Der Kroate - Ausgabe Sommer 2018



 Vor einigen Jahren erfreute ich mich in schöner Regelmäßigkeit an der üppigen, mediterranen Vegetation Kroatiens. Besonders im Mai, dem Monat, der die dortige Flora und Fauna zu einer wahren Explosion bringt, darf sich das menschliche Auge eines Mitteleuropäer daran satt sehen.

Weil es aber auch in unseren Gefilden durchaus möglich und üblich ist, eine Unzahl jener Pflanzen, die in den nördlicher liegenden Regionen eher nicht vorkommen, dann heimisch werden zu lassen, setzte ich bei einem jener Kroatienaufenthalte, meine Idee um, ausgewählte Pflänzchen auszugraben und mittels PKW über die Alpen zu bringen.

Unter den Entführten ( getreu dem alten Sponti - Slogan: " Legal - illegal - scheißegal " -  zählte auch ein kleiner Ableger des Perückenstrauchs, dessen prachtvolles Blühen mich einst schon im eigenen Garten beeindruckte.

Das von meiner besseren Hälfte einst aus einem Chemnitzer Gartenmarkt erworbene Exemplar, fristete sodann sein Dasein als Kübelpflanze. Spatensterns, nachdem der Strauch aus seinem - zwangsläufig - widernatürlichen Gefängnis befreit war, entwickelte sich das Exemplar. Es hielt sogar den klirrenden Frösten bei . 20 ° C und noch darunter stand. Gut, das Geheimnis des Überlebens lag in den Zentner weise aufgetragenen Rindenmulch, der bei Hitze den Pflanzen immer eine Grundfeuchte garantiert und bei winterlichen Tiefsttemperaturen die Wurzeln schützt.

Mit diesen Erkenntnissen im Gepäck, fuhren wir mit jenen geraubten Pflänzchen wieder aus dem sonnigen Kroatien in das eher kühlere Deutschland. Ich hatte den, mittels meines BW - Klappspatens ( Farbe: olivgrün ), ausgehobenen Setzling des Perückenstrauchs zuvor in eine handelsübliche Plastetüte eingewickelt. Diese lebensrettende Massnahme ermöglichte es mir, auch das übrige Raubgut, einen Tag später, nahezu unversehrt in den Garten zu platzieren. Ordentlich gegoosen und mit einigen Schäufelchen Mulch zugedeckt, entwickelte der Fremdling schon bald wieder Wurzeln.

Diese musste ich zuvor bei meiner illegalen Ausgrabung zum Teil kappen. Dabei hatte ich aber immer jenen Ratschlag im Gedächtnis, den mir der damalige Nachbar, ein Kroate mit dem Namen Iwan, eindringlich erteilt hatte. Nach einer Diskussion zwischen meiner besseren Hälfte und mir über die Vorgehensweise beim Ausgraben, gab er in seinem nahezu akzentfreien Englisch, dieser Recht. " Trust your wife! You need the roots!", sagte er zu mir.

Iwan war inzwischen Rentner und hatte sich neben dem, aus sechs Eigentumswohnungen bestehenden Block, einen kleinen Garten angelegt. Er hatte das ehemalige Jugoslawien irgendwann in den späten 1970er Jahre verlassen und versuchte sein Glück in den USA. Genauer gesagt, er lebte und arbeitete in den Bundesstaat Neu Mexiko. Dort also, wo der Oberschwachkopf Trump seine " Mega - Mauer " auf Kosten der Mexikaner hoch ziehen lassen möchte. Da habei ist jene Grenze längst zum Hochsicherheitstrakt ausgebaut worden.

Der verstorbene Vorgänger Ronald " Ronny " Reagan, sah vor beinahe 30 Jahren beim Besuch der Berliner Mauer ein solches, unmenschlichen Bauwerk noch wesentlich anders. Aber, die Zeiten ändern sich eben. Vielleicht hat " Ronny " Reagan schon damals die Grundzüge der Zwangsabschottung gegenüber mißliebigen Menschen zur Kenntnis genommen und sie dann als eigene Idee weiter gegeben?

Wie dem auch sei, viele Jahre nach " Ronny´s " Brandrede an der Berliner Mauer und der Implosion der DDR sowie des großen Bruders, der Sowjetunion, finden just auf dem Gebieten im Reich des Bösen die Fußballweltmeisterschaften statt.

Das ehemalige Jugoslawien ist durch seine vormals autonomen Teilrepubliken Serbein und Kroatien vertreten. Von dort kamen immer schon exzellente Fußballer. Und - es verwundert von daher nicht - die Kroaten zogen gestern in das Achtelfinale ein. Der serbische Nachbar und Hauptfeind, kann es ihnen noch nach machen.

Ob unser vormalige Nachbar Iwan die Spiele bei HRT 1 und 2 verfolgt, weiß ich nicht. Wir haben nie über Fußball gesprochen. Wohl aber über seine Lebensbiografie. Iwan zog es im Rentenalter von New Mexico zurück in seine Heimat. Er hatte in den Vereinigten Staaten einige Dollar gespart und konnte sich so in Savudrija eine ETW und ein Stück Land kaufen. Dort wachsen rundherum jene Gehölze mit dem Namen Perückenstrauch und zwar wild.


https://de.wikipedia.org/wiki/Perückenstrauch

So, wie in seiner einstigen Wahlheimat New Mexico, wo der Perückestrauch als Smoke Tree bekannt ist und hier ebenso üppig gedeiht, wie in Kroatien, obwohl der Bundesstaat überwiegend durch ein Hochplateau geprägt wird.

Die Natur ist eben - trotz der vielen widrigen Einflüsse des Raubtiers Mensch - sehr anpassungsfähig.




















Al Stewart - " One Stage Bevore " - " Year Of The Cat " - 1976:



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