Haustürschlüssel verloren!


 Gestern war Dienstag. Dienstag, der 31. Mai 2022, der letze Tag im " Wonnemonat ". Ab 9.00 Uhr hatten wir unsere Laufsportdresse angelegt, die Laufschuhe geschnürt und wie üblich zwei Päckchen " Tempos " eingesteckt. Es ist immer noch Blüten - und Pollenflugzeit und die Nase trieft, die Augen tränen ein wenig; was aber auch noch an den Nachwirkungen der vierten " Corona " - Schutzimpfungen liegen kann. 

Ich zog die Haustür zu, steckte den Schlüssel in die angebrochene " Tempo " - Taschentücherpackung und stellte die Sportuhr ein. Dann ging ´s los! Nach wenigen Metern merkte ich, dass zwei Taschentücherpäckchen in einer Laufhosentasche ein wenig unangenehm wird. Beide drückten leicht auf den Oberschenkel. Ich nahm eine Packung und zwar die mit dem Schlüsselbund heraus und steckte sie in die linke Hosentasche. Weiter ging ´s.

Beim Echinger Friedhof angekommen, tastete meine rechte Hand sich intuitiv an beide Hosentaschen heran. Ich merkte dabei sofort, dass etwas nicht! Ein Päckchen " Tempo " - Taschentücher fehlte. Ich klopfte beide Taschen erneut ab, presste dann meine Hand hinein. Nichts! Das Päckchen fehlte. Ein wenig panisch stoppte ich und erklärte meiner besseren Hälfte, dass ich das " Tempo " - Päckchen irgendwo verloren habe. Es musste auf unserem Laufweg sein. Ich drehte mich um und lief die Strecke zurück. Meine bessere Hälfte zeterte und schimpfte wie ein Rohrspatz. Mit platzte der Kragen. Ich lief noch schneller und hatte sie bald einige Dutzend Meter hinter mich gebracht. 

Meine Augen schauten auf die linken Ränder des Fußweges. Dann kam ich an die erste Straße heran. Von dem Taschentuchpäckchen mit dem hinein gelegten Schlüsselbund war weit und breit nichts zu sehen. Mir schossen einige Horrorszenarien durch den Kopf. Es ist, wenn eine Passant das Tschentuchpäckchen aufgehoben und eingesteckt hat? Was, wenn ich das Päckchen irgendwo im Gras verloren habe? Oder, was, wenn das " Tempo " - Päckchen auf die Straße, auf den Schotterwege herunter gefallen ist und dabei der Schlüssel heraus gefallen ist und dann im Sand liegend, nicht mehr aufzufinden wäre?

Ich lief weiter. Bis zu den Neubauten gegenüber der Maisteigstraße. Auch auf dem Fußweg war kein blau - weißes Papiertaschentuchpäckchen zu sehen. Ich bog die Trezzanostraße ein. Lief am Wohnhaus des Kollegen B. vorbei. Immer noch nichts! Dann erkannte ich nach der Ligusterhecke, einige Meter vor mir, ein bläulichen Gegenstand links neben der Grundstückseinfahrt des nächsten Nachbarn am Rand liegen. Es war das verlorene " Tempo " - Taaschentücherpäckchen. Ich musste es beim Umwechseln in die andere Hosentasche versehentlich nicht gerade oder eher gar nicht in die Tasche hinein gedrückt haben. Das kann vorkommen.

Erleichter hob ich es auf, öffnete es und steckte den Schlüssel die die Hosentasche. Meine bessere Hälfte nahte. Freudestrahlend zeigte ich meinen Fund hoch. Wir setzten unseren Lauf in verkürzter Form fort.

Dabei erzählte ich ihr, wie ich irgendwann in den 1960er Jahren meinen anvertrauten Haustürschlüssel zum elterlichen Haus in meinem Zimmer liegen lassen habe und nach der Rückkehr von der Schule vor verschlossener Tür stand. Zunächst geisterten einige Gedanken, wie ich meine missliche Lage lösen könnte, durch den Kopf. 

Zunächst versuchte ich es über die Waschküchentür. Vergebens - sie war - wie immer - abgeschlossen. Dann probierte ich, im Schuppen Werkzeug zu holen, um eventuell die Kellerfenstergitter abzuschrauben. Ohne Erfolg - der Schuppen war ebenfalls abgeschlossen. Schließlich erkannte ich von der Straßenseite aus, dass das Badezimmerfenster im Obergeschoss auf Kippstellung stand. Ich kletterte ich an den in das Mauerwerk eingeschlagenen Halteschellen langsam in Richtung Dachrinne hoch. Ich hielt mich dabei an dem Regenfallrohr fest, trat dort auf die Halteschelle, drückte mein Knie auf den S - Bogen des Fallrohrs und schob mich vorsichtig zu der Regenrinne. Von dort aus ging es kniend bis zu dem Badezimmerfenster. 

Ich drückte an der Fensterlaibung hoch, steckte die rechte Hand in das aufgeklappte Fenster und hielt mich so gest, während ich die linke Hand in Richtung des Drehkippbeschlages herunter schob. Es gelang mir den Hebel dabei mit der linken Hand nach oben zu zeihen. Das Fenster öffnete sich rechtsseitig nach innen. Ein Schritt mit dem halb hoch gehobenen linken Bein und ich saß auf dem Fensterrahmen. Von dort aus drückte ich das Fenster gegen den Rahmen, setzte die Verriegelung zurückund könnte den Flügel komplett öffnen. Dann zog ich das rechte Bein nach und sprang von dem Rahmen auf den Fußboden des Zimmers.

Das war es zunächst. Ich war im Haus, ging dort in das Zimmer, nahm den Haustürschlüssel an mich und schloss die Tür auf. Erleichtert ging ich in die Küche, um das Mittagessen zuzubereiten.

Wer je einen Türschlüssel vergessen oder verloren hat, kann die Panik nachvollziehen, die einem dabei überkommt. 

Beim heutigen Lauf hatte ich den Haustürschlüssel an ein Band mit einem winzigen Karabinerhaken befestigt. Er ging nicht verloren. Warum nicht gleich so?



CLUSTER & ENO  -  Schöne Hände  -  1977:


       


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