Als " Woodstock " in die Provinz kam.
Es ist bereits mehr als 52 Jahre her als am 15. August 1969 in der Nähe der Ortschaft White Lake in der Nähe der Kleinstadt Bethel vor den Toren New Yorks das bis dato größte Musikfestival begann. Ursprünglich sollte dieses in der namensgebenden Stadt Woodstock im US - Bundesstaat New York statt finden. Über dieses Ereignis ist viel, eigentlich zu viel geschrieben worden. Es mag auch sein, dass die hierzu getroffene Feststellung, " Woodstock " habe das Lebensgefühl einer ganze Generation zum Ausdruck gebracht oder diese und mit ihr die Gesellschaften in den westlichen Ländern verändert, als viel zu hoch gegriffen eingestuft werden muss. Fakt ist aber: Das Musikfestival im August 1969 im Staate New York mit seinem Millionen - Moloch gleichen Namens, wurde von den Medien zum Synonym einer Gegenkultur hoch stilisiert, die sich gerade in den USA, dem Vorzeigeland des puren Kapitalismus, etabliert hatte und diese hat direkt, zumindest aber indirekt, die Musikbranche beeinflusst. Allerdings nur für eine kurze Zeit.
Während die Veranstaltung selbst - dieses nicht nur finanziell - zu einem Desaster mutierte und ihre Initiatoren beinahe in den Ruin getrieben hätte, konnten diese sich durch eine Vielzahl von Verkaufserlösen der später gepressten Vinylscheiben und des Verkaufs von Rechten, aber auch aus den Einnahmen eines ab 1970 in den Kinos gezeigten Films, einigermaßen abgefedert werden. Dass der Woodstock - Film dann auch noch " Oscar " prämiert wurde, tat sein übriges dazu.
https://de.wikipedia.org/wiki/Woodstock-Festival
Der als Dokumentarstreifen ab dem 3. September 1970 in den westdeutschen Kinos gezeigte Film wurde denn auch hier zum Kassenrenner.
https://de.wikipedia.org/wiki/Woodstock_(Film)
Und jener Film kam denn auch in die Provinz. Erheblich verspätet, weil die Filmrollen ( der Streifen hat Überlange ) von den immer weniger werdenden Kinobetreibern für schon damals viel Geld gemietet ( neudeutsch: geleast ) werden mussten, konnten es sich nur größere Lichtspielhäuser leisten. So kam Woodstock nicht nach Bad Eilsen in das zu jener Zeit noch existierende kleine Kino an der Bahnhofsstraße, dass nur an vier Tagen in der Woche geöffnet hatte; auch nicht in jene Kinos in Bückeburg ( Residenz - Lichtspiele, Cinema, Camera ), sondern nach Minden in Westfalen. Jener Stadt, die zirka 16 Kilometer von Bückeburg und 21 Kilometer von Bad Eilsen entfernt liegt. Doch ohne fahrbaren Untersatz war es schon damals schwierig eine solch kurze Strecke zu bewältigen.
Woodstock 1970 fiel für mich damals flach. Doch der anspruchslose Jugendliche von einst konnte sich auch mit einem zweiten Aufguss begnügen. Zirka vier Jahre nach seiner Premiere in der Provinz. erfolgte eine zweite Spielzeit des Films in Minden. Ich war im Besitz einer Fahrerlaubnis der Klasse 3 und hatte einen weinroten R 4 mit 26 PS gekauft. Also stand einem Kinobesuch nichts mehr im Wege.
Ich traf mich vor dem " Cinema " in der Tonhallenstraße in Minden und war natürlich auf den Woodstock - Film sehr gespannt. Nun, ja, beinahe 50 Jahre später sind bei mir eher gemischte Erinnerungen verblieben. Dass mag daran liegen, dass ich einst sehr wenige Kenntnisse über jenes - mutmaßlich epochales - Ereignis gehabt hatte. Amerika, die USA also, waren sehr weit weg, Mein Informationsradius von einst beschränkte sich eher auf die zahlreichen Werbeheftchen, die ich beim Plattenkauf mit brachte, das Hören von diversen Musiksendungen und Geschichten, die ich aus meinem Freundeskreis zu hören bekam.
Nach dem Ende der Kinovorstellung fragte ich mich alsdann sofort, was mir jener Woodstock - Film sagen wollte. Von " Love, Peace & Happiness " war weder in der meistens Zeit meiner Jugend etwas zu bemerken. Auch der Woodstock - Slogan " Love & Music " traf vormals nur bedingt zu. Gefragt waren damals eher Arbeit, Lernen, Befehl und Gehorsam ( Parieren ). Und von der Jugendkultur ab den späten 1960er Jahre war in der biederen Schaumburger Provinz eh nicht viel zu bemerken. Hier ging - man - seinen Arbeiten, seinen Berufen nach, ließ Einen mit größeren Autos und Fernreisen raus hängen und versuchte nicht selten sein frühes Glück durch die Heirat zu bekommen.
Woodstock war für mich damals eher ein Treffen von Musikfreunden und mir bekannten Bands. Nicht mehr und nicht weniger nahm ich beim Sehen des Films, der zu jener Zeit natürlich eine saumäßige Ton - und Bildqualität besaß, mit.
Das änderte sich in Laufe der vielen Jahre. Heute weiß ich längst, dass jenes Festival mit zirka 400.000 Besuchern mehr als nur ein Treffen von Musikinteressierten war. Es war der friedliche Protest gegen die bestehenden Verhältnisse in den USA, den Krieg im allgemeinen und den noch wütenden Vietnam - Krieg im besonderen, gegen das US - Establishment, die Nixon - Politik, die Prüderie in der US - Gesellschaft usw. Deshalb witterten die Verantwortlichen einen Aufstand der Massen und ließen Hubschrauber der Nationalgarde aufsteigen, die das Verkehrschaos rund um die Wiesen des Farmers Max Yagur argwöhnisch beobachteten.
Das zeigte der Film allerdings nicht. Warum wohl?
JOHN B. SEBASTIAN - I Had A Dream - 1970:
MATTHEWS SOUTHERN COMFORT - Woodstock - 1970:
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