" Tatort " aus Köln: 4711 oder?
Gestern Abend war wieder " Tatort " - Zeit. Ab 20.15 Uhr war das Kölner Ermittlerteam um Max Ballauf und Freddy Schenk an der Reihe. Der Titel des Krimis lautet " Diesmal ist es anders ". Wer sich aufraffen konnte und für knapp 1 1/2 Stunden im " Ersten " verweilen wollte, der bekam einen durchaus wohl temperierten Cocktail aus Zukunft, Vergangenheit und Gegenwart kredenzt.
Dass auch in diesem Fall nicht nur um Mord geht, sondern auch um einen bunten Strauß aus dem Kölner Südstadt - Milieu, erfahrt der Zuschauer schon bald, nachdem er die aktuelle Liebesromanze des " Streuners " Ballauf grob verarbeiten konnte. Max Ballauf und das andere Geschlecht - eine nicht endend wollende Geschichte?
Kriminalhauptkommissar Max Ballauf ist also heftig verliebt. Dieser " Tatort " lässt den schon seit 25 Jahre vornehmlich in Mordfällen ermittelnden Kölner von einer anderen Seite, einer zunächst rein privaten, aus betrachten. Doch das Private wird schon bald dienstlich und das Dienstliche droht privat zu werden.
Seine Ausgewählte ist mit einer lokalen Schlagersängerin verbandelt, die zwar ihren Karrierezenit längst überschritten hat, aber aufgrund eines Engagements in einem sozialen Kinder - und Jugendprojekt immerhin noch ein paar Zeilen in einem kleinen Lokalblättchen, in der Balllaufs neue Flamme die Chefredakteurin und Herausgeberin in Personalunion mimt, wert zu sein scheint.
Während der Polizist Max Ballauf zusammen mit seinem Team den Tod eines arbeitslosen Ex - Kollegen seiner aktuellen Liebe aufzuklären hat, mehren sich dabei die Anzeichen, dass diese etwas mit dessen Tod zu tun haben könnte. Ballauf wird misstrauisch und ermittelt ohne seinen Kollegen Freddy Schenk gegen seine Freundin.
Nach vielen, eher wirren Handlungssträngen, in denen es um einen Ex - Freund der Schlagermamsel aus den frühen 1980er Jahren geht, der einen Hang für allzu junge Mädchen zu haben schien, der sich zudem als kumpelhafter Leiter einer Jugendgruppe zeigt, wird das gesamte Mosaik aus Vergangenheit, zusammen zu brechender Reputation der sozial engagierten Schlagertante und dem damit verbundenen Ende des Jugendprojekts zusammen gelegt und führt schließlich zu dem Täterbild.
Ballaufs neue Liebe stirbt nach einer Rangelei mit dieser Schlagersängerin, weil sie dabei vom Balkon ihrer Wohnung in die Tiefe stürzt. Der Kriminalist flippt aus und versucht seinen Schmerz durch ein unprofessionelles Verhalten bei der auch hier zu führenden Ermittlungen abzubauen. letztendlich hat die Schlageroma den Ex - Journalisten umgefahren, weil dieser sie wegen ihrer Vergangenheit und der Verbandelung mit dem über griffigen Jugendgruppenleiter erpresst habe.
Nun, gut, es gab auch aus Köln schon wesentlich schlechtere " Tatort " - Folgen. Ich denke dabei an jene, die sich mit der " Flüchtlingskrise " befassten und schlankweg in die Kategorie " Schulmeisterei " fallen.
Vor allem aber zeigt dieser " Tatort ", dass die Vergangenheit selbst in den der Ära des Digitalen irgendwie weiter lebt. Dafür ist die Kölner Südstadt alle Male ein einprägsames Beispiel. Hier ist Armut alltäglich, die Einsamkeit hat in den herunter gekommenen Häusern und Straßen einen Namen und selbst die " Hippie " - Ära schein dort irgendwie weiterzuleben.
Okay, der Glotzer sollte all jenes Brimborium rund um die vielen - eher zu vielen - Folgen des ächzenden Schlachtrosses der ARD nicht immer so ernst nehmen. Zwischen Krimi - Einerlei und dem wahren Leben heutzutage liegen dann doch einige Tausend Kilometer. Und, weil es dennoch genügend Heinis aus der Journaille gibt, die auch dazu ihren eigenen Senf schreiben müssen, ließ sich denn der hierfür abgestellte " SPIEGEL " - Mitarbeiter herab, um einen kräftigen Seitenhieb auf eine seit mehr als einem halben Jahrhundert sich selbst erledigende Musik - und Modekultur abzusetzen:
Dabei gab dieser " Tatort " aus Köln mehr her, als sich über den Kölner Zweitehand - Plattenladeninhaber zu echauffieren. Besser wäre es gewesen, der TV - Kritiker vom " SPIEGEL " hätte einige Sätze mehr über die unseriösen seiner dargestellten Kolleginnen abgelegt. Dass in dieser Zeit, in der jener Hanswurst von einem anderen abschreibt und jenes Lokalblatt deutschlandweit den identischen Nachrichtensermon abdruckt, weil es eben kostengünstiger ist, solche Tricksereien, wie sie in der " Tatort " - Folge wunderbar entlarvend dargestellt werden, zum täglich Brot gehören, schreibt der " SPIEGEL " wohlweislich nicht. Wer pinkelt sich schon selbst ans Bein?
Dennoch liegt Christian Buß dennoch nicht so ganz falsch: Auch dieser Kölner " taort " roch ein wenig nach 4711.
McOIL - Mask Of Life - All Our Hopes - 1979:
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