Jens Wiese aus Wilhelmshaven, " Hawkwind " aus London und Wilhelm Reich aus Dobzau

Gestern war mal wieder Montag. Montag, der 29. April 2024. Ich wiederhole mich hierzu nur ungern: Ich hasse Montage. Allerdings nicht so sehr, dass ich mit einem halbautomatischen Gewehr von einem Wohnungsfenster aus auf Menschen schießen muss, um Frust abzubauen. Dieses gibt es scheinbar nur in den großartigen Vereinigten Staaten von Amerika und dazu nicht nur einmal. 

Was die längst abgedankte Truppe um den Iren Bob Geldof, die " Boomtown Rats " einst 1979 in ihrem weltweit bekannten Lied " I don´t like mondays " (https://de.wikipedia.org/wiki/I_Don’t_Like_Mondays ) besangen, entsprach - nicht nur - einem realen Vorfall, sondern zeigte - nicht nur - damals, das - nicht nur - die Amerikaner immer bekloppter werden.

Diese Musik interessierte mich indes nie so richtig. Es war eine Mischung aus Pop, Rock und weichen Punk - Gedudel. Immerhin trafen die Mannen von der Grünen Insel damit den Geschmack vieler. Band -  Frontman Geldof scheffelte ordentlich Kohle und konnte sein Projekt " Band Aid " eine Jahre danach auf eine finanzielle Basis stellen. 

Dass dieses - durchaus sinnvolle -  Vorhaben, den hungernden Massen in Afrika auf diese Weise ein wenig Hilfe zukommen zu lassen, hierzulande nicht unbedingt auf Gegenliebe stieß und von den angeblich christlichen " Schwarzen " in der CDU/CSU als " bekloppt eingestuft wurde, hat den dafür geadelten Musiker später nicht davon abgehalten, auch seinem eigenen Nachwuchs genau so bekloppte Namen verpasste. 

Nun, das alles ist sehr lange her. Genauso lang, wie der Kauf eines Vinyl - Doppelalbums der Gruppe " Hawkwind " mit dem Titel " Space Rituals - Live - " aus dem Jahr 1973.

Die Truppe um den einzig noch Töne von sich gebenden Dave Brock, wurde irgendwann 1969 in der englischen Hauptstadt gegründet. Es folgte ein mehr als 50 Jahre lang währende musikalische Reise durch die Zeit und den Raum des Space - Rocks. Die Mehrzahl der Gründungsmitglieder, einschließlich des temporär als Bassist und Sänger fungierenden Musikers und " Motörhead " - Mannes Lemmy Kilmister ( gestorben 2015 ), haben den nicht selten durch den Konsum von halluzinogene Substanzen mit inspirierten Trip überlebt.

Einzig Dave Brooks als verbliebener spiritus rector ist noch an Bord des " Hawkwind " - Raumschiffes. Und das bewegt sich nahezu unbeirrt in Richtung der Unendlichkeit. Es lässt dabei den schnöden Kommerz mitsamt seinen verblödenden Musikrichtungen, deren Verfalldatum bereits in der Plaste - Verpackung einprogrammiert wurde, hinter sich.

Space - Rock in der Ausprägung der Band " Hawkwind " war, ist und bleibt nicht jedermanns Sache. 

   

https://de.wikipedia.org/wiki/Hawkwind

Als ich mir vor mehr als einem halben Jahrhundert aus irgendeinen Plattenladen in Hannover das " frisch " erschiene Doppelalbum " Space Ritual Live " für 19,90 DM aus den dortigen Plattenständern klaubte, kannte ich die Truppe vornehmlich durch den Titel " Silver Machine ", der irgendwann im Jahr 1972 als Single aus der LP " X In Search Of Space, die ein Jahr zuvor veröffentlicht wurde, ausgekoppelt wurde.   

Lemmy Kilmister ist hierauf als Sänger zu hören. Der Bassist musste knapp drei Jahre danach die Band verlassen und gründete die Gruppe " Motörhead ", die sich eher dem Hardrock zuwandte.

Nun, 1973 ließ " Hawkwind " das erste Live - Album auf den Markt werfen. Auf den vier LP - Seiten befinden sich 17 Stücke von sehr unterschiedlicher Spieldauer.

https://en.wikipedia.org/wiki/Space_Ritual

Die dritte Plattenseite des Albums beginnt mit dem Song " Orgon Accumulator ". Auf beinahe 10 Minuten Länge widmet sich die Band darin den 1957 in den USA verstorbenen und am 24. März 1897 in Dobzau ( heute Dobrijanytschi https://de.wikipedia.org/wiki/Dobrjanytschi ) geborenen Arzt, Psychiater usw. Wilhelm Reich und seiner kreierten Pseudo - Wissenschaft der Bionen ( Entdeckung des Orgon ).

https://de.wikipedia.org/wiki/Wilhelm_Reich

Hierfür wurde er nicht nur von den Faschisten im Dritten Reich verfolgt. Auch in den USA erhielt er Berufsverbot und wurde eingeknastet.

Nun, ähnlich sperrig hört sich denn auch die Musik der Band um Dave Brooks an.

Erst nach mehrmaligen Durchhören des Albums konnte ich an dem von ihm und seinen Mann ( inklusive Ian " Lemmy /Lem " Kilmister ) zelebrierten Space - Rock gefallen finden. Irgendwann ab 1977 wanderte das Album von " Hawkwind " auf den Plattenteller des Bruders meiner damaligen Lebensgefährtin, die beide in Wilhelmshaven wohnten und dieser spielte es seinem Schulkollegen Jens Wiese vor.

Jens Wiese war der Sohn eines dortigen Mercedes - Autohändlers, der - mutmaßlich - damals sein geschäftliches und vor allem privates Terrain nicht so richtig in den Griff bekam. darunter litt die gesamte Familie. Jens Wiese besuchte zu jener Zeit das dortige " Käthe - Kollwitz - Gymnasium " und war an Musik eher mäßig interessiert. Schon allein deshalb konnte er mit der Space - Rock - Band " Hawkwind " nicht viel anfangen. Eines Tages trafen wir uns und diskutierten nicht nur über Musik. 

Obwohl mein Englisch hundsmiserabel war, ich folglich nicht einmal ansatzweise den Text aus dem " Hawkwind " - Lied über den " Orgon Accumulator " verstand, stritt ich mich mit dem Gymnasiasten Jens Wiese über die Sinnhaftigkeit dessen. Wiese verstand nichts von Musik, wohl aber die englische Sprache; ich hatte mehr Ahnung von Musik, konnte indes nur selten die Texte verstehen.

Ich argumentierte also quasi im Luft leeren Raum. Dennoch konnte ich damit den um knapp 9 Jahre jüngeren Gymnasiasten Jens Wiese imponieren. Er wollte einige Tage später mit uns zusammen nach Zetel in eine Diskothek fahren, wo zwar keine Space - Rock, wohl aber Hardrock gespielt wurde. Als wir Jens Wiese abholten, war sein zwischen Pleite und Scheidung lancierender Vater auch anwesend. Vater Wiese war ein bekennender CDU - Fan. Für mich ein Dorn im Auge. Ich hasste die Schwarzen und Braunen aus der CDU / CSU und geriet alsdann mit " Papa " Wiese in einen mehr als rgen Meinungsaustausch.

Wiese Senior hatte schon kurze Zeit später keine Argumente mehr, drehte mir wütend den Rücken um, verließ grußlos den Eingangsbereich seines sehr großzügig gebauten Einfamilienhauses im spießig - bürgerlichen Stadtteil " Schaar " und knipste uns einfach das Licht aus. So ein Arschloch, der Wiese, das bourgeoise Bürgerschwein, dachte ich wohl damals. Wiese Senior konnte damals nicht anders, wohnte und lebte er ja inmitten von Marine - Unteroffizieren bis Offizieren und weiteren schwarzen Hanseln, die den CDU - Wähleranteil im Wilhelmshavener Stadtteil " Schaar " in astronomische Höhen trieben.

Der Bourgeois Wiese, der Mercedes - Händler bevormundete nicht nur seine Frau und beide Kinder ( Jens Wiese hatte noch eine jüngere Schwester ), sondern er war zudem ein notorischer Fremdgänger, der seine - durchaus nette - Frau nach Strich und Faden beschiss.

Die Konsequenzen daraus ließen schon bald nicht auf sich warten: Die Ehe wurde geschieden, Wiese Senior ging -so meine Informationen - mit dem Autohandel in Konkurs und Jens Wiese wurde später depressiv. Er soll sich angeblich später das Leben genommen haben. 

 Als ich gestern in meinem " Krautrock " - Sender aus Berlin den " Hawkwind " - Titel " Orgon Accumulator " in der volle Länge als 1973er Live - Version hörte, erinnerte ich mich an jenen Jens Wiese, der damals keine Space - Rock mochte. Ich aber wohl:



auch wenn ich den Text damals nicht verstand:


  I've got an orgone accumulator

It makes me feel greater
I'll see you sometime later
When I'm through with my accumulator
It's no social integrator
It's a one man isolator
It's a back brain stimulator
It's a cerebral vibrator
Those energy stimulators

Just turn your eyeballs into craters
But an orgone accumulator
Is a superman creator
It's no social integrator
It's a one man isolator
It's a back brain stimulator
It's a cerebral vibrator
I've got an orgone accumulator
And it makes me feel grater
I'll see you sometime later
When I'm through with my accumulator

Space - Rock lebte bei mir immer weiter:



HAWKWIND  -  Damnation Alley  -  Quark, Strangeness And Charme  -  1977:








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