" Songs an einem Sommerabend " oder: Warum auch deutschsprachige Musikstücke hörbar sind.



Wenn die drei Sommermonate in den europäischen Gefilden anbrechen, die Tage länger, die Nächte milder und die Launen der meistens Menschen besser werden, kommen sie aus ihrem Winterschlaf hervor gekrochen, wie der Siebenschläfer: die vielen Musiker, um auf unzähligen Open - Air - Veranstaltungen ihre Kunst eben zum Besten zu geben.
Da wummern dann 120 Beats pro Minute aus den Lautsprechertürmen bei irgendwelchen Techno - Festivals, dann schreien die Gitarren in Wacken oder anderswo und es säuseln schmalzige Schlager - Heinis und Soft - Song - Mamseln in die Mikrophone.

Musik ist Musik, Musik ist in, Musik ist Trumpf.

So auch auf dem diesjährigen Festival mit dem Namen " Songs an einem Sommerabend ", das seit 1987 an dem ersten Juliwochenende ( Freitag und Samstag ) in dem oberfränkischen Kloster Banz bei Bad Staffelstein stattfindet. Ab diesem Jahr hat der Veranstalter den Sonntag als dritten Konzerttag eingeplant.
Zusätzlich findet an dem davor liegenden Donnerstag ein Nachwuchswettbewerb statt, der mit dem Nachwuchsförderpreis für junge Liedermacher " der CSU nahen " Hanns Seidel - Stiftung " ausgelobt ist.

Diese Veranstaltung soll dem Genre der so genannten Liedermacher dienen. Einer Musikrichtung also, die sich seit vielen Jahren zwar nicht wachsender Beliebtheit erfreut, aber die Tradition des einstigen politischen Liedes fortsetzen möchte.
Im Laufe der 27 Jahre haben sich viele bekannte Musiker ihr Stelldichein gegeben. Illustre Namen, wie der leider viel zu früh verstorbene österreichische Sänger und Komponist Ludwig Hirsch, die irische Folkloristin Mary Black oder die israelische Chansonière Esther Ofrahim. Aber auch die Akkordeonistin  Lydia Auvrey, Wolfgang Ambros oder Mike Batt waren dort. Zu den Dauergästen zählen natürlich Reinhard Mey, Hannes Wader und Konstantin Wecker. Jenes Dreigestirn der Liedermacherkunst, des politischen Liedes, das seit vielen Jahren auf den europäischen Bühnen beheimatet ist und dann und wann gemeinsam auftritt,

Das war zwar nicht immer so und das war auch auf dieser Veranstaltung nicht regelmäßig der Fall. So trat Reinhard Mey, der das Festival von seinem Gründungsjahr 1987 bis 1996 auch moderierte, ab 1997 bis 2005 dort nicht mehr auf. Hierzu findet sich bei Wikipedia folgender Hinweis:

"  Von 1987 bis 1996 wurden die Songs an einem Sommerabend von Reinhard Mey moderiert; er begründete die Tradition, dass der Moderator (sofern es sich um einen Künstler handelt) auch eigene Darbietungen beiträgt. Nach 1996 beendete Mey seine Moderationstätigkeit und seine Teilnahme für mehrere Jahre, da er nicht gewillt war, sein Lied Sei wachsam ohne den darin enthaltenen Text „Der Minister nimmt flüsternd den Bischof beim Arm: / Halt du sie dumm, – ich halt’ sie arm!“ zu singen. Seit 2006 nimmt Reinhard Mey jedoch wieder regelmäßig am Festival teil. "

- Zitatende - aus:
http://de.wikipedia.org/wiki/Songs_an_einem_Sommerabend

Es hätte mich auch schon sehr gewundert, dass in einem bayrischen CSU - Staat kein politischer Einfluss auf die Texte der dortigen Interpreten genommen wird. Schließlich sendet das bayrische Fernsehen ja auch Ausschnitte von dieser Veranstaltung in seinem 3. Programm. Und die CSU fördert den deutschen Liedermacher - Nachwuchs.

So auch in diesem Jahr. Am Freitag, 15. August 2014, durfte sich der Fan der Folklore und Liedermacherszene auf jene obligatorische Aufzeichnung der Veranstaltung freuen. Und so konnten die Alteingesessenen, viele von ihnen - so wie ich - grau meliert und mit Falten im Gesicht - ihre einstigen Verkünder des kritischen Liedguts erneut live sehen.
Es war schon imposant, dass hier Interpreten mit Hirn und Herz in der bayrischen Pampa vor jeweils 5.000 Zuhörern auftreten, um gerade dort, wo das gleichgeschaltete Radio - und Fernsehprogramm ( mit Ausnahme einiger privater Stationen ) das Geschehen außerhalb des Weißwurst - Äquators völlig ausblendet und 24 Stunden lang nur " Wir in Bayern " herunter plärrt, Systemkritik zu üben. So, wie es in diesem Jahr Konstantin Wecker in eindrucksvoller Weise zelebrierte, indem er die Banken, das Großkapital und die Kriegsgewinnler in Form der Rüstungsindustrie aufs Korn nahm.

Von jenen Absichten, das politisch Lied zu nutzen, um auf die vielen Missstände vor der eigenen Tür hinzuweisen, findet sich indes weder auf der Homepage der Veranstalter ( Ziff 14 der Wikipedia - Nachweise ), noch in dem dort abzurufenden Programmheft etwas.
Vielmehr heißt es in dem hier abgedruckten Vorwort sinngemäß, dass auch bayrische Politgrößen, wie Strauß, Wiesheu und Konsorten den Festival nur gute Absichten unterstellt haben. Lächerlich! Diese Hetzer waren es ja gerade, die das kritische, das politische Lied in der BRD ausgeblendet haben wollten.
So musste der Autor Schlier, dessen Ehefrau ja - traditionsgemäß für Bayern - die Geschäftsführerin der Veranstaltungsagentur in Würzburg ist, denn ordentlich dem freiheitlichen Denkern aus den Reihen der CSU  lobhudeln, denn schließlich gibt es von dort auch die meiste Knete ( neben den Eintrittsgeldern ).

Immerhin existiert diese Veranstaltung bereits 28 Jahre. Und, immerhin pilgern mehrere Tausend Besucher dort hin, um auch jene Songs wieder zu hören, die von Interpreten des angeblich " alten " Deutschland kredenzt werden. Friedlich saßen sie da im Gras, auf der Wiese, ohne Randale zu machen, die Feuerzeuge hoch haltend, als das Ensemble der aufgetretenen Musiker zum Reinhard Mey - Klassiker anhob:



In diesem Sinne : Gut´s Nächtle und nie vergessen: Bayern ist nicht Franken, wohl aber noch Deutschland!




Kommentare

Octapolis hat gesagt…
Randale, wenn Reinhard Mey dabei ist? Das wäre ja noch schöner! ;o)
Lobster53 hat gesagt…
Grins! Natürlich nicht! Und schon gar nicht bei den Bazis im grünen Gras!
Unknown hat gesagt…
Teilweise lächerliche Aussagen - muss man als Mensch randalieren um Ehrliche handgemachte Lieder auf einer Wiese zu geniessen? Einfach lächerlich Ihr pseudo-revolutionäres Gefasle
Lobster53 hat gesagt…
Das " Gefasle " scheint wohl so " lächerlich " zu sein, dass selbst Du auf meinen Post eingestiegen bist, Meister der Verniedlichung Paul Leitner. Immer schön nach dem Motto: " Wessen Brot ich ess...". Wenn Ihr Festival - wie die heimischen Gazetten es behaupteten - finanziell auch auf der Kippe stand, müssen eben andere Geldquellen eröffnet werden. Was bietet sich auch das Naheliegende an. Schön bei den CSU - Hanseln antichambrieren und die Staatsknete abfassen. Die Pointe in meinem Artikel haben Sie immer noch nicht verstanden. Mir ging es nicht um die " teilweise lächerliche " Aussage, dass auf Festivals insgesamt " randaliert " wird ( was ich selbst in den 70er bis 80er Jahren mit erlebt habe ), sondern darum, dass eben diese " Randale " hier gerade nicht statt gefunden hat; ebenso wenig, wie die von den Lokalblättern via Internet einzulesene Behauptung, dass dort keine Drogen konsumiert worden seien. Schließlich gab es ja auch mal Zeiten, in denen selbst " ehrliche, handgemachte "
Musik zu Zigarettenqualm oder sonstigem Beiwerk kredenzt werden durfte.

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