Der Taliban im eigenen Haus ersetzt den Frisör.


 Nie hätte ich es für möglich gehalten, mit einem - eigentlich schon veralteten - Handy seinige " Selfies " machen zu müssen, um zu belegen, dass ich seit vielen Jahren mit dem Frisörhandwerk auf Kriegsfuß stehe. Nicht deshalb, weil deren Leistungen rund um das unedle Haupt der Menschen nicht nur immer teurer geworden sind, sondern eher deshalb, weil es nahezu an jeder Straßenecke in unserer schönen Stadt einen solchen Handwerker gibt.

Aber: Entgegen der kapitalistischen Marktwirtschaftstheorie, wonach Konkurrenz das Geschäft und den Preis beeinflussen soll und der Mindestlohn Arbeitsplätze kosten würde, führen jene Erscheinung auf dem Sektor des Frisörgewerbes eher zum Gegenteil. Die Antithese muss deshalb lauten: Konkurrenz zerstört das Geschäft und führt zu höheren Tarifen sowie niedrigeren Löhnen.

Jenseits meiner generellen Abneigung zu allem, was an und auf meinem ergrauten Haupt herum grabbeln könnte und ganz besonders  den Coiffeuren, muss sich für mich Frage stellen, wer sonst - wenn die der Barbier - dort Hand anlegen könnte?

Hierzu haben wir seit Eheschließung eine Regelung getroffen: Nur wir selbst uns gegenseitig. Einst begaben wir uns in schöner Regelmäßigkeit zu einem so genannten Frisörfachgeschäft in das vormals fast verwaiste " Sachsenforum ", um für relativ viel Euronen, eine nur unbefriedigende Gegenleistung zu erhalten.
Waschen, Legen, Föhnen = 55 €!

Nun, als wir dann auch noch mit bekamen, dass in dem oberflächlich modern und auf peppig aufgemotzten Frisör - Salon, die Mitarbeiterinnen, wie die Unterhemden eines Extremsportlers ausgetauscht wurden und - was noch viel verwerflicher war - einige Frisösen am Schein - Selbständige dort geführt waren und auf eines Risiko in den Räumen des Betriebs tätig waren, das hieß: Sämtliche Kosten sind anteilig von ihnen zu tragen gewesen, war dann für uns alsbald Schluss mit den Terminen dort. Hinzu kam eine rotzig - freche Betriebsleiterin und die Tatsache, dass die uns bekannte Frisöse unisono dort aufhören würde.

Aus der nicht vorhandene Not entwickelten wir sodann eine Tugend und legten seit jenem Zeitpunkt selbst Hand an unseren Köpfen. Lediglich das Haar - Shampoo und die Haarseife aus dem syrischen Kriegsschauplatz Aleppo sowie die Haartönung von " Syos " und Konsorten, die wir günstig bei Rossmann, MäcGeiz oder anderswo einkaufen, sind als Kosten für die Pflege des Haarschopfs zu betrachten.

Während wir seit vielen Jahren eben, den Kopfschmuck selbst kreieren, stiegen die Preise im Frisörkandwerk kontinuierlich an. Ein Haarschnitt, Mann, trocken gibt es kaum unter 10 €, wobei der Durchschnittspreis bei 13,50 € liegen soll und auch schon zwischen 18 € bis 20 € liegen kann.
Weiter Zusatzleistungen, wie Waschen, Tönen, Fönen stehen mit mindestens weiteren 40 € bei Herren und 60 € bei Damen zu Buche.

Nö, das wären von 100 € aufwärts alle 6 bis 8 Wochen, zwei Supermarkteinkäufe.

Und so reduziert sich unsere Ausgabenseite in Bezug auf Haarpflege auf allenfalls, insgesamt 5 € monatlich. Arbeitsplatzvernichtungsdenken hin, Ausbeutung der Frisöre her, wat sin mutt, mutt sin.

So kolorierten wir uns am Wochenende die leicht ergrauten Haare selbst. Zunächst meine bessere Hälfte am Freitag, dann ich am Sonntagmorgen.
Da klingelte es plötzlich an der Haustür. Eiligst wusch ich die Reste der Tönung aus dem Haar und warf mir ein schwarzen Handtuch der älteren Sorte um das Haupt. Im Eilschritt begab ich mich in das Treppenhaus zur Tür und durfte dort - mit zeitlicher Verzögerung - unseren Nachbarn aus dem Oberdorf begrüssen.
Der grinste, als er meinen Aufzug sah. Schwarzes Unterhemd, schwarzes Kopftuch und dunkel - blaue Jeans.

Wie ein Turban saß das Handtuch auf dem Kopf. Turban, das klang phonetisch wie Taliban. Turban Taliban, also.
Aber, vorsichtig, die NSA, der BND und der Verfassungsschutz lesen mit!
Weshalb ich mich hiermit ausdrücklich von den Machenschaften der Talibane, ob mit oder ohne Turban, distanziere.
So, wie einst von dem blöden Spruch eines Werder - Fans vor dem Weserstadion, der sich in eine Unterhaltung mit meinen, zu einem SVW - Heimspiel anwesenden Eltern einmischte und auf unsere Übereinkunft, ich solle mit dem Fahrzeug am Osterdeich meine dort wartendene Eltern abholen, zum Besten gab: " Warten! Warten auf die Taliban!"
Worauf ich ihn angewidert ansah und entgegnete: " das wohl eben nicht!"

Taliban Turban im Selfie - Look im Augsut 2014 - hach, wie schön, dass es diese kleinen Wunderwaffen der Selbstdarstellung gibt. Und ich nun endlich in Konkurrenz zu den vielen eitlen Fatzken ab 15 Plus treten darf, die auf Facebook ihrem, mehrere Hundert oder Tausend Freunde umfassenden Harem und / oder Freundeskreis, immer wieder diese Latrinen - Bilder mit den hoch gekämmten, stark gegelten Haaren auf ihrer Seite zur Fleischbeschau anbieten.
Wie austauschbar!

Dann soll es ja auch noch ein anderes Vergnügen geben, das aus dem unerschöpflichen Reservoir der hirnrissigen Selbstzurschaustellung entspringt, das öffentliche Foto mit einem so genannten Promi. Die Dämlichkeit kennt auch hier keine Grenzen.
Grinsend, mit einer affigen Pose, wird der vermeintliche Star mit dem Star abgelichtet und ins Netz gestellt.
Wie öde!

Da lobe ich mir doch meine Selfies von dem Taliban - Adaptierten am Sonntag im August!

" Pictures of Matchstick Man ", " Status Quo ", 1968:


Ach, wie schön, dazu noch tanzbar und es gab zu jener Zeit nicht ein Handy, kein Selfie, nur die Glotze und den " Beat Club " mit der Uschi Nerke!


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