Eingestellte Blogs

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Beim Beackern meines Blogs klickte ich -  eher zufällig - auf einige Links, die mich zu einstigen Bloggern führte, deren einst eröffnete Seiten längst in einer Form von " Dornröschenschlaf " verweilen. Ihre Urheber haben das Bloggen nämlich aufgegeben. Damit kommen keine neuen Beiträge hinzu. Der Blog zeigt sich seit langer Zeit so, wie er zum Zeitpunkt der letzten virtuellen Bewegung einzulesen war. 

Doch: Er existiert noch.

Das könnte durchaus den Rückschluss zulassen, dass der Betreiber noch unter uns ist?

Wie dem auch immer sei, intersannt war es und ist es immer, mal wieder über den eigenen Tellerrand zu schauen.

Unter dem Titel "" Gedanken(k)reise .. des Herrn Oter ... " hat ein Schweizer Blogger ab Freitag, den 16. November 2007 ( ! ) bis Sonntag, den 25. November 2016 seiner Kreativität in einer sehr höflich gehaltenen Form, in das World Wide Web gesetzt.

 In einem literarisch, ja beinahe poetischen Schreibstil, erzählt " Herr Oter " auch aus seinem eigenen Leben. Es sind seine Gedanken, die er dabei in seinen Blog einpflegt. Und das liest sich beispielsweise so:


Heiligabend am Waldrand


Ich stehe am Fenster unserer warmen Stube und schaue von oben dem emsigen Treiben auf der verschneiten Dorfstrasse zu. Schmal schlängelt sie sich zwischen den dicken Hausmauern unseres kleinen Bergdorfes hindurch. Durch den vielen zusammengestossenen Neuschnee ist sie noch etwas schmaler geworden. Jetzt, am späteren Nachmittag vor Heiligabend, ist sie aussergewöhnlich bevölkert. Denn die Ferienhäuser der neuen Siedlung am Dorfrand sind alle belebt und auch das kleine Hotel ist über die Festtage jeweils restlos ausgebucht.
Darum herrscht überall Hochbetrieb; so auch im kleinen, aber gut sortierten Laden in der Dorfmitte oder bei der rundlichen Bäckersfrau mit dem knusperigen Holzofenbrot. Und natürlich auch beim alten Flurin, der zwar seinen siebzigsten Geburtstag schon einige Jahre hinter sich hat – seine Metzgerei aber nicht aufgeben mag, weil er keinen Nachfolger findet.
„Wo sollen denn die Leute meine feinen Würste kaufen, wenn es keine Metzgerei mehr gibt“, pflegt er jeweils mit einem Schmunzeln zu sagen.

Die abendliche Dämmerung nimmt zunehmend von der Strasse Besitz, auch wenn sich das kalte Weiss dagegen wehren möchte. Zum Glück spenden inzwischen die wenigen Strassenlaternen zusätzlich ein spärliches, aber irgendwie tröstliches Licht. Dem Tourismus zum Trotz, hat man hier vernünftigerweise auf eine kitschige Weihnachtsbeleuchtung verzichtet – der Weitsicht des alten Flurin sind die meisten heute noch dankbar.

Ein wohliges Gefühl hat sich in mir breit gemacht. So etwas wie Weihnachtsstimmung, wer hätte das vor wenigen Jahren gedacht. Wir sind erst vor drei Jahren, nachdem ich das Geschäft meinem Sohn übergeben konnte, in dieses Haus meiner Eltern eingezogen. Ein schmales, aber solides Häuschen, das vor mehr als zweihundert Jahren ebenfalls mit Weitsicht gebaut wurde. Denn es soll Generationen beherbergen. In diesem Haus fühle ich mich wieder richtig daheim.
Ich mag das einfache Leben in diesem Bergdorf. Ich bin glücklich, weit ab von der Stadt und vom Geschäft zu sein. Mein Sohn macht das gut, da lass ich ihm freie Hand, ich bin froh, habe ich hier meine Ruhe. Nun geht es ihm, wie es Jahrzehnte lang mir gegangen ist. Weihnachten findet an einem kurzen Abend statt und kaum ist man aus dem Büro, sitzt man schon wieder drin. Ich bin froh, dass ich das hinter mir habe und freue mich auf die gemütlichen zwei Abende in unserem Häuschen auf dem Maiensäss.

Plötzlich erklingt von der Strasse herauf, das Weihnachtslied “Stille Nacht, heilige Nacht”. Ich erkenne es an der Melodie - dem dünnen Gesang einer Frauenstimme, begleitet von den hohen Tönen einer Flöte. Die Worte sind hier oben im dritten Stock durch die dicken Fensterscheiben nicht zu verstehen.
Zuerst meine ich, das Lied komme aus einem Musikgerät, doch zu laienhaft ist der Gesang und auch die Flöte trifft nicht immer jeden Ton ganz genau. Ich öffne das Fenster um besser sehen und hören zu können. Ein scharfer, kalter Wind bläst mir sofort ins Gesicht. Meine Augen suchen die gegenüberliegende Strassenseite ab und entdecken unweit rechts, zwei nahe zusammenstehende Gestalten. Das leichte Wippen ihrer dunklen Umhänge lässt darauf schliessen, dass die weihnachtliche Musik von ihnen stammt. Meine Augen gewöhnen sich rasch an die Dunkelheit und ich erkenne eine ärmlich gekleidete Frau, die sich zum Schutz gegen die Kälte ein wollenes Tuch um den Kopf gewunden hat. Ihr dünner Umhang ist vor der Brust stark gewölbt, als ob sie einen Sack ode
r eine Umhängetasche darunter tragen würde.  

- Zitatende - aus: 

https://herroter.blogspot.com


Ein vollkommen anderer Blog nennt sich " Helios Jazz Orchestra " und befasst sich eben mit jener Bigband, die aus 18 Musikern besteht, die sich in Tampa Bay sowie St. Petersburg / Florida gründeten und in den USA auftraten.

 Der Blog wurde am 16. Oktober 2008 eröffnet. Leider bewegt sich seit dem 24. 01. 2020 dort nichts mehr. 

https://heliosjazzorchestra.blogspot.com

Das Ensemble existiert wohl aber noch. 


Unter dem Titel " herrbeh " bloggte ab dem 21. Oktober 2016 ein von Berlin nach Bern ( Schweiz ) Umgezogener. Er schildert in seinen vielen Posts sehr interessante Alltagsgeschichten und die beginnen zunächst mit dem Umzug und setzen sich mit dem Beschreiben der Wochen und Monate einer Eingewöhnung fort. Die wohl kreativsten Jahre hatte der Ex - Berliner 2017 bis 2019. Dann ließ sein Elan sichtlich nach. Im August 2020 schrieb der jetzige Schweizer noch einen Beitrag. dann war Schluss.

https://herrbeh.blogspot.com

Am 09. 11. 2007 stellte ein Blogger mit dem bekannt gegebenen Namen Igor Adolph aus Mühlheim an der Ruhr diesen Post ein:

https://webmastermarkt.blogspot.com/2007/11/1-sendung-mit-grner-post.html

Bis zum 26. 01. 2016 veröffentlichte er zunächst eine Vielzahl von Beiträgen über Postkarten aus aller Welt, dabei erhält der Leser auch Informationen rund um jene - sehr oft speziellen - Karten. Leider wurde der Blog mit dem Namen " Ansichtskarten and more "  dann am Dienstag den 26. 01. 2016 nach zwei Artikeln über Ledertaschen eingestellt. 

Um Literatur oder auch die Kunst ( den Versuch ) mit ihr umzugehen, geht ( ging ) es in diesen Blogs:

https://schreibernetzwerk.blogspot.com


https://schreibtalk.blogspot.com

Ich konnte nicht so richtig eruieren, ob beide Blogger überhaupt noch aktiv sind, weil hier jeweils auf weitere, sich mit dem Literarischen befassende Seiten, hinweisen wird.  

Vom 21. März 2006 ( ! ) bis 14. August 2006 hat eine Bloggerin mit dem Namen " EVO " sich ( für immer ) im Netz verewigt. Ihre Aktivitäten unter dem Titel " Blogstadt " schliefen dann ein. 

Ein weiterer Blog mit dem Namen " Hello again " existierte vom 21. Februar 2066 bis zum 27. November 2016. Immerhin konnte sie ( tatsächlich )  ihr 10jähriges Jubiläum begehen:

https://totallegal.blogspot.com/2006/

Ebenfalls kurzlebig zeigte sich der Blog eines Mannes aus Brake an der Unterweser, den er vom 6. August 2009 bis 26. September 2009 betrieben hat. dann verließen sie ihn leider!  

https://ulfenator.blogspot.com

Immerhin hat er am 11. September 2023 meinen Post zu einem Auftritt der vormaligen Rockgruppe " Thin Lizzy " kommentiert.

Beim Schreiben dieses Posts überlegte ich mir auch, warum so viele Blogger ihre durchaus interessanten Seiten nicht weiterführen?

Nicht selten sind es tiefgreifende Veränderungen in dem eigenen Umfeld. Vielleicht eine Krankheit, der Tod eines Angehörigen oder der Verlust der Arbeitsstelle. Dieses aufzuarbeiten fällt dann nicht leicht. Doch so manche Lebenskrise ist auch weggeschrieben worden. Das zeigen die Biografien einer Reihe von namhaften Schriftstellern. 


POSEIDON  -  Swimming Against The Stream  -   1975:

 




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