Winfrid Trenkler: 82 und ein bisschen leiser?




Wenn am 13. April diesen Jahres der ehemalige Musikmoderator und Musikjournalist Winfrid Trenkler seinen 82. Geburtstag begehen darf, wird das mediale Interesse dazu eher überschaubar bleiben. Dafür gibt es einige Gründe, denn der kommende Jubilar ist seit April 1995 im öffentlich - rechtlichen Rundfunk nicht mehr zu hören.

https://de.wikipedia.org/wiki/Winfrid_Trenkler

Als der Westdeutsche Rundfunk( WDR ) seine Sendung " Schwingungen " im Zuge einer so genannten Programmreform absetzen ließ, gab es einst zwar sanfte Proteste aus den Reihen seiner Hörerschaft, doch diese ebbten wohl nach kurzer Zeit ab. Eine Rücknahme jener Entscheidung erfolgte auch in den Jahren danach nicht.

Der große WDR, einst mit einer Form eines Alleinstellungsmerkmals für den nordrhein - westfälischen Senderaum durch die staatlich gelenkte Medienpolitik ausgestattet, hatte nicht erst zu jener Zeit mit der ständig zunehmenden privaten Senderkonkurrenz zu kämpfen. Die damals Verantwortlichen ergriffen die Flucht nach vorn und funktionierten die WDR - Hauptprogramme zum " Dudelfunk " um. Die teilweise massiven Quoteneinbrüche ab der 90er Dekade konnten jene verordneten Umbaupläne nie kompensieren. Die von Trends geprägte Gesellschaft änderte auch das Freizeitverhalten und damit die Hörgewohnheiten ( https://www.ard-media.de/fileadmin/user_upload/media-perspektiven/pdf/1999/11-1999Dubrau_Windgasse.pdf ).

Eine nachgängige Bewertung jener " Programmreform " wird deshalb eher dazu führen, dass ein nahezu hilf - und konzeptloses Herumdoktern an den sich längst abzeichnenden Symptomen von gesellschaftlichen Veränderungen jener Jahre, zu einer Verschlimmbesserung führte. Der WDR reihte sich - wie bereits oben angedeutet - nahezu nahtlos in die Kohorten " Dudelmusik " abspielender Privatradios ein.

Für den natürlich schon damals Zwangsgebühren zahlenden Hörer eine Zumutung. 

Weil Minderheiten, die beispielsweise, jene Sendungen, wie  " Schwingungen ", aber auch davor " Rock In " nun nicht mehr hören durften, damit unisono keine Rolle mehr spielten, unterschieden sich die Öffentlich - Rechtlichen bald nicht mehr von den Privatsendern. Ein Einheitsbrei ergoss sich über mehr als eine Dekade über den Hörer.

Ältere von ihnen - so wie ich - wendeten sich resignierend und oft angewidert ab, andere wiederum konsumierten zunehmend Tonträger ( vornehmlich CDs ).

Das war denn mutmaßlich auch die Intention dafür, die Sendung " Schwingungen " über die Herstellung und den Verkauf von CDs unter dem Titel " Winfrid Trenkler präsentiert: Schwingungen  -  Radio auf CD "  weiterzuführen. Moderiert von Winfrid Trenkler lebte jenes Projekt dann bis zu Beginn der Nullerjahre. Dieser zog sich dann aber sukzessive von der aktiven Mitarbeit zurück.   

https://de.wikipedia.org/wiki/Schwingungen

http://www.musikzirkus-magazin.de/dateien/Pages/Schwingungen/10_jahre_schwingungen_auf_cd.htm

Auch wenn der ehemalige WDR - Moderator im Genre der elektronischen Musik weiterhin präsent war und es wohl noch ist, entwickelte sich im Netz vor allem um die von ihm einst konzipierte Sendung " Rock In " eine Art von Nostalgie - Kult. Einige Versuche, jene Sendung durch verschiedenartige Beiträge wieder in Erinnerung zu rufen, finden sich hier:

https://www.analog-forum.de/wbboard/index.php?thread/11612-rock-in-mit-winfried-trenkler/

Wenige Wochen vor seinem 82. Geburtstag hat der einstige Schlagzeuger der westdeutschen Band " Grobschnitt " (  https://de.wikipedia.org/wiki/Grobschnitt ), Joachim H. Ehrig " Eroc " aus dem ihm von Winfrid Trenkler zur Verfügung gestellten Materialien aus jenen beinahe 4 Dekaden, die seit der ersten Sendung mit dem Namen " Pro Pop Music Shop " im Jahr 1971 vergangen waren, ein Portrait des Musikmoderators angefertigt: 

https://www.empulsiv.de/blog/895-eroc-portrait-ueber-winfrid-trenkler

Beinahe 30 Jahre vorher lud der Bochumer Journalist und mehr Ulli Engelbrecht den Quasi - Kollegen Winfrid Trenkler zu einem längeren Gespräch ein, das sich in dem 1995 erschienen Buch " Licht aus - Spot an -  Schlaglichter  auf die Musik der 70er Jahre " im " Klartext Verlag " erschienen ist:

https://www.ulli-engelbrecht.de/wie-alles-begann/winfrid-trenkler/

Was Winfrid dort in einigen Sätzen beschreibt, entsprach der damaligen gesellschaftlichen Realität. Die Macht der Medienmacher war nahezu grenzenlos. Eine Gegenöffentlichkeit existierte nicht. Damit war der Willkür beinahe Tür und Tor geöffnet. Womit Minderheiten kein Raum gewährt wurde, in denen sie Gehör fanden. Insbesondere galt dieses für die Musik. Unter dem Diktat des Mainstream entwickelte sich dennoch eine Musikszene, die in den Zeiten der nahezu grenzenlosen Verbreitungsmöglichkeiten jederzeit wieder in Erinnerung gebracht werden kann.

Hätte Winfrid diese technischen Möglichkeiten gehabt, er wäre mit seinen Sendungen bestimmt länger an die heutzutage sehr strapazierten Ohren der Anhänger des von ihm einst verbreiteten Musikgenres geblieben.

So schwelge ich beim Hören vieler Titel, die täglich über diese und weitere Internetsender zu vernehmen sind, denn so manches Mal in Erinnerung an jene Zeit, die ich zusammen mit " Rock In " und " Schwingungen " verbracht habe:

https://laut.fm/krautrockworld

https://www.laut.fm/musikzirkus

Wozu benötigt der Musikfreund dabei noch den WDR?


CARAVAN  -  For Richard  -  Live  -  




BO HANSSON -  Excursions With Complications  -  Magican´s Hat  -  1972:




HARALD GROSSKOPF  -  So weit, so gut  -  Synthesist -  1980:

  


MICHAEL GARRISON  -  Departure  -  Eclipse  -  1982:




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