Bayrischer Wein



Vor knapp einem Jahr haben wir bei dem hiesigen Baumarkt einen Weinstock gekauft. Er befand sich in einem Plastekübel und sah dennoch gesund aus. Wein gehört ja nicht unbedingt in einen Behälter aus Plaste, Stein oder sonst was, sondern in den Boden eingepflanzt. Nun, ja, die kräftige Pflanze sollte auch dieses Gefängnis überstehen. 

 Wir stellten den Weinkübel auf die Terrasse und warteten ab. Die Blätter der Pflanze wuchsen danach nur noch spärlich. Der Wein sah nicht mehr sehr gesund aus. Die Blätter welken und es bildeten sich keine neuen Triebe oder Ranken.

Wir entschlossen uns, den Wein aus seinem Gefängnis zu befreien. Ich buddelte ein Loch neben der Terrassenmauer, schob die Steine einige Zentimeter seitwärts und würgte anschließend an dem Plastetopf so lange herum, bis der Weinstock sich aus dem Kübel lösen ließ. 

Dann wuchtete ich den Weinstock in das Erdloch, schüttete es zu und hoffte, dass er sich dort erholen würde. Doch das Gegenteil war der Fall. Die Weinblätter wurden gelb, rollten sich ein und fielen im Spätherbst ab. Der Stock war bereits kahl als die ersten Nachtfröste kamen. Wir hofften, dass er den Winter überstehen würde und im Frühjahr wieder austreiben würde.

Der Winter 2021 / 2022 war zwar nicht frostig und schneereich, aber dafür eigentlich zu trocken. Dem Umsetzling gefiel es nicht. Er wurde im Laufe der Wochen nach Neujahr immer grauer und sah so aus, als würde er sein " Sterbchen " machen. 

Ich recherchierte der Interesse halben im Netz, um mir selbst die Frage zu beantworten, ob der Weinstock tatsächlich " eingegangen " war. Wie so häufig, bekam ich auf diese dringende Frage keine klare Antwort. Es blieb also das Prinzip Hoffnung.

Der März verging, der Monat April kam und war erneut viel zu trocken. Ich gab dem Patienten ab Frühlingsanfang einige Kannen Wasser und einem angeblich speziellen " Weinrebendünger ". Wir hofften weiter. 

Ich erkundigte mich erneut im all wissenden Netz, wann denn Weinstöcke in der Regel austreiben könnten. Einige beantworteten diese Frage eher unklar: So ab Ende März bis Mitte April; andere meinten, dass es erst Ende April der Fall sei. Es müssten sich dann winzige Punkte oder Pusteln auf den grauem Weinstock bilden, die dann langsam größer werden sollten.

Ich schaute beinahe jeden Tag nach unseren Patienten, betrachtete dessen Oberfläche genau und kam zu dem ernüchternden Ergebnis, dass trotz intensiver Pflege, sich an dem Weinstock reinweg gar nichts tat. Wir entschlossen uns, dem Wein noch einige Wochen Zeit zu lassen, ehe ich ihn sicherlich ausbuddeln müsste.

Als ich gestern zufällig am unteren Bereich des Stammes hinunter schaute, traute ich meinen Augen nicht. Da hatte sich doch tatsächlich ein grüner Triebling gebildet. Sehr klein noch, aber dafür mit zwei, drei winzigen Blättern bestückt. Ich jubilierte. Hatte sich mein Glaube an den bayrischen Wein doch nicht als Luftnummer gezeigt. Glaube versetzte ( Zwerge ) Berge?


BLACK MOUTAIN  -  Angels  -  In The Future  -  2008:



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