Verkauft - Verschenkt - Vergessen

 


Seit einigen Wochen entrümpeln wir den Keller sowie mein Arbeitszimmer. Das gute daran ist, dass dabei viele Gegenstände hervor kommen, deren wahrer Wert denn eher in ideellen Bereich zu sehen ist. Weil diese bereits viele Jahre, ja, sogar Jahrzehnte hinter sich lassen durften, stellt ihre Existenz beim genaueren Betrachten uns immer wieder vor die Frage: " Benötigen wir diesen Gegenstand überhaupt noch? "

Gemeinhin werden solche Aktivitäten als " Entrümpeln " bezeichnet. Darunter wird das Aufräumen, Umräumen und Aussortieren von vorhandenen Dingen verstanden, die eigentlich nicht mehr gebraucht oder besser, genutzt werden. Für diese Formen von Arbeiten gibt es auf dem riesigen Dienstleistungssektor eine Unzahl Helfende, deren Sach - und Fachkompetenz nicht immer vorhanden ist. Unabhängig davon sind jene Entrümpelungsfirmen nicht gerade preiswert.

Also: " Help Yourself! "

So starteten wir denn gemeinsam das Projekt " Kellerentrümpelung " im Februar 2024; wohlwissend, dass dieses einen längeren Zeitraum in Anspruch nehmen wird. Wir begannen in den Kellerräumen. Hier fanden sich eine Reihe von längst ausrangierten Möbeln, die wir aus der Dresdner Zeit noch mit nach Bayern genommen hatten, die aber schon aufgrund des sehr kleinen Gartens keinerlei Nutzen mehr hatten. Neben zwei Metall - Gartentischen, sechs dazu gehörigen Stühlen mit Plastegeflecht, einer Wäschespinne, verschenkten wir einen " IKEA " - Badschrank aus der ersten Dekade der Nullerjahre. 

Auch das - eher unbequeme - Sofa " de Sede " , das wir einst von der Firma " revive " als " aufbereitetes " Möbel für knapp 1.500 Euro erworben hatten, inserierte meine bessere Hälfte unter der Rubrik " zu verschenken ". Unter " aufbereitet " ist nämlich ein - wenn auch professionelles Kaschieren erheblicher Abnutzungsspuren zu verstehen. Schlankweg gesagt, das war " Beschiss ".

Auch die italienischen Designer - Lampen mussten sich von uns verabschieden. Ebenso eine Sitzauflage für die noch intakte Sonneninsel. Nur die beiden schweren Ledersessel mit Chrom - Gestell sowie die " Benz " - Coach aus den frühen 2010er Jahren fand noch keinen neuen Eigentümer. Letzteres Möbel wohl deshalb nicht, weil nicht jeder Wohnungsinhaber sie stellen kann. 

So verabschiedeten sich nach und nach weitere Gegenstände aus der Dresdner - Ära. Die begann 2004 und endete vor knapp 5 Jahren.  

Beim Aufräumen und Aussortieren endeckten wir dann einige Reliquien aus jenen Jahren, in denen die verstorbenen Eltern und Schwiegereltern ihren Konsumdrang befriedigten. Jede Menge Fotoalben mit Bilder aus vergangenen Zeiten, vor allem aber Urlauben, Feiern und Freizeiterlebnissen. Ja, ihnen ging es - auch zu DDR - Zeiten - gut. Dass dieses Leben irgendwann mal ein jähes Ende finden würde, daran dachten sie in den 1960er bis zum Ende der1980er Jahren noch nicht.

Was ist der eigentliche Sinn des Lebens? Diese Frage stellte ich mir, als ich einen kleinen Teil jener Hinterlassenschaften der Schwiegereltern aus der auf dem Dachboden des Dresdner Hauses heraus kramte und in die Umzugskartons legte. Dieses Frage hatte sich mir eröffnet, nachdem ich von Abholerin des " IKEA " - Badschrankes, nachdem diese mir von dem " burn out " ihres Mannes erzählte, der einst bei BMW eine leitende Position deswegen aufgeben musste. Seitdem leben beide bewusster. Sie jagen nicht mehr dem Konsum und dem schnöden Mammon hinterher.

Schenken - Verschenken sollte eigentlich auch zum Leben dazu gehören. Leider ist dieses aber nicht selbstverständlich.


      Dead Flowers - Slouch Factor 9 -  1994:


 


 

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

" Eine Seefahrt, die ist lustig. " - nur nicht in den 60er Jahren zum AOK - Erholungsheim auf Norderney.

" Oh Adele, oh Alele, ah teri tiki tomba, ah massa massa massa, oh balue balua balue. " und die Kotzfahrt nach Wangerooge.

Was ist eigentlich aus dem Gilb geworden?