Zwei ältere Herren rockten Dresden.




Wenn der Sommer kommt, kommen sie auch: die großen Musikveranstaltungen. Heiße Tage, laue Nächte, dazu die Musik des Herzens und Magens. Zahlender Besucher, was willst´e mehr?. Weil das Wetter in den übrigen Jahreszeiten für Freiluftveranstaltungen in den hiesigen Gefilden eher ungeeignet ist, ballen sich die Auftritte der vielen Künstler denn ab Juni bis Anfang September. Es geht in dieser Zeitspanne dann Schlag auf Schlag.
Für die Fans aus Mitteleuropa natürlich nachvollziehbar. Wer will sich schon im Regen, bei Eis und Schnee, Live - Musik im Freien anhören? Niemand!

So geschah es, dass am 16. Juli 2014 ein Meistersänger mit dem weltweit bekannten Namen Robert Plant des Blues - Rocks in der Dresdner " Junge Garde " sich ein Stelldichein gab. Ein grauhaariger Sänger, der über viele Jahrzehnte zusammen mit Jimmy Page, John Paul Jones und dem früh verstorbenen John Bonham die Rock - Szene massiv beeinflussen konnte, trat auf die Bühne und kredenzte aus jenen Dekaden eine Vielzahl von Stücken. Ob nun der Mega - Hit " Whole Lotta Love ", Black Dog " oder " Stairway to Heaven ". Sie alle erhielten - so die exzellente Rezension des " SN " - Redakteurs Jens - Uwe Sommerschuh nun einen neuen Anstrich.

Außergewöhnliche Musik ändert nicht ihre Wirkung auf den Zuhörer, wenn sie in einem anderen Gewand daher kommt.Sie ist dann nicht mehr verstaubt und hört sich vielleicht so an, als habe ein Künstler sich zu seiner Glanzzeit einfrieren lassen und jene veröffentlichten Stücke als Tonträger in Vinyl einer " Wurlitzer " - Musikbox übergeben, die - nach Bedarf, Stimmung oder Größe des eingeworfenen Geldstücks - an zu plärren beginnt. Und, weil die Massen es so wünschen, über eine visuelle " Repeat " - Taste immer die gleichen Titel herunter leiert.

Plant hatte - laut Konzertkritik - darauf keinen Bock. Ebenso wenig, wie er keine Ambitionen hegt, die " Supergroup " " Led Zeppelin " wieder aufzufrischen. Seit der offiziellen Auflösung, unmittelbar nach dem Tod des Schlagzeugers John Bonham im Jahr 1980, also vor 34 Jahren, hat sich musikalisch betrachte, viel getan. Das gilt auch für den Sänger Robert Plant.
Er veröffentlichte gut ein Dutzend Solo-Alben. Produzierte zusammen mit dem Gitarren - Hexer Jimmy Page mehrere Alben und trat in diesen mehr als 3 Dekaden unzählige Male auf der Bühne auf.

Die Bluesstücke, die die Besucher des Dresdner Konzerts zu hören bekamen, ( " Babe I´m Gonna Leave You", " Nobody´s Fault Like Mine " ), aber auch Titel aus seinem im September 2014 erscheinenden Albums zeugten von der enormen künstlerisch - musikalischen Spannbreite des Sängers, der seine hin - und weg gerissenen Fans mit dem " Zep " - Oldie " Communication Breakdown " eine " Gute Nacht " wünschte und der Bühne entschwand.

Gut, der Nachbar und dessen einstiger Mieter, als bekennender " Zep " - Fan wohnten dem Konzert bei. Vielleicht entspringt es dem Umstand, dass wir einer anderen Generation angehören, warum ich mir den Plant - Auftritt in Dresden geschenkt habe. Okay, es wäre eine einmalige Chance gewesen, ihn nicht als - wie damals 1980 im Mai in der Bremer Stadthalle - als Frontmann von " Led Zeppelin " erleben zu können, aber, andererseits: " Zep " war einmalig, kommt nie wieder und so möchte ich mir die Erinnerung daran, einfach - neben den vielen Tonträgern zu Hause - einfach konservieren.

Das gleiche hatte ich mir auch vor dem Auftritt eines anderen Musikers aus jenen Endsechzigern des letzten Jahrhunderts gesagt. Neil Young trat am 27. Juli 2014 auf und verzückte 12.000 Fans am Dresdner Elbufer auf. Die Generationen 1980 Plus werden mit diesem Namen, auch in  Verbindung mit Crosby, Stills, Nash and Young, mehrheitlich nichts anfangen können. Müssen sie auch nicht, denn die Musik des inzwischen 68jährigen bleibt der Nachwelt für die Ewigkeit - zumindest theoretisch - durch Millionen an Tonträgern erhalten.

Der gebürtige Kanadier rockte mit seiner Band " Crazy Horse " richtig los. Dem " SZ " - Rezensenten Oliver Reinhard gefiel es - seinem Bericht nach zu urteilen, der am 28. Juli in der Montagsausgabe erschien - nur bedingt.
Nun, ob die Fans, vielköpfig ältere Herren mit Bauch, Bier, Busen, waren, spielt keine Rolle. Auch dann nicht, wenn sie den grenznahen Regionen von Tschechien, Polen, Berlin - Brandenburg entstammen. Erzgebirgler sollen wohl auch gesehen worden sein.
Wenn interessiert das?

Viel wichtiger war dann das Repertoire, dass Young den darbenden Zuhörern kredenzte. Und das scheint dem indisponierten Rezensenten wohl ganz und gar nicht gefallen zu haben. Es mag sein, dass eine Reihe von Anwesenden nur auf die Kuschelrock - Balladen, wie " Heart of Gold ", " Harvest " oder " Winterlong ", " Old Man ", " Southern Man " oder " Tonight´s the Night " gewartet haben, um ihre Teenager - und Twen - Jahre wieder aufleben lassen zu können. Inzwischen gehen aber auch diese Aspiranten längst locker auf die 50 Plus zu,  auf die " Enkel " - oder Zweit - Dritt - Ehezeit eben.

Nun, Neil Young haute dem Publikum zunächst eine 25 - Minuten - Version von " Love and Only Love " um die Löffel. Was - so der Meister Oliver Reinhard - viele dazu bewegt haben soll, ihr Smart - Phone aus der Gesäßtasche zu zerren, um abzuchecken, ob etwas Neues bei Facebook läuft.
Warum im Namen des Herren, der Gitarrist und Liederschreiber nicht seinen 1970er - Jahre - Stil aufführen darf, wo Gitarrensoli von epischer Länge Usus waren und dem Publikum zeigten, wer der wahre " Master of the Riffs " war, bleibt sein Geheimnis.
Fakt ist - und so habe ich Neil Young  aus jener Zeit in Erinnerung -, dass er stets klare politische Aussagen mit höllischem Gitarrensound verquickt hat und nur einige Jahre nach dem " Woodstock " - Festival, das sich ja bald zum 45. Male jährt, die akustischen Rhythmen vorrangig einspielte, er beim letztgenannten Musikstil eine bessere Figur machte.

" Blowing in the Wind " gab´s von ihm dann auch noch. Ganz zum Leidwesen des Rezensenten verweigerte er nach dem Friedenslied mit aktuellem Bezug auf jene unfriedliche Welt im Zeitalter der digitalen Demenz, dann aber den Soft - Song " Helpless ". " Nein, das Lied ist scheiße, das spielen wir nicht mehr! ", soll er geantwortet haben. " Scheiße" ? Na,ja, wohl nicht, aber eben nicht passend zu dem, was Neil Young musikalisch und textlich seinen Fans herüber bringen möchte: Diese Neue Welt ist scheiße. Wie Recht er doch hat.

Dass er nur " Heart of Gold " auf die Masse abließ, hat den Vorteil, nicht eine verschmalzte Zeit jenseits der Flower Power - Bewegung abzukupfern, die weder politisch noch musikalisch als Vorbild galt. Adaptiven zur " Hippie " - Bewegung von vor über 4 Dekaden haben genau den Kommerz -  Dreck mit verursacht, auf den sich die heutige Jugend leider nur noch einlässt. Des Meisters der sinnlosen Kritik Reinhard in seinem " SZ " - Pamphlet vom 28. Juli zum Trotz: Neil Young hat heute immer noch mehr zu sagen, als all die Schwachköpfe in der Musikbranche, aufgrund derer, das Profitstreben als Heilige Kuh in Offenstall - Haltung gepflegt und Kritiker dieses Selbstverelendungswegs  kasteit werden und zwar solange, bis in dem Genre alle  abgemolken sind und dieses, zusammen mit diesem Weltbild  in sich zusammenbricht.

" Like a Hurrican ": Jawoll, ja:






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