Wer war Norbert Siegmann?
Nun müssen auch die hoch bezahlten Berufsfußballer aus der 1. Bundesliga wieder in die Arenen einlaufen, um zu zeigen, dass es vielleicht immer noch kleine Unterschiede zwischen Amateuren sowie den drei Profi - Spielklassen geben könnte. Der Deutsche Fußballbund terminierte nach einer vorherigen Auslosung dazu 32 Paarungen in der ersten Hauptrunde des ausgelobten Pokals. Ab Freitagabend starteten nun 64 Klubs, die sich - wegen der zu verteilenden TV - Gelder - auf 6 Spieltage ausgedehnt, hierbei versuchen. Zumeist haben die höherklassigen Vereine bzw. die der Ersten Liga nach Abpfiff der jeweiligen Begegnung die Nase vorn gehabt. Allerdings gab und gibt es auch in dem aktuellen Wettbewerb 2025 / 2026 einige Ausnahmen.
Zu diesen zählt seit Freitagabend gegen zirka 22. 45 Uhr auch das Ergebnis des Spiels der DSC Arminia Bielefeld gegen den SV Werder Bremen. Die Kicker aus der ostwestfälischen Stadt gewannen im heimischen Stadion knapp mit 1:0. Danach sah es zumindest nach dem Halbzeitpfiff nicht unbedingt aus. Meine Werderaner waren zu diesem Zeitpunkt die leicht überlegenere Mannschaft. Jedoch nur bis zur 54. Minute. Dann wurde der Bremer Leonardo Bittencourt mit der gelb - roten Karte des Feldes verwiesen. Ausgerechnet der erfahrene Mittelfeldspieler verhilet sich nicht gerade professionell.
Was soll´s ?
Anschließend zeigten sich die Bielefelder als die bessere Mannschaft und gewannen durch ein Tor in der Nachspielzeit mit 1:0.
Was bringt´s ?
Wenigstens etwas mehr Moneten auf die Vereinskonten. Das dürfte nicht nur wichtig für den Abbau der - nicht erst - nach dem Abstieg in der vorvergangenen Saison aus der Zweiten angehäuften Verbindlichkeiten.
Tja, während ich mich nach dem vorzeitigen Ausklinken aus der ZDF - Liveübertragung noch über den dämlichen Platzverweis des Werder - Mannes Bittencourt ärgerte, dabei meine Vorbereitung für den Schlafzimmergang traf, kamen mir Erinnerungen an das verpatzte Pokalspiel vor knapp 6 Monaten an gleicher Stelle. Da vergeigten die Grün - Weißen durch einen schwachen Auftritt das Viertelfinale gegen die Bielefelder mit 2:1.
Zwei hintereinander folgende Pleiten in Pflichtspielen gegen die Arminia aus Bielefeld. Gab es das schon mal? Nein!
Von den bislang 40 Pflichtspielbegegnungen, die beide Klubs gegeneinander austragen mussten, gewann die Werderaner 22, die Arminia 13, bei 5 Remis. Das Torverhältnis lautet bisher 83: 59 zugunsten der Bremer. Eines der 34 ausgetragenen Spielen der 1. Bundesliga fand am Freitag, den 14. August 1981vor 34.000 Zuschauern im Bremer Weserstadion statt. Die Bremer gewannen durch ein Tor von Norbert Meier in der 54. Minute.
Allerdings wird dieses Ergebnis später als Nebensache in die Annalen des Profifußballs eingehen, denn ein Foul des Bremer Spielers Norbert Siegmann in der 20. Minute erhitzte die Gemüter der Fußballanhänger in Westdeutschland. Der Profi der Bremer attackierte den Gegenspieler Ewald Lienen bei einem Zweikampf an der Außenlinie, wobei er in Lienen mit gestreckten Bein und offener Sohle hinein grätschte. Der Ex - Mönchengladbacher Spieler erlitt dabei eine zirka 30 cm lange Fleischwunde am Oberschenkel und musste sofort ausgewechselt werden. Siegmann wurde mit der gelben Karte verwarnt.
https://www.werder.de/aktuell/news/profis/2023/2024/zdf-stadion-teil-i-01052024
https://www.fr.de/sport/fussball/bundesliga-historie-wie-aus-einem-horrorfilm-92412713.html
Die Medien stilisierten das grobe Foul natürlich hoch. Was allerdings nicht ohne Reaktion blieb. Gegen den damaligen Werder - Trainer Otto Rehhagel sowie den Bremer Spieler Siegmann wurden Morddrohungen ausgesprochen. Natürlich von aufgebrachten Anhänger der Bielefelder. Ferner hagelte es Strafanzeigen gegen Siegmann. Aufgebrachte Arminia - Anhänger begaben sich unmittelbar nach Spielschluss zu einer bremischen Polizeidienststelle und erstatteten gegen der Fußballprofi Strafanzeige wegen Körperverletzung.
Die Bremer Staatsanwaltschaft bügelte diese zwar ab, indem alle Verfahren nach § 170 Absatz 2 der Strafprozessordnung eingestellt wurden, dennoch blieb der Fall weiterhin eine Angelegenheit der Bremer Justiz. Der Bielefelder Spieler Lienen klagte gegen Norbert Siegmann auf Schadenersatz sowie Schmerzensgeld in Höhe von bis zu 200.00 DM.
Und das vor 44 Jahren? Jo, mei, sind wir denn schon in Amerika?
Nun, gut, die Zivilverfahren müssen dennoch durchgeführt werden. Schon allein deshalb, weil Ewald Lienens Rechtsanwälte den Gerichtskostenvorschuss in Höhe einiger Tausend DM entrichtet hatten. Die Klage wurde zwar abgewiesen, allerdings hätte sie einige Jahrzehnte danach durchaus Aussicht auf Erfolg gehabt:
https://www.fr.de/sport/sport-mix/schmerzensgeldurteil-auswirkungen-ganzen-fussball-11292508.html
Damit hatte zwar die aufgewühlte Bielefelder Seele seine Ruh´, aber die Feindschaft der Vereinsanhänger verbleib. Siegmann indes versöhnte sich mit Lienen, weil der dessen spätere Entschuldigung annahm.
Und, um dem ganzen medialen Zinnober rund um das " Horror - Foul " noch ein I - Tüpfelchen raufzusetzen, wurde dieses Ereignis noch Bestandteil einer rechtswissenschaftlichen Vorlesung. So lautete die Frage unseres damaligen Bielefelder Jura - Professors, warum denn die Bielefelder Fußballanhänger nach den damaligen strafrechtlichen Bestimmungen gar nicht legitimiert waren, wegen des üblen Fouls gegen den Werder - Spieler Strafantrag wegen Körperverletzung stellen zu können. Die Antwort darauf war so simpel wie auch einleuchtend: Weil sie nicht selbst verletzt worden sind! Dieses Strafgesetz war nämlich einst kein Offizialdelikt.
https://de.wikipedia.org/wiki/Offizialdelikt_(Deutschland)
Also dann: Es lebe der Sport!
THE ZOMBIES - Time Of The Season - 1968:
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