Da habe ich dann mal eben alle Fenster geputzt!





Zwischen dem verfassungsrechtlichen Gebot, wonach Eigentum verpflichten soll und der vorliegenden, gesellschaftlichen Realität liegen bekanntlich Welten. Das gilt auch für Haus - und Grundeigentum. Und so kommen jene Auswüchse des globalisierten Turbo - Kapitalismus voll zur Geltung, wenn eben jenes - oft knappe - Gut, Profit erbringen soll. Da werden, wie beispielsweise in der Stadt mit den höchsten Mieten, in München, Karnickelställe, Löcher oder Abstellkammern zu horrenden Preisen angeboten und verscherbelt.
Quadratmeterpreise von bis 20 € kalt, sind auch in Berlin, Hamburg oder Köln keine Seltenheit. Und dennoch stehen die Interessenten dort Schlange, die Makler haben Hochkonjunktur und dem profanen Beschiss werden dabei Tür und Tor geöffnet.








Wohl dem, der seine eigenen Vierwände hat und sich dabei " nur " mit den Nebensächlichkeiten, wie die periodisch anfallende Gartenpflege, den Ärger über unsanierte Gehsteige, die eher der Qualität eines Feldweges aus den 1960er Jahren entsprechen oder horrender Grundsteuer zu befassen hat.
Doch, aufgepasst!

In einigen Bereichen des üblichen Wohnens, überlappen sich die anstehenden Verpflichtungen eines Mieters, Pächter, mit denen des Eigentümers: In den mannigfaltigen Bereichen der Reinigung des eigenen Wohnumfelds. Ungeliebte Routinearbeiten eben, die den Generationen 1970 Plus zunehmend schwer fallen, weil diese nicht im Erziehungs - und Ausbildungsmuster vorgesehen waren.

Nun, wer sich dennoch mit den Haushaltsarbeiten zu beschäftigen hat, wird sehr schnell erkennen, dass jener Begriff aus zwei Substantiven zusammengesetzt ist, nämlich Haushalt und Arbeit(en). Und Letzterer hat qua Definition überwiegend etwas mit Bewegung zu tun. Diese wiederum soll ja der Gesundheit, dem allgemeinen Wohlbefinden sehr zuträglich sein. Jenseits der 25 Lenze reduzieren sich bekanntlich die Körperfunktionen bei der Nahrungsverwertung. Wer also beispielsweise viel Bier säuft, regelmäßig Berge von Fast Food oder selbst zubereitetes Grillfleisch in sich hinein schaufelt, kann Übergewicht bekommen, wenn er sich nicht bewegt.

Aber, Vorsicht ist auch bei dem Mass der Bewegung geboten, denn viel hilft meistens nicht viel. Auf die Dosierung kommt es auch dort an. Sport sollte dennoch derjenige treiben,der sich sonst wenig bewegt, damit er nicht zu füllig wird. Dennoch ist dieses auch kein Allheilmittel gegen die zunehmende und aus der den USA herüber schwappende Fettleibigkeit, die just aufgrund der mangelnden Bewegung des Wohlstandsmenschen in unserer Gesellschaft grassiert.

Auch dagegen hilft die regelmäßige Haushaltsarbeit. Ob nun Fußboden feudeln, Teppich und Läufer absaugen oder Geschirr abwaschen, Wäsche waschen, aufhängen, bügeln, Betten machen, Müll nach unten tragen, Staub wischen usw. usf., werden von schlauen Wissenschaftlern  in einer Bewertungsskala dargestellt.

http://gesuender-abnehmen.com/abnehmen/kalorienverbrauch-hausarbeit.html

Weil auch hier die Erkenntnisse und die Methodik andere sind, als vor einigen Dekaden, sind jene Experten dazu übergegangen, eine Bewertungseinheit zu kreieren, die sich MET nennt.
Wer demnach regelmäßige Haushaltsarbeiten im Schweiße seines Angesichts erledigt, der verbrennt demnach auch Energie, die er dem Körper zuvor in Form von Nahrung, die wiederum in Kilojoule und Joule zugeführt hat.
Der ewige Kreislauf des Durchschnittslebens also.

Diese Gedanken kamen mir, als ich von Freitagnachmittag an, bewaffnet mit:

- 10 Liter Plaste - Eimer, halb gefüllt mit leicht erwärmten Regenwasser,

- Haushaltstuch, benutzt als Abwasch und Putztuch in der Küche, gelb,

- Universalreinigungsmittel ( Pril, Fit, Ferry Ultra etc. gehen auch )

- Fenster - und Glasreinigungsgerät mit Saugfunktion, batteriebetrieben,

- Zeitungspapier ( ausgelesene " SZ " - Ausgabe, Exempalre der ungeliebten Einwurf - Werbeblätter tun´s        auch, jedoch keine " Bunte ", " Neue Blatt ", " Bild der Frau ", " Super Illu " usw, da diese nicht so saugfähig sind ),

- Aluminium - Trittleiter, zweistufig,

zur großen Fensterputzaktion antrat.

Groß deshalb, weil nach dem obligatorischen Frühjahrsputz vor etwa einem halben Jahr, sich bereits ein sichtbarer Schmutzfilm auf dem Glas gebildet hatte. Zudem waren Rest von Vogelschissen erkennbar und - in den Innenscheiben - Fliegendreck. " Alles muss weg! ", so lautete mein erklärtes Ziel, als ich einen zarten Spritzer des Reinigungsmittels in den Eimer drückte. Dann wrang ich den gebrauchten Haushaltslappen aus und zog - mit einer gewissen Systematik - Streifen für Streifen auf dem Glas. Zunächst innen, dann außen; von rechts nach links, von oben nach unten.

Die Minuten sie verronnen, die MET´s, sie verbrannten. Zunächst bearbeitete ich das Badezimmerfenster, dann die Terrassentür, die Außenseite des Treppenhausfensters und natürlich die Monster - Flächen des Küchenfensters. Gefolgt von den Wohnzimmerfenstern. Nach etwa einer Stunde war zunächst Schluss. Die Batterie des Fensterreinigungssaugers hörte sich so an, als wäre ein Jogger nach 10 Kilometern kurz vor seinem Ziel am Atmen. Dem Ding ging auch die Luft, oder besser: der Saft aus. Schluss für heute?
Nö, ich lud den Akku über ein eigens dazu geliefertes Netzladegerät wieder auf, in dem ich die nächst erreichbare Steckdose aufsuchte und das Netzteil anschloss.

Zwischenzeitlich machte ich mich an die weiteren Routinetätigkeiten, wie Staub saugen, Feudeln ( natürlich alle erreichbaren Räumen in beiden Etagen ), Müll auf den Kompost bringen, Waschbecken säubern, Wanne putzen, Dusche reinigen. Dann holte ich noch die ausziehbare Leichtmetallleiter aus dem Keller und stellte sie in das Treppenhaus, um somit dem Schmutz auf den Fensterscheiben dieses Elements den Garaus zu machen.

Mittlerweile hatte sich der Akku des Fensterreingers aufgeladen, so dass ich zum finalen Vorstoss gegen Fensterschmutz antreten konnte. Doch: Die eherne Absicht, die oberen Glasflächen des Treppenhausfensters über die Teleskopleiter erreichen zu können, erwies sich als gigantische Fehlinterpretation der Kampflage. Nichts da mit Aufstellen des Wunderwerks der Klettertechnik. Die Treppenstufen waren dazu ungeeignet und einen der Hunderttausend Haushaltsunfälle möchte ich nicht darstellen.Ergo: Leiter zur Seite stellen und auf das Fensterbrett steigen. Die Körpergröße erbrachte mir dabei entscheidende Vorteile, denn ich konnte auch den oberen Zipfel der Scheiben ordentlich säubern. Immerhin bei etwa 2,80 Meter mit ausgestrecktem Arm, gelang es mir, auch den Fensterreiniger als Hilfsmittel so einzusetzen, dass die Scheiben im Streifen freien Zustand zurück blieben. Geschafft!

Dem " Mother´s Little Helper " ging dann erneut der Saft aus. Schluss für heute!

Der Samstag brach an. BuLi - Zeit, Werder spielt, Freude im Haus! Dann gab´s auch noch selbst gebackenen Pflaumenkuchen mit Schlagsahne - hhhhhmmmmmmmhhh, lecker! Zusätzliche Freude!
Dazwischen aber - und so spielt sich das normale Leben ab - hat Der da oben ( die Kirche möchte es uns so weiß machen ) vor dem Vergnügen, die Arbeit gesetzt, vor dem Preis, der Belobigung, den Schweiß!
Und so munitionierte ich mich mit dem - wie oben bezeichneten - Kriegsmaterial auf, um die Fenstern im anderen Wohnzimmer und der Balkontür von Schmutz zu befreien.

Meine Grün - Weißen spielten Remis in Berlin, die Hälfte der Fenster war gereinigt, ich war´s zufrieden.

Am Sonntag sollst du ruhen! So, oder so ähnlich behauptet es ja die Bibel. Nicht der gemeine Hausfensterputzer, der einen weiteren Etappensieg im Kampf gegen Hausstaub, Vogeldreck und Fliegenschiss erringen möchte. Ich bewaffnete mich erneut mit den bekannten Utensilien und legte los.
Das Schlafzimmerfenster nebst Spiegel des dortigen Kleiderschranks waren an der Reihe. Etwa eine halbe Stunde später war auch diese Schlacht geschlagen und ich zog mich als Sieger zurück.

Nun folgte am Montag die untere Etage, als da wären:


- Zwei Bürofenster
- Zwei Seitenfenster zum Erker
- Ein Erkerfenster
- Eine Trennschiebetür
- Ein Buntglasfenster zum Flur
- Ein Milchglasfenster zum Gästebad
- Ein Einlassscheibe zur Zwischentür
- Eine Sichtscheibe in der Haustür.
- Eine Glasscheibe der Zwischentür
- Eine Glasscheibe der Außentür

Mit jenen besagten Utensilien bestens präpariert legte ich voller Kampfeseifer los. Glasscheibe für Glasscheibe wurden von mir innen und außen gereinigt.Die Sekunden, die verronnen, die Minuten, sie schwanden dahin - nach etwa einer Stunde gab Freund elektrischer Fensterreiniger seine Dienste auf. Er streikte einfach. Also lud ich ihn erneut zum letzten Gefecht auf. Doch mitten im Schlachtgetümmel begann es zu regnen. Nein, nicht schon wieder! Doch! Somit blieb das große Erkerfenster als Unvollendete zurück.

Bis zum Dienstag? Nein, es regnet. Scheiß Sommer 2014! Nicht einmal in Ruhe Fenster putzen kann man!

Und so warte ich ab, bis es trocken bleibt. Mein Freund, der elektrische Fensterreinigungssauger liegt wieder voll einsatzbereit auf der Anrichte, auf Das harrend, was im Regen nichts einbringt: Fenster zu putzen.
Ein Teil des Lebens ist - eher ungeliebte, aber dafür erforderlich - Hausarbeit.

Wer lebt schon gerne in einer Wohnung mit Staub blinden Fenstern, voller Vogelschisse und Fliegenkot? Niemand!
Des reinlichen Teutonen liebstes Gut ist zwar das Auto, das rollende Wohnzimmer, mit dem so schön Einer raus hängen gelassen werden kann. Der Frust abgebaut, der Testosteronstau eliminiert und der wahre Mann ein Raser - Held sein darf. Doch ich liebe meinen Fensterreiniger mit Akku - Betrieb. Der kostet keine Kfz - Steuern, keine Maut ( wie sie der bayrische Laffe Dobrindt einführen lassen möchte ), verursacht keine Bußgeldbescheide, keine Unfälle, verpestet nie die Luft, produziert direkt kein Ozonloch und benötigt keine Garage.

So hat jeder Bewohner, in diesem, unserem Lande, seine Vorlieben. Pluralismus bedeutet auch, dass jeder nach seiner Facon leben darf. Ja, aber, ja gut, aber, gut: Was ist, wenn ich keine Fenster putzen mag? Wenn ich aber dennoch viele Glasflächen in der Wohnung habe?
Nein, nein und nochmals nein, ich habe keine Schwiegermutter, keine Mutter, keine Haushaltshilfe auf zwei Beinen, die mir das Fenster putzen abnimmt.
No, ich möchte sie hier auch nicht haben. Denn: Ick kan mine Finster all süm mooken!" Basta!

In diesem Sinne: " The Allman Brother Band " aus dem Jahr 1976: " Wipe The Windows, Check the Oil, Dollar Gas " mit " Come and Go Blues " in der Live - Version aus dem " One Way Out " - Live - Album ( 2004 )





  



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