Wenn Passagierfähren zu schwimmenden Särgen werden.
Wie war das noch gleich mit der " Estonia ". Wann war das eigentlich? Wer war da eigentlich beteiligt? Diese und noch weitere Fragen könnte sich der interessierte Nachrichtenrezipient stellen, wenn er von dem aktuellen Unglück vor der dänischen Insel Lolland hört, liest und sieht.
Wir schreiben das Jahr 1994. Die halbe Welt befand sich noch im Umbruch. Der ehemalige Ostblock immer noch im Zusammenbruch. Und Helmut Kohl sich im zweiten Stimmbruch. Die Nachwehen des " Glasnost, Perestroika " und der " Winds of change " waren überall noch spürbar. Wenngleich so mancher wiedervereinigte Ostdeutsche den kalten Wind des real existierenden Manchester-Kapitalismus in das errötete Gesicht geblasen bekam und er dafür den selbst ernannten Kanzler der Einheit verantwortlich machte.
Auch die ehemaligen Satellitenstaaten der Großmacht Russland hatten ihren Weg zur Unabhängigkeit längst beschritten.
So auch die baltischen Staaten: Estland. Lettland und Litauen. Jene Ostseeanrainer,deren wirtschaftliche Kraft seit jeher eng mit dem Wasser, dem Meer,der Ostsee verbunden ist. Schiffbau, Schifffahrt und Schiffstransportwesen gehören zu den Säulen dieser Staaten. Die wieder neu erschaffenen Schiffsrouten zwischen diesen Ländern und den skandinavischen Nachbarstaaten jenseits des Kattegat waren 1994 noch im Aufbau.Deshalb verkaufte die schwedische Schifffahrtsgesellschaft Viking-Line im Rahmen einer Joint-Venture-Vereinbarung das 1980 auf der Meyer-Werft in Papenburg gebaute Fährschiff mit dem Namen " Viking Sally " im Oktober 1992 an die estnische Reederei" Estonian Shipping Co. ".
Am 28. September 1994 sank dieses Schiff auf dem Weg von Tallinn nach Stockholm vor der finnischen Insel Utö und riss 852 Passagiere und Besatzungsmitglieder in den Tod. Dieses Unglück zeichnete die bisher schwerste Katastrophe der europäischen Seefahrt auf. Über die Ursachen wurde viel und intensiv spekuliert. Auch Jahre danach waren sich Experten über den Ablauf der Katastrophe nicht einig.
Nebenbei schmiedeten eine Reihe von Wichtigtuern diverse Verschwörungstheorien. Danach soll der russische Geheimdienst KGB das Unglück verursacht haben, weil er wichtige Dokumente,sich ein Doppelagent angeeignet hätte, verschwinden lassen müsse,weshalb ein Sprengsatz im Bug des Schiffes platziert worden wäre und dieser auf der Fahrt der " Estonia " zur Explosion gebracht worden sei. Eine weitere Lügengeschichte besagt,dass die russische Mafia das Fährschiff zum Schmuggeln von Drogen genutzt habe und dieses drohte aufzufliegen,weshalb die sich am 27.09.1994 an Bord befindliche Ladung vernichtet worden sei. Ein drittes Märchen ging davon aus, dass zusammenarbeitende Geheimdienste eine illegale Waffenlieferung von Estland nach Schweden verbringen wollten und dabei von anderen, nämlich feindlichen Diensten durch Sprengung der Ladeklappenmechanismen der Fähre, der letztendlich zum Untergang geführt haben soll, gehindert worden seien.
Nun,die Spekulationen zu den Ursachen dieses Unglücks sind durchaus vielfältig.
Beispielhaft sei eine Webseite benannt,die sich mit dem Unglück beschäftigt:
http://www.weltverschwoerung.de/zeitgeschehen-politik-gesellschaft/6193-estonia-unfall-verschwoerung.html
Während sich im Verlaufe der Tage, Wochen und Monate die Medien auf jene Katastrophe stürzten,sendete der NDR in seinem III.Rundfunkprogramm wenige Wochen später,nämlich zwischen Weihnachten und Neujahr 1994, ein Feature über das " Estonia "-Unglück.Diese Sendung ging dem Hörer unter die Haut,weil sie sich sowohl mit dem Unglücksverlauf, als auch mit den beteiligten Seiten und den möglichen Unglücksursachen beschäftigte; untermalt durch die Händelśche " Wassermusik ".
Das ist sehr lange her.
Inzwischen steht fest,dass trotzt vieler Ungereimtheiten mit denen sich die eingesetzte Untersuchungskommission auseinander zu setzen hatte, die Ursache für das Unglück in einem eruptiven Wassereinbruch bei schwerer See im Bereich der Bugladeklappe zu sehen ist.
http://de.wikipedia.org/wiki/Estonia
Trotzdem werden immer noch Zweifel an einem solchen Unglücksgrund laut.
Bei allem theoretischen Brimborium,dass von vielen Unbeteiligten weit nach der Schiffskatastrophe in die Öffentlichkeit posaunte wurde, blieb eins völlig klar: das Unglück kostete 852 Menschen das Leben, es brachte Not und Elend über die betroffenen Familien und zeigt einmal mehr,dass nicht jede technische Neuerung auf friedlich sein muss. Denn die Ro-Ro-Schiffe waren einst eben nicht so sicher, wie sie von ihren Erfindern gerne verkauft worden sind. So dürfte das " Estonia "-Unglück wohl eher eine Verkettung von negativen Umständen sein,denn eine Verschwörung irgendwelcher Geheimdienste gegen den Schiffseigner, die Länder Estland und Schweden oder so gar gegen Russland. Hierfür spricht, dass die " Estonia " an jenem 27.09.1994 abends von Tallinn aus loslegten in schwere See geriet, sich im Verlaufe der Überfahrt die Sicherungen der Bugklappe wegen mangelhafter Wartung lösten, dann Wasser in das Schiff einbrach, was zum Kentern der Fähre führt und ein nicht geeignetes Wendemanöver durch die beiden Kapitäne das Volllaufen des Schiffes binnen weniger Minuten noch verstärkte,womit viele Passagiere keine Chance hatte, an das Deck der Fähre zu gelangen,sondern durch das dann auch seitwärts über die zerplatzenden Bullaugen hinein schießende Wasser in den Kabinen ertranken.
Es war weder ein Konstruktionsmangel der Schiffsreederei Meyer in Papenburg, noch waren es Sprengsätze, die ein oder mehrere Löcher in den Rumpf rissen oder gar die Bugladeklappe absprengten. Es waren schlampige oder nicht vorgenommene Wartungsarbeiten durch den Schiffseigner,weil dieser bereits einen chronisch defizitären Fährbetrieb aufrecht erhalten wollte. Es waren eben menschliche Unzulänglichkeiten, die zur Katastrophe führten.
Wie von den Medien berichtet wird, hat das Schiff " Lisco Gloria " von der Reederei DFDS Seaways zunächst laut Fahrplan von dem Hafen Kiel mit dem Ziel: des litauischen Klaipeda mit 249 Menschen sind an Bord verlassen. Auf der Fahrt dorthin, so die Berichte,kam es wohl durch einen defekten LKW verursacht, zu einem Brand an Bord der Fähre. Die 249 Passagiere und die Besatzung konnten gerettet werden. Die Fähre brannte fast vollständig aus.
Bei der Berichterstattung über das Fährunglück vor der schwedischen Insel Lolland werden reflexartig jenen Erinnerung an das " Estonia "-Unglück wach. Es stellen sich Fragen, ob der Preis der für die uneingeschränkte Mobilität im Globalisierungszeitalter nicht doch zu hoch ist, wenn sich der Betrachter dazu nachfolgende Daten in Erinnerung ruft:
7. April 1990: 158 von 493 Menschen an Bord der Fähre "Scandinavian Star" kommen auf der Route Oslo - Kopenhagen ums Leben, nachdem ein Feuer an Bord ausgebrochen war.
10. April 1990: Im Maschinenraum der französischen Kanalfähre "Reine Mathilde" bricht ein Feuer aus. Zwei Personen kommen ums Leben. Die Fähre war mit rund 600 Passagieren auf dem Weg von der französischen Stadt Caen nach Portsmouth.
29. April 1990: Beim Untergang der Autofähre "Trapani Express" vor der Westküste Siziliens kommen sechs Menschen ums Leben. 39 Passagiere wurden gerettet. Die Fähre war mit 52 Fahrgästen auf dem Weg von Livorno nach Sizilien.
10. April 1991: Bei der Kollision der Fähre "Moby Prince" mit dem Tanker "AGIP Abruzzo" in dichtem Nebel vor Livorno geraten beide Schiffe in Brand. 72 Passagiere und 67 Besatzungsmitglieder der Fähre kommen ums Leben, alle 28 Seeleute des Tankers werden gerettet.
11. April 1991: Durch die schnelle Hilfe eines Seenotkreuzers werden 170 Touristen aus Seenot gerettet. Das 423 Tonnen große Seebäderschiff "Svea Viking" war wegen eines Maschinenschadens in der Kieler Bucht manövrierunfähig geworden.
14. Januar 1993: Am frühen Morgen kentert die polnische Fähre "Jan Heweliusz" wenige Seemeilen vor Rügen in schwerem Orkan. Vermutlich über 50 der insgesamt 66 Menschen an Bord kommen ums Leben.
19. Februar 1993: Aus Seenot können alle 269 Passagiere gerettet werden, die sich auf der schwedischen Tragflügelboot-Fähre "Cinderella II" auf der Überfahrt von Kopenhagen nach Malmö befunden hatten. In die Fähre war Wasser eingedrungen, nachdem ein schwerer Brecher die Frontscheiben durchschlagen hatte.
28. September 1994: Die estnische Personen- und Fahrzeugfähre "Estonia" mit 989 Menschen an Bord sinkt bei Sturm und schwerer See im Seegebiet südlich der Stadt Turku. 852 Tote.
26. August 1996: Auf der Personenfähre "Trident 7" bricht Feuer aus, als sich das Schiff rund 800 Meter östlich von St. Peter Port auf der Insel Guernsey befindet. Bis auf eine 88-jährige französische Passagierin bleiben alle Fahrgäste unverletzt.
3. November 1998: Auf einer estnischen Ostseefähre bricht im Maschinenraum ein Feuer aus. Sie treibt führerlos in der schweren See und wird von zwei schwedischen Schiffen ans Festland geschleppt. Von den Passagieren und der Mannschaft wird niemand verletzt.
8. Juli 1999: Im Maschinenraum der Fähre "Prinsesse Ragnhild" bricht auf dem Weg von Kiel nach Oslo Feuer aus. Keiner der insgesamt 1.339 Menschen an Bord wird ernsthaft verletzt.
26. September 2000: Vor Paros sinkt die griechische Fähre "Express Samina", nachdem sie auf einen markierten Felsen lief. 80 Menschen sterben. Der Geschäftsführer der Reederei, der das Schiff gehörte, beging wenige Wochen später Selbstmord.
19. Juni 2001: Die dänische Fähre "Prins Richard" verunglückte vor der Ostseeinsel Fehmarn. Zwei Passagiere werden leicht verletzt.
28. September 2003: Bei einem Unglück des mit 349 Passagieren besetzten Fahrgastschiffs "Loreley" werden am weltberühmten Loreley-Felsen am Rhein 41 Menschen zum Teil schwer verletzt.
19. Januar 2004: Nach dem Kentern des norwegischen Frachters "Rocknes" bei Bergen kommen 18 Besatzungsmitglieder ums Leben.
29. Juni 2004: Bei einem Schiffsunglück im Hamburger Hafen werden elf Menschen verletzt: Ein mit Schwefelsäure beladenes Tankschiff war mit einem Containerschiff zusammengestoßen.
7. April 2007: Zwei Personen kommen ums Leben, als auf dem Rhein bei Mainz ein Schiff kentert.
4. August 2008: Bei der Rückfahrt von einem Helgoland-Urlaub nach Ostfriesland werden 24 von rund 360 Passagieren eines Hochgeschwindigkeits-Katamarans verletzt, als eine Panoramascheibe zerberstet.
9. Oktober 2010: Auf dem Oberdeck des litauischen Fährschiffs "Lisco Gloria" bricht Feuer aus. Rund 240 Menschen werden gerettet, mehr als 20 von ihnen verletzt.
Die Chronologie dieser Unglücke beschreibt einen Teilbereich der internationalen Schifffahrt, in der sich jährlich mehrere tausend Unglücke ereignen. Wenn es dann, wie im Fall der " Estonia " zu einigen hundert Toten kommt, liest sich dieses - wie bei Flugzeugunglücken - zunächst dramatisch. Wer aber zum Vergleich die Verkehrsunfalltoten nur in der BRD dagegen stellt - wenngleich sich die Zahlen nur bedingt vergleichen lassen - muss zu dem Ergebnis kommen, dass die heutigen Schiffe - sofern ordnungsgemäß gewartet - zu den sicheren Massentransportmitteln gehören.
Wir schreiben das Jahr 1994. Die halbe Welt befand sich noch im Umbruch. Der ehemalige Ostblock immer noch im Zusammenbruch. Und Helmut Kohl sich im zweiten Stimmbruch. Die Nachwehen des " Glasnost, Perestroika " und der " Winds of change " waren überall noch spürbar. Wenngleich so mancher wiedervereinigte Ostdeutsche den kalten Wind des real existierenden Manchester-Kapitalismus in das errötete Gesicht geblasen bekam und er dafür den selbst ernannten Kanzler der Einheit verantwortlich machte.
Auch die ehemaligen Satellitenstaaten der Großmacht Russland hatten ihren Weg zur Unabhängigkeit längst beschritten.
So auch die baltischen Staaten: Estland. Lettland und Litauen. Jene Ostseeanrainer,deren wirtschaftliche Kraft seit jeher eng mit dem Wasser, dem Meer,der Ostsee verbunden ist. Schiffbau, Schifffahrt und Schiffstransportwesen gehören zu den Säulen dieser Staaten. Die wieder neu erschaffenen Schiffsrouten zwischen diesen Ländern und den skandinavischen Nachbarstaaten jenseits des Kattegat waren 1994 noch im Aufbau.Deshalb verkaufte die schwedische Schifffahrtsgesellschaft Viking-Line im Rahmen einer Joint-Venture-Vereinbarung das 1980 auf der Meyer-Werft in Papenburg gebaute Fährschiff mit dem Namen " Viking Sally " im Oktober 1992 an die estnische Reederei" Estonian Shipping Co. ".
Am 28. September 1994 sank dieses Schiff auf dem Weg von Tallinn nach Stockholm vor der finnischen Insel Utö und riss 852 Passagiere und Besatzungsmitglieder in den Tod. Dieses Unglück zeichnete die bisher schwerste Katastrophe der europäischen Seefahrt auf. Über die Ursachen wurde viel und intensiv spekuliert. Auch Jahre danach waren sich Experten über den Ablauf der Katastrophe nicht einig.
Nebenbei schmiedeten eine Reihe von Wichtigtuern diverse Verschwörungstheorien. Danach soll der russische Geheimdienst KGB das Unglück verursacht haben, weil er wichtige Dokumente,sich ein Doppelagent angeeignet hätte, verschwinden lassen müsse,weshalb ein Sprengsatz im Bug des Schiffes platziert worden wäre und dieser auf der Fahrt der " Estonia " zur Explosion gebracht worden sei. Eine weitere Lügengeschichte besagt,dass die russische Mafia das Fährschiff zum Schmuggeln von Drogen genutzt habe und dieses drohte aufzufliegen,weshalb die sich am 27.09.1994 an Bord befindliche Ladung vernichtet worden sei. Ein drittes Märchen ging davon aus, dass zusammenarbeitende Geheimdienste eine illegale Waffenlieferung von Estland nach Schweden verbringen wollten und dabei von anderen, nämlich feindlichen Diensten durch Sprengung der Ladeklappenmechanismen der Fähre, der letztendlich zum Untergang geführt haben soll, gehindert worden seien.
Nun,die Spekulationen zu den Ursachen dieses Unglücks sind durchaus vielfältig.
Beispielhaft sei eine Webseite benannt,die sich mit dem Unglück beschäftigt:
http://www.weltverschwoerung.de/zeitgeschehen-politik-gesellschaft/6193-estonia-unfall-verschwoerung.html
Während sich im Verlaufe der Tage, Wochen und Monate die Medien auf jene Katastrophe stürzten,sendete der NDR in seinem III.Rundfunkprogramm wenige Wochen später,nämlich zwischen Weihnachten und Neujahr 1994, ein Feature über das " Estonia "-Unglück.Diese Sendung ging dem Hörer unter die Haut,weil sie sich sowohl mit dem Unglücksverlauf, als auch mit den beteiligten Seiten und den möglichen Unglücksursachen beschäftigte; untermalt durch die Händelśche " Wassermusik ".
Das ist sehr lange her.
Inzwischen steht fest,dass trotzt vieler Ungereimtheiten mit denen sich die eingesetzte Untersuchungskommission auseinander zu setzen hatte, die Ursache für das Unglück in einem eruptiven Wassereinbruch bei schwerer See im Bereich der Bugladeklappe zu sehen ist.
http://de.wikipedia.org/wiki/Estonia
Trotzdem werden immer noch Zweifel an einem solchen Unglücksgrund laut.
Bei allem theoretischen Brimborium,dass von vielen Unbeteiligten weit nach der Schiffskatastrophe in die Öffentlichkeit posaunte wurde, blieb eins völlig klar: das Unglück kostete 852 Menschen das Leben, es brachte Not und Elend über die betroffenen Familien und zeigt einmal mehr,dass nicht jede technische Neuerung auf friedlich sein muss. Denn die Ro-Ro-Schiffe waren einst eben nicht so sicher, wie sie von ihren Erfindern gerne verkauft worden sind. So dürfte das " Estonia "-Unglück wohl eher eine Verkettung von negativen Umständen sein,denn eine Verschwörung irgendwelcher Geheimdienste gegen den Schiffseigner, die Länder Estland und Schweden oder so gar gegen Russland. Hierfür spricht, dass die " Estonia " an jenem 27.09.1994 abends von Tallinn aus loslegten in schwere See geriet, sich im Verlaufe der Überfahrt die Sicherungen der Bugklappe wegen mangelhafter Wartung lösten, dann Wasser in das Schiff einbrach, was zum Kentern der Fähre führt und ein nicht geeignetes Wendemanöver durch die beiden Kapitäne das Volllaufen des Schiffes binnen weniger Minuten noch verstärkte,womit viele Passagiere keine Chance hatte, an das Deck der Fähre zu gelangen,sondern durch das dann auch seitwärts über die zerplatzenden Bullaugen hinein schießende Wasser in den Kabinen ertranken.
Es war weder ein Konstruktionsmangel der Schiffsreederei Meyer in Papenburg, noch waren es Sprengsätze, die ein oder mehrere Löcher in den Rumpf rissen oder gar die Bugladeklappe absprengten. Es waren schlampige oder nicht vorgenommene Wartungsarbeiten durch den Schiffseigner,weil dieser bereits einen chronisch defizitären Fährbetrieb aufrecht erhalten wollte. Es waren eben menschliche Unzulänglichkeiten, die zur Katastrophe führten.
Wie von den Medien berichtet wird, hat das Schiff " Lisco Gloria " von der Reederei DFDS Seaways zunächst laut Fahrplan von dem Hafen Kiel mit dem Ziel: des litauischen Klaipeda mit 249 Menschen sind an Bord verlassen. Auf der Fahrt dorthin, so die Berichte,kam es wohl durch einen defekten LKW verursacht, zu einem Brand an Bord der Fähre. Die 249 Passagiere und die Besatzung konnten gerettet werden. Die Fähre brannte fast vollständig aus.
Bei der Berichterstattung über das Fährunglück vor der schwedischen Insel Lolland werden reflexartig jenen Erinnerung an das " Estonia "-Unglück wach. Es stellen sich Fragen, ob der Preis der für die uneingeschränkte Mobilität im Globalisierungszeitalter nicht doch zu hoch ist, wenn sich der Betrachter dazu nachfolgende Daten in Erinnerung ruft:
7. April 1990: 158 von 493 Menschen an Bord der Fähre "Scandinavian Star" kommen auf der Route Oslo - Kopenhagen ums Leben, nachdem ein Feuer an Bord ausgebrochen war.
10. April 1990: Im Maschinenraum der französischen Kanalfähre "Reine Mathilde" bricht ein Feuer aus. Zwei Personen kommen ums Leben. Die Fähre war mit rund 600 Passagieren auf dem Weg von der französischen Stadt Caen nach Portsmouth.
29. April 1990: Beim Untergang der Autofähre "Trapani Express" vor der Westküste Siziliens kommen sechs Menschen ums Leben. 39 Passagiere wurden gerettet. Die Fähre war mit 52 Fahrgästen auf dem Weg von Livorno nach Sizilien.
10. April 1991: Bei der Kollision der Fähre "Moby Prince" mit dem Tanker "AGIP Abruzzo" in dichtem Nebel vor Livorno geraten beide Schiffe in Brand. 72 Passagiere und 67 Besatzungsmitglieder der Fähre kommen ums Leben, alle 28 Seeleute des Tankers werden gerettet.
11. April 1991: Durch die schnelle Hilfe eines Seenotkreuzers werden 170 Touristen aus Seenot gerettet. Das 423 Tonnen große Seebäderschiff "Svea Viking" war wegen eines Maschinenschadens in der Kieler Bucht manövrierunfähig geworden.
14. Januar 1993: Am frühen Morgen kentert die polnische Fähre "Jan Heweliusz" wenige Seemeilen vor Rügen in schwerem Orkan. Vermutlich über 50 der insgesamt 66 Menschen an Bord kommen ums Leben.
19. Februar 1993: Aus Seenot können alle 269 Passagiere gerettet werden, die sich auf der schwedischen Tragflügelboot-Fähre "Cinderella II" auf der Überfahrt von Kopenhagen nach Malmö befunden hatten. In die Fähre war Wasser eingedrungen, nachdem ein schwerer Brecher die Frontscheiben durchschlagen hatte.
28. September 1994: Die estnische Personen- und Fahrzeugfähre "Estonia" mit 989 Menschen an Bord sinkt bei Sturm und schwerer See im Seegebiet südlich der Stadt Turku. 852 Tote.
26. August 1996: Auf der Personenfähre "Trident 7" bricht Feuer aus, als sich das Schiff rund 800 Meter östlich von St. Peter Port auf der Insel Guernsey befindet. Bis auf eine 88-jährige französische Passagierin bleiben alle Fahrgäste unverletzt.
3. November 1998: Auf einer estnischen Ostseefähre bricht im Maschinenraum ein Feuer aus. Sie treibt führerlos in der schweren See und wird von zwei schwedischen Schiffen ans Festland geschleppt. Von den Passagieren und der Mannschaft wird niemand verletzt.
8. Juli 1999: Im Maschinenraum der Fähre "Prinsesse Ragnhild" bricht auf dem Weg von Kiel nach Oslo Feuer aus. Keiner der insgesamt 1.339 Menschen an Bord wird ernsthaft verletzt.
26. September 2000: Vor Paros sinkt die griechische Fähre "Express Samina", nachdem sie auf einen markierten Felsen lief. 80 Menschen sterben. Der Geschäftsführer der Reederei, der das Schiff gehörte, beging wenige Wochen später Selbstmord.
19. Juni 2001: Die dänische Fähre "Prins Richard" verunglückte vor der Ostseeinsel Fehmarn. Zwei Passagiere werden leicht verletzt.
28. September 2003: Bei einem Unglück des mit 349 Passagieren besetzten Fahrgastschiffs "Loreley" werden am weltberühmten Loreley-Felsen am Rhein 41 Menschen zum Teil schwer verletzt.
19. Januar 2004: Nach dem Kentern des norwegischen Frachters "Rocknes" bei Bergen kommen 18 Besatzungsmitglieder ums Leben.
29. Juni 2004: Bei einem Schiffsunglück im Hamburger Hafen werden elf Menschen verletzt: Ein mit Schwefelsäure beladenes Tankschiff war mit einem Containerschiff zusammengestoßen.
7. April 2007: Zwei Personen kommen ums Leben, als auf dem Rhein bei Mainz ein Schiff kentert.
4. August 2008: Bei der Rückfahrt von einem Helgoland-Urlaub nach Ostfriesland werden 24 von rund 360 Passagieren eines Hochgeschwindigkeits-Katamarans verletzt, als eine Panoramascheibe zerberstet.
9. Oktober 2010: Auf dem Oberdeck des litauischen Fährschiffs "Lisco Gloria" bricht Feuer aus. Rund 240 Menschen werden gerettet, mehr als 20 von ihnen verletzt.
Die Chronologie dieser Unglücke beschreibt einen Teilbereich der internationalen Schifffahrt, in der sich jährlich mehrere tausend Unglücke ereignen. Wenn es dann, wie im Fall der " Estonia " zu einigen hundert Toten kommt, liest sich dieses - wie bei Flugzeugunglücken - zunächst dramatisch. Wer aber zum Vergleich die Verkehrsunfalltoten nur in der BRD dagegen stellt - wenngleich sich die Zahlen nur bedingt vergleichen lassen - muss zu dem Ergebnis kommen, dass die heutigen Schiffe - sofern ordnungsgemäß gewartet - zu den sicheren Massentransportmitteln gehören.
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