Ein Vollbad aus dem Badeofen
Einige Jahre nach dem Ende des " Tausendjährigen Reichs " begann die deutsche Wirtschaft wieder einige Lebenszeichen auszusenden. Diese waren im Westen etwas stärker, im Osten schwächer. Als dann in der BRD ab den 1950er Jahren das so genannte Wirtschaftswunder startete, zog mit ihm auch langsam Komfort in viele Wohnungen und Häuser ein.
Doch für viele Unterkünfte bedeutete fließendes Warmwasser nach wie vor Luxus. Zentralheizung oder auch Durchlauferhitzer waren nämlich unerschwinglich. In einigen Küchen zog allerdings schon ein Warmwasserboiler ein, der zumeist oberhalb der Nirostaspüle, mittig zum Spülbecken installiert wurde. Er fasste 5 Liter Wasser und konnte in drei Stufen geregelt werden.
Zu den Behelfsinstrumenten, mit denen warmes Wasser aufbereitet werden konnte, zählte der Badeofen. Dieses Konstrukt bestand aus einem Untersatz in dem sich ein Rost, ein Aschekasten und Schamottesteine befanden.
Dem Unterbau wurde ein Zylinder aus Kupferblech, Edelstahl oder emaillierten Eisenblech aufgesetzt. Über einen Anschluss an der Wasserleitung konnte dann der Behälter gefüllt werden. Üblich waren Metallbehälter mit einem Fassungsvermögen von 80 Litern.
Das Ofenunterteil war für Festbrennstoffe, wie Holz und Kohle ausgelegt. Je nach Befüllmenge musste der Ofen über einen längeren Zeitraum beheizt werden, ehe aus einer Mischbatterie, die im unteren Bereich des Wasserbehälters eingedreht war, heißes Wasser lief.
Schon allein da Ingangsetzung des Ofens war ein Wissenschaft für sich, denn zunächst wurde selbst hergestelltes Anzündholz mit Altpapier angezündet, ehe kleine Holzscheite und später einige Eierkohle oder Brikett nachgelegt wurden.
Hatte das Wasser eine gewünschte Temperatur, konnte es mittels der Mischbatterie in die Badewanne einlaufen. Durch das Eintauchen von Fingern oder der Hand war eine Kontrolle der Wassertemperatur möglich.
Hatte die Wanne einen gewünschten Füllstand, durfte das Badevergnügen beginnen.
Doch der Körperreinigungsorgie wurden zeitliche Grenzen gesetzt. Das Badewasser erkaltete, die Nachfüllmenge an heißen oder warmen Wasser war limitiert und ein Auffüllen der Wassermenge in dem Behälter über die Kaltwasserleitung führte dazu, dass das Nass im Zylinder auch kälter wurde, sofern der Ofen nicht mehr brannte.
Als ich dem Wannenbadevergnügen noch bis1970 frönte, dabei jeden Samstag die WDR 2 - Sendung " Sport und Musik " mit Kurt Brumme oder ab und an auch Eddy Körper hörte, achtete ich dabei peinlich darauf, dass die Wassermenge für knapp 2 Stunden ausreichte. Das gelang mir allerdings nur, wenn ich in der Halbzeitpause aus der warmen Wanne ausstieg und Holz oder Kohle in dem Ofen nachlegte.
Hatte ich zuvor aber das Feuer ausgehen lassen, war mit dem Badevergnügen kurz vor Beginn der zweiten Halbzeit der 9 Bundesligaspiele. Dann hieß es, schnellstens das Badewasser ablassen, den gereinigten Körper abtrocknen und das Badezimmer verlassen. Nicht aber, bevor es nicht ordentlich aufgeräumt, gelüftet und gereinigt war ( Boden trocken wischen, Wanne mit Scherpulver gründlich auswischen und anschließend über den Brauseschlauch ausspülen ).
Danach musste ich das Kofferradio in die Küche stellen, um die Übertragung weiter zu hören.
Als im Sommer 1971 im elterlichen Haus eine Ölheizung eingebaut wurde, hatte der Badeofen aus Kupferblech seine Dienste getan. Er verschwand aus dem Badezimmer und wurde an einem Schrotthändler abgegeben.
Das Badevergnügen vereinfachte sich fortan. Allerdings bevorzugte ich wenig später die Dusche. Diese Form der Körperreinigung ließ sich schneller bewerkstelligen und war zudem - das war einst sehr wichtig - kostengünstiger.
Mit der verbesserten Heiztechnik verlor auch der Badeofen seine Bedeutung in den Wohnungen und Häusern dieses, unseres, Landes.
https://de.wikipedia.org/wiki/Badeofen
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