Herlerlerlei komm!
Der " Corona " - Schock hat bekanntlich so manches auf Konsum und Selbsterfüllung des eigenen Lebens getrimmtes Weltbild ins Wanken gebracht. Statt dem ungezügelten Drang nach den uneingeschränkten materiellen Freuden des Daseins in einer auf Äußerlichkeiten achtenden Gesellschaft nachzugehen, musste der Bürger auf Ge - und Verbote achten, die ihm durch den Gesetzgeber einfach vorgegeben worden sind.
Während dieser trüben Zeit hat so mancher versucht sich kleine Nischen zu erschaffen, die zumindest jene Restriktionen ein wenig abmildern konnten. Nicht wenige schafften sich in jener Zeit ein Haustier an. Möglichst einen Hund, denn mit dem konnte der Halter auch außerhalb der Ausgangsverbotszeiten das eigene Haus oder die eigene Wohnung verlassen.
Inzwischen hat " Corona " seinen Schrecken weites gehend verloren. Der Bürger darf wieder die Freiheiten genießen, die ihm zugesicherten werden. Was aber soll jetzt mit dem " Alibi " - Hund geschehen, der einst angeschafft worden ist? Vor allem was soll mit ihm geschehen, wenn der Halter in den Urlaub möchte?
Die Lösungen eines solchen Problems sind zwar vielfältig, die beste ist allerdings, das Tier mitzunehmen. Nicht wenige Urlaubsorte haben sich längst auf Hundehalter eingestellt und bieten einen entsprechenden Service für die Vierbeiner an. Schließlich lässt sich mit jener Spezies alle Male Geld verdienen. Und an Urlaubsorten sowieso.
Auf dem Weg zur Seebrücke begegnete ich einer spezielleren Art von Hundehaltern. Jener nämlich, die das Tier vermenschlichen - es quasi als Partnerersatz umfunktioniert haben. Für einen solchen Haustierhalter wirkt der Umgang mit seinem Vierbeiner nahezu surreal. Es kommt dabei zu urkomischen Szenen, in denen die Relationen zwischen Tier und Mensch ( oder auch umgedreht ) verschwimmen, so dass sich für einen Außenstehenden die ernsthafte Frage aufdrängt, wer hier Mensch und wer Tier ist.
Da stand sie nun, eine Hundehalterin. So um die Mitte 50 plus. Sie hatte so ein Designer - Kleid von " Hess Natur ", " Talbot Runhof " oder " Windsor ". Sie sah elegant und runter gehungert aus - so auf die 38. Sie hatte ihr halb langes Haar leicht nach hinten gekämmt, so dass ihre Ohren, in denen Ohrstecker zu erkennen waren, nur noch leicht bedeckt wurden. Sie sah in diesem Outfit eher so aus, als bewohne sie das Hotel " The Grand " in Ahrenshoop. Statt dessen stand sie zirka 100 Meter von dem Zeltplatz " Meißner´s Sonnencamp ", der zwischen den Dünen und dem beginnenden Darßer Wald liegt.
Sie hielt eine kurze, schmale Hundeleine in ihrer rechten Hand, die sie auch leicht über die Armbeuge gelegt hatte. Eine Hundeleine? Nur, wo war der dazu gehörende Hund? Ich ging an ihr vorbei. Sie drehte sich sogleich um und sagte dabei: " Herlerlerlei, komm! "
Wie? Wer? Was?
Ich hatte bereits 10, 15 Meter zurück gelegt, da sah ich den gerufenen Hund. Es war ein Mops. Ein dunkelbrauner Hund mit kurzen Beinen und einer schwarzen Maske. Ein eher hässlicher Hund, der ewig zum Tierarzt gebracht werden muss, weil seine Augen tränen, die Nase sich entzündet hatte oder wegen ähnlicher Wehwehchen.
Das ist also der gerufene Hund mit den spinnerten Namen " Herlerlerlei ". Ein hässlicher Köter, mit einem blöden Namen. Ich zog beim Weitergehen zur Seebrücke mein Fazit: Hässlicher Köter, dämlicher Name = spinnerte Frau.
Vor einigen Jahren sah ich auf dem Heckfenster eines schon älteren PKW einen Aufkleber mit dem Wortlaut " Kein Blag mit blödem Vornamen unterwegs ". Es sollte eine provokante Antwort auf die damals grassierte Unart, mittels Aufkleber den anderen Verkehrsteilnehmer kundzutun, dass irgendein Kind mit irgendeinem - tatsächlich blöden - Vornamen in dem Fahrzeug mitfährt.
Ich dachte darüber nach, wie es wäre, wenn jeder Hundehalter auf seinem Auto, an der Leine oder sonst wo ebenfalls zeigt, dass sein Köter mit blödem Namen unterwegs ist.
LAVA - Mad Dog - Tears Are Goin´Home - 1973:
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