" Von Grüezi wohl, Frau Stirnimaa ! bis Lars vom Mars ", wie der deutschsprachige Pop eine neue Welle verursachte.



Der Deutschlandfunk war einst das Sprachrohr,oder besser: eines der Sprachrohre, der angeblich Freien Welt jenseits, eher zutreffend,westlich des damaligen Eisernen Vorhangs. Er sollte den DDR Schwestern und Brüder ostseits der Mauer einen Hauch von Meinungs- - und Pressefreiheit vermitteln. Dieses geschah qua einfältiger Informations - und Nachrichtensendungen, deren Themen nicht nur austauschbar waren, sondern dazu regierungstreu, somit ab den 50er Jahren bis zur Brandt/Scheel-Ära, CDU/CSU- gefärbt ausgerichtet wurden.
 Zu jener Zeit, als es noch kein Formatradio gab, als noch keine Privatstationen ihren Dauersabbel-Moderatoren freien Lauf ließen und Bezahlradio ein Fremdwort war,hatte der Deutschlandfunk als gewichtiges Organ der westdeutschen Rundfunkkultur eine exponierte Stellung in der Radiolandschaft.

Waren es in den 60er bis 70er Jahre überwiegend Operetten - Schlager - und Tanzmusik, oft unterfüttert mit Heimatschnulzen-Sing-Sang sowie Blas - und Marschmusik in allen nur erdenklichen Variationen, keimte in den Endsechzigern ein winziges Pflänzchen auf,das da " Hitparade " hieß.
Ab den eher späten Abendstunden dudelte der freilebende Kölner Sender jene Stücke herunter, die sich in den US-Charts, der Hitparade Großbritanniens und in den Popcharts der BRD wieder fanden. Es waren damals jene Titel, die ich auch oft favorisiert hatte. Ob nun die Animals mit  House of the rising sun ", Dave Dee, Dozy,Beaky,Mick &  Tich mit " Zabadak " oder die Zombies mit " Time of the season ", sie alle gehörten zu jenen Hits, deren Melodien ich aus dem FF kannte und dessen Texte ich - zumindest phonetisch - mit singen konnte.

Hinzu kamen jene Stücke, deren Interpreten mir zwar etwas sagten,die mich musikalisch betrachtet,eher nicht ansprachen.Es waren Hist von den Suprems, wie " The happening ", " Reflections " oder aber " Love child ", den Tempations mit "Get ready " ", " Ball of confusion " und " Papa was a rollin' stone " sowie auch Stücke von der Güte " Ma Bella Amie ", das von der holländischen Gruppe Tee Set georgelt wurde, " Love grows " von der Formation Edison Lighthouse oder " Ma Paloma Blanca " von den Schmalz-Bubis George Baker Selection. Dieses waren für mich eher Titel zum Abgewöhnen.

Nach dem ich es mir angewöhnt hatte, die DLF-Hitparade nur noch bedingt zu Kenntnis zu nehmen und dabei Stücke einfach leiser oder ganz abstellte,die mir überhaupt nicht gefielen, kam Ende Oktober 1969 dort ein Titel in die Platzierungen, den ich zunächst völlig bescheuert fand" Grüezi wohl,Frau Stirnimaa ". Ein Dudelstück in Schwyzer-Dütsch mit Fidel-Einlagen und Volksmusik-Ambiente, dar gebracht von der Formation " Die Minstrels ". Grässlich,eben!
Dieses Monstrum hielt sich dann über Wochen bis weit in das Jahr 1970 an der Spitze der DFL-Charts.  Eigentlich schon allein deshalb, ein gewichtiger Grund,die Sendung gar nicht mehr zu hören. Tatsächlich bewirkte das Gedudel eher das Gegenteil. Ich konnte den einfältigen Text schon bald mitgröhlen.

Viele Wochen, Monate, Jahre später sollte es noch schlimmer kommen. Ich war längst zum " rock in " - Fan mutiert und hatte die Sendung von und mit Winfrid Trenkler als das non plus ultra aller Musiksendungen auserkoren, als ich eher zufällig wieder den DFL anschaltete. In der Hitparade, die inzwischen leicht aufgepeppt wurde, fand sich auf dem ersten Platz ein Titel, den ich noch bekloppter, als alle anderen deutsch-sprachige Stücke zuvor:
" Fred vom Jupiter ", gesungen oder eher geplärrt von der Retortengruppe "Andreas Dorau und  Die Marinas ", einem Kinderchor. Ein Ohrenschmerzen verursachender Song, der bei mir die Frage auf warf,ob die Hörer des DLF,die jenes Plastik-Gezirpe auf Platz Eins der Charts gewählt hatte, nicht einen gewaltigen Sprung in der Schüssel haben müssten. Tatsächlich war das Stück aus dem Jahre 1981 mit der auf brandenden Neue Deutsche Welle ( NDW ) voll kompatibel. Ein entsetzlich einfältiger Text mit minimalem Tiefgang eben und einer Kindergartenlied-Melodie.


http://de.wikipedia.org/wiki/Fred_vom_Jupiter

Er kam vom and'ren Stern
er landete nicht gern
es musste aber sein
der Sprit ging aus.
Die Luke, die ging auf,
da sprang ein Mann heraus
Ich sah ihn nur kurz an, Oje!
Er hatte gold'nes Haar
das glänzte wunderbar
Sein Blick, der war so scharf, aha!
Er war sehr attraktiv
und auch sehr muskulös
Er war ein Traum vom einem Mann.
Ref:
Fred vom Jupiter, Fred vom Jupiter
der Traum aller Fraun,
Du machst mich schwach.
Fred vom Jupiter, Fred vom Jupiter
Bleib für immer hier,
geh doch nicht fort!
Er kam mit in die Stadt
Die Frauen waren platt
Ein Traum von einem Mann
und jede wollte ihn.
Die Männer war'n nervös
und wurden furchtbar bös'
sie wurden nicht mehr angeseh'n.
Fred der sollte gehn
Er konnt' es nicht verstehn
Er sah es aber ein und ging.
Die Frauen weinten sehr
IhrFred der war nicht mehr
Der Jammer der war groß und blieb
Ref.


Und weil es das Recht eines jeden Teutonen westlich des Stacheldrahtkäfigs war, seine Anti-Liedversion gewinnbringend zum Besten zu geben, wurde aus dem " Fred vom Jupiter " ein " Lars vom Mars ", dargeboten von dem heutigen,allerdings längst in die Rentenalterjahre gekommenen Jürgen von der Lippe. In Verballhornung des Dorauśchen Trällerstücks aus der Gründerzeit jener NDW lässt dieser seinen Lars wie folgt davon fliegen:

Mit meiner Untertasse fliege ich von Stern zu Stern,
ich war schon mal beim Jupiter, doch
bin ich dort nicht gern.
Wenn ich mich mal langweile,
dann fliege ich zum Mond,
doch Hand auf`s Herz, ich sage dir,
der Mond ist öd und unbewohnt.
Ref.: Ah, ha, ha, ich komm vom Mars.
Ah, ha, ha, ich heiße Lars.
Ah, ah, ah, ich komm vom Mars.
Achtung, Achtung Notlandung, mein
Raumschiff fliegt nicht mehr,
der Auspuff ist gebrochen, der
Benzintank, der ist leer.
Nun sitz ich auf der Erde fest,
ich muß hier ganz schnell weg,
denn die schlechte Erdenluft,
sie macht mich krank, sie ist voll Dreck.
Ref.: Ah, ha, ha, ich komm vom Mars.
Ah, ha, ha, ich heiße Lars.
Ah, ah, ah, ich komm vom Mars.
Hallo, wie siehst du denn aus Bist
du vielleicht ein Tier
Du bist ja ganz glibschig und grün,
was willst du hier
Ich leb auf einem anderen Stern,
ich lebe auf dem Mars,
ich bin kein Tier, ich bin kein Mensch,
ich bin der Lars, der Lars vom Mars.
Ref.: Ah, ha, ha, er kommt vom Mars.
Ah, ha, ha, er heißt Lars.
Ah, ah, ah, er kommt vom Mars.
Habt ihr ’ne Idee, wie ich mein Raumschiff reparier’
Die Erde kenn ich gar nicht gut, ich bin
doch nicht von hier.
Ich muß schnell weg, ich muß nach Haus,
ich fühl mich schon ganz krank,
ich fang schon an zu husten,
ich brauche einen vollen Tank.


" Fred vom Jupiter ", " Lars vom Mars " oder auch " Grüezi wohl, Frau Stirnimaa!" sind auch 40-30-20 Jahre nach ihrem Erscheinen nur eins: Volksverödung auf aller niedrigsten Niveau. Womit klar ist,dass jene Titel nur am frühen Silvestermorgen des Neuen Jahres im Vollrausch zu ertragen sind.

Kommentare

Octapolis hat gesagt…
Fred vJ muss, glaub ich, gut gelagert sein, entfaltet sein Aroma also mit den Jahren. Traumhaft! ;o)

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