Schlaflose Nächte sind lang
Auch wenn die Temperaturen gestern Nacht sich kaum um 15 ° C bewegten, waren die Räume im Haus immer noch aufgeheizt. Von einer so genannten tropischen Nacht kann also keine Rede gewesen sein. Dennoch schlief ich unruhig. Das lag zum einen an mindestens einer der das Schlafzimmer in der Sommerzeit regelmäßig aufsuchenden Mücken, zum anderen am Kater " Merlin ", der sich an meinen Füßen liegend über mehr als eine halbe Stunde lang intensiv putzte.
Mit einem schlurfenden Geräusch betrieb er seine Fellpflege. Ich drückte ihn mit meinem linken Quanten ( Schuhgröße 46 2/3 ) sanft zur Seite und versuchte den Reinlichkeitsfanatiker dadurch zur Aufgabe seiner Fellpflege zu bewegen. Allerdings mit nur mäßigen Erfolg. Er setzte seine Pflegeaktivtäten danach einige Zentimeter entfernt fort. Dabei begann er auch noch leicht zu schniefen. Irgendwann endete das in einem Nießanfall. Seit einigen Wochen quält er sich nämlich mit einer Erkältung herum, die auch den anderen Kater " Malte " heimgesucht hatte, der " Merlin " danach wohl angesteckt haben musste.
Nach einiger Zeit entschloss ich mich, das Bett im Gästezimmer aufzusuchen, um dort endlich meine verdiente Nachtruhe zu finden. In weiser Voraussicht ließ ich beim Betreten des anderen Schlafraumes die Zimmertür leicht geöffnet. Ich legte mich auf das Bett, zog mir eine Decke über den Kopf und hoffte dabei, so endlich weiter schlafen zu können. Doch Kater " Malte " folgte mir schon kurze Zeit später. Er drückte sich erneut eng an meine warmen Füße und gab bald ein rasselndes, abwechslungsweise schnorchelndes Geräusch beim Atmen von sich. An Schlaf war nicht zu denken.
Ich lag also weiterhin halbwach, jetzt auf einem anderen Bett, versuchte meine Gedanken auf Einschlafen zu sammeln und sah dabei durch die kürzlich geputzten Fensterscheiben auf das Nachbarhaus visa vis einen Steinwurf vom Zimmer entfernt. Hier waren die beiden unteren Etagen, die von der Eigentümerin sowie ihrer ein Stockwerk höher von der Tochter sowie deren Mann bewohnten Räume dunkel. Nur der eher fahle Schein der seitwärts stehenden Straßenlampe ließ die Fassade aufhellen. Nur in der dritten Etage des Split - Level - Hauses brannte noch Licht. Hier hat die Enkeltochter der Eigentümerin ihr Domizil genommen. Den oberen Bereich teilt sie manchmal mit ihrem Cousin, der aus Griechenland kommend, für einige Monate in Deutschland verweilt.
Beim Hinüberblinzeln fragte ich mich dann, was die junge Dame denn um 3.30 Uhr in der Nacht so treibt und dabei das Licht hell brennen lässt. Da das seit geraumer Zeit kein Einzelfall, sondern eher die Regel ist, kam mir der Gedanke, dass die jetzige Studentin sich vielleicht für irgendeinen Erotik - Onlinedienst engagiert und damit den eigenen Lebensunterhalt bestreitet. Möglich wäre es zumindest, weil dieser Sektor ja überwiegend in der Nacht seine Aktivitäten entfalten. Ich zog mein Smartphone vom Nachttisch und gemogelte.
Ja, so falsch konnte ich mit meiner Vermutung nicht liegen. Es gibt massenhafte Angebote, die in dieser Form ihre Dienste zur Verfügung stellen.
Gegen 4.00 Uhr erlosch das Licht in dem oberen Zimmer des Nachbarhauses. Die Studentin an der IU München hatte sich jetzt zu Bett begeben.
Kater " Merlin " lag immer noch an meinen Füßen. Das Schnorcheln wurde leiser. Er nieste noch einige Male, dann war Ruhe. Ich schlief irgendwann ein.
m folgenden Morgen stand ich wie gerädert gegen 6.30 Uhr auf und schlich mich ins Bad. Puh, was für eine anstrengende Nacht!
Beim Brunch erzählte ich meiner besseren Hälfte von meiner Vermutung, dass die Studentin von Gegenüber sich im Erotik - Gewerbe verdingen könnte. " Nein, auf keinen Fall! ", entgegnete sie mir, nachdem ich ihr meine Beobachtungen hierzu beschrieben hatte. Viele modische Klamotten, ein - wenn auch sehr betagtes - BMW - Cabriolet, deuteten ihr Meinung nach eher auf eine Tätigkeit als Influencerin hin. Das streng katholische Haus der Großeltern, die eher piefige Lebensweise drumherum, dürften einer Tätigkeit im Erotik - Bereich zuwider laufen. Dass bei der online Präsentation von irgendwelchen Mode - Mist oder diversen " Lifestyle " - Artikeln, diese dann bei den sie präsentierenden Mitarbeitern verbleiben, ist tatsächlich nicht unüblich.
Also ruderte ich zurück und platzierte die benachbarte Studentin nunmehr in dieses Genre. Nach reiflicher Überlegung la meine bessere Hälfte mit ihrer Einschätzung zu den beobachteten Aktivitäten der jungen Dame von nebenan, denn ehe richtig.
Als Influencer kann tatsächlich ein Einkommen bis zu 5.000 Euro monatlich generiert werden. Zudem hat sich die Nachbarin vermutlich für ein Duales Studium entschieden, dass ebenfalls ein wenig Geld bringt. Das Leben ist auch als Student teuer; die Nächte deshalb lang und manchmal schlaflos.
ALBER JUPITER - Martine A ´La Plage - We Are Just Floating In Space - 2019:
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