Rentner - FKK
Die beiden deutschen Staaten glichen sich in einigen Dingen, wie ein Hühnerei dem anderen. Nämlich auf den Gebieten von typisch preußischen Tugenden. Dazu gehört zweifelsohne der anerzogene Gehorsam. Wären diese Tugenden nicht so präzise umgesetzt worden, hätte es die DDR - Führung wohl kaum geschafft, die zum Hochsicherheitstrakt ausgebaute innerdeutsche Grenze über nahezu 28 Jahre beinahe unüberwindlich zu machen.
Aber, es gab natürlich auch sehr unterschiedliche Entwicklungen.
Die gesellschaftlichen Gepflogenheiten entwickelten sich in beiden Staaten in sehr unterschiedliche Weise. Als Teil der Freizeitgestaltung zählte einst die Frei Körper Kultur ( FKK ). Dieser Hang, sich den Strand - und Badefreuden im Adamskostüm hinzugeben, war im prüden Westen verpönt. Hier gab es kaum FKK - Strände. Zu den ersten ihrer Art, gehörte ein FKK - Strand auf der Insel Sylt.
In den 1960er Jahren berichtete die Regenbogenpresse ausgiebig über jenes lasterhafte Verhalten von - zumeist Prominenten - sich nackt in die Wellen der Nordsee zu stürzen. Was sich in dem anderen deutschen Staat alsbald zum Trend entwickelte, blieb im klerikal geprägten Westen eher verpönt.
Als von Eltern aus der Kriegsgeneration erzogenes Kind, zählte Nacktheit zu den großen Tabus in der kindlichen und jugendlichen Entwicklung. Über Sexualität wurde eh nie gesprochen. Ergo erfolgte auch in der Schule keine Aufklärung darüber. Kinde wurden vom Klapperstorch gebracht, was zu dem in Büchern auch wunderbar illustriert, zum Lesestoff der heran wachsenden Generationen zugelassen wurde.
Dieser Verblödungswahn erzeugte nolens volens einen unnatürliches Verhältnis zum eigenen Körper.
So kam es nicht von ungefähr, dass ich während eines Kroatienaufenthalts beim Besuch eines FKK - Strandes zunächst ein wenig meine anerzogenen Hemmungen ablegen musste. Einige Jahre danach, fiel es mir wesentlich leichter, die Badehose fallen zu lassen.
Nun, meine bessere Hälfte hatte damit überhaupt keine Probleme. Sie war DDR sozialisieret und kennt die FKK - Trends von damals zur Genüge. So ist es nicht weiter verwunderlich, dass sie jetzige Entwicklung, die sich uns aktuell auf den Darß zeigt, kritisiert. Obwohl die Strandabschnitte fein säuberlich in bestimmte Bereiche eingeteilt wurden, hält sich kaum ein Besucher daran.
Und so liegen im FKK - Abschnitten auch Badehosen - und Bikini - Fans.
Nun, ja, so manchen FKK - Nostalgiker wird es eh schnuppe sein, ob ein mehrere Jahrzehnte jüngerer Sonnenanbeter, den Strandaufenthalt ebenfalls nackig oder mit ihren einem Textilfummel über dem Allerwersten vornimmt. Getreu dem Motto: " Alles darf, nichts muss ", wechseln sich bekleidete und unbekleidete Damen und Herren hier ab.
Und da die Möglichkeiten, unzählige Körper anderer Menschen auch in den Medien begaffen zu können, schier unerschöpflich geworden sind, schert sich hierbei kaum ein Tourist darum.
Auch die Frage, ob ein längst in die Jahre gekommener menschlicher Körper aufgrund von Falten, Runzeln, Pickeln und schütteren Haaren noch ästhetisch sein kann, dürften all die in die Jahre gekommenen FKK - Rentner selbst beantworten können.
Während wir unsere angealterten Leiber bei 25 Grad plus und nahezu Windstille in der heißen Juni - Sonne zeigten, erzählte meine bessere Hälfte mir, dass sie beim Herumzappen in den TV - Kanälen, eher zufällig bei den Kölner Sender für bildungsferne Schichten hängen geblieben sei und dort aus dem angetünchten Mund einer dieser Spatzenhirn - Moderatorinnen den Spruch vernahm, dass für sie schlimmer als jede Muppets Show, der Besuch eines Rentner - FKK - Strandes sei.
Aha! Doch die Angestellte des Unterschichtsfernsehsenders verkennt dabei, dass auch sie gnadenlos dem körperlichen Verfall anheim gestellt ist. Da nützen weder Silikon - Einlagen, aufgespritzte Schlauchbootlippen, heraus operierte Arschfalten oder sonstiger, teurer Verunstaltungstinnef.
Da ja heutzutage die Schönheits - Chirurgie zum Dauerthema der inhaltslosen Schundsendungen der Privaten geworden ist, verwundert es nicht, wenn eine RTL - Moderatorin ihren eigenen Frust über einen inzwischen verunstalteten, eigenen Körper auf dies Art und Weise heraus lässt.
Nobody is perfect!
Und so ganz nebenbei gesagt, ist mir ein gebräunter, schrumpeliger Körper oder ein Bierbauch dazu alle Male lieber als das tätowierte Geplärre auf sämtlichen Körperteilen, aufgepumpte Silikonbrüste und Koikarpfen - Lippen einer Teenagerin.
" Pink Floyd " - " Fat Old Sun " - " Atom Heart Mother " - 1970:
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