Geschichten aus der Straßenbahn: " Inside looking out, oder wie läuft das hier? "



Vor einigen Tagen erhielt ich über einen Radiosender, von einem  dieser Infokanäle, die Meldung, dass bei einer jener so genannten schwerpunktmäßigen Kontrollen in Straßenbahnen, mehrere Dutzend " Schwarzfahrer " ertappt wurden. Zudem seinen einige verbotene Klappmesser beschlagnahmt worden und - so als Krönung der konzertierten Aktion von Polizei und Mitarbeitern der Öffentlichen Verkehrsbetrieben - konnte ein per Haftbefehl Gesuchter festgenommen werden.

Immerhin haben die Aktionisten einige Ergebnisse ihres Einsatzes vorweisen können, denn für das Fahren ohne gültigen Fahrschein kassieren die Verkehrsbetriebe zunächst 60 Euro. Das nennt sich dann " erhöhtes Beförderungsentgelt " oder auch " Beförderungsgebühr ".  Vielfach wird von einem " Bußgeld " gesprochen. Doch dieser Begriff ist völlig falsch, denn  Bußgelder werden nur von staatlichen Institutionen verhängt. Die Öffentlichen Verkehrsbetriebe werden zwar durch die Städte und Gemeinden als Betreiber unterhalten, sie zählen jedoch rechtlich zu den Wirtschaftsunternehmen und können somit keine staatliche Einrichtung sein. Dieses gilt auch für die Deutsche Bahn.

Bei dem erhöhten Beförderungsentgelt handelt es sich vielmehr um ein " Vertragsstrafe ", die der einzelne Fahrgast zu entrichten hat, wenn er bei dem Betreten des Transportmittels keinen entwerteten oder gültigen Fahrausweis bei sich trägt. Grundlage dafür sind die abgefassten " Allgemeinen Beförderungsbedingungen ". Diese akzeptiert der Mitfahrende in jenem Moment, in dem er den Fuß über die Schwelle des Fahrzeugs hebt, um dort einzusteigen.

So weit, so rechtlich!

Da stellt sich natürlich die Frage, was die Polizei in einer Straßenbahn zu suchen hat, wenn die dortigen Mitarbeiter, also die so genannten Kontrolleure, selbst Befugnisse haben, das hier geltende Hausrecht und das BGB durchzusetzen?
Nun, das Erscheinen von Polizeibeamten soll wohl eher der Prävention dienen. Denn Straßenbahnen sind längst zum Ort strafbarer Handlungen verkommen. Daran ändert die regelmäßig eingesetzte Überwachungstechnik nur bedingt etwas.

Als ich in den frühen 1990er Jahren von einem Gerichtstermin kommend an der Domsheide in die Linie 2 einstieg, stand direkt neben dem Ein - und Ausstieg hinter der Fahrerkabine ein uniformierter Polizist. Er fiel natürlich allen anderen Fahrgästen im Zugwagen sofort auf. Und dieses wiederum behagte dem Uniformierten überhaupt nicht. Er fühlte sich in seiner Rolle als Schutzmann in der Straßenbahn erkennbar unwohl. Zudem war der Polizist eher klein gewachsen. Vielleicht so um die 165 cm groß. Er sah schon recht putzig aus. Ein schmächtiges Kerlchen, dessen Dienstmütze größer als sein Kopf war und die Uniform eher sackartig an seinem schmächtigen Körper herunter hing.

Als Polizist im Dienst sollte er die Staatsmacht verkörpern. Er hatte wohl den Auftrag, Polizeipräsenz im nicht öffentlichen Raum zu zeigen. Der Polizist im Dienst sprach deshalb mit sich selbst. Er versuchte dadurch seine, ihm auferlegte Präsenz, irgendwie zu rechtfertigen. Er hatte nämlich längst gemerkt, dass er von jedem Fahrgast, der neu einstieg, erst einmal ungläubig angeglotzt wurde. Und während die Türen der Bahn bei jedem Halt auf - und zu gingen, kreierte der arme Willi in Uniform den eher unpasend wirkenden Satz: " Inside looking out ,oder wie läuft das hier? "

Ich blickte zu ihm hoch und unterbrach das Lesen meiner " SPIEGEL " - Lektüre. Dann schmunzelte ich ein wenig, denn ich hatte längst erkannt, dass der arme Kerl mit unpassenden Sprüchen nur seine Unsicherheit als lebendes Sicherheitsorgan verbergen wollte.

Mitfahrende Polizisten in der Straßenbahn sind heutzutage so überflüssig wie ein Kropf. Es sei denn, sie kontrollieren Schwarzfahrer und mehr.


Pat Travers - " Inside, looking out ":








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