach der Hälfte der Bahnstrecke von der sächsischen Landeshauptstadt zu der selbst ernannten " Stadt der Moderne " steht fest: Die Bahn kommt an, jedoch nicht immer. Bei Schnee, Eis, Frost und vor allem Sturm fährt sie seltener oder erst gar nicht!

Fortsetzung folgt demnächst!


COLOUR HAZE -  Sundazed   -  Los Sounds de Krauts  -   2003:

 




https://de.wikipedia.org/wiki/Bahnstrecke_Dresden–Werdau

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