Regen am Strand
Montag, der 13. uni 2022. Unser sechster Tag auf dem Darß. Wie auch sonst wo während des Urlaubs, steht und fällt die Tageslaune des Touristen mit dem Wetter. Und das zeigte sich nicht gerade sehr freundlich. Bei bedecktem Himmel mit Regenschauertendenzen überlegten wir zunächst, ob uns der geplante Lauf zum Darßer Weststrand und Leuchtturm nicht doch zu ambitioniert erscheinen könnte.
Doch: Nach einem Kurzeinkauf im nahe gelegenen " EDEKA " - Markt klarte der Himmel leicht auf. Bei zirka 16 ° C und Windstille entwickelte sich damit ein nahezu ideales Laufwetter.
Wir zogen unsere Sportsachen an und los ging es in Richtung Darßer Wald.
Nach knapp 1 1/4 Stunden hatten wir den Weststrand erreicht. Auch während dieses Laufs bemerkte ich, dass links und rechts neben dem " Leuchtturmweg " durch die drei " Frühjahrsstürme " einige Kiefern umgefallen waren. Die Bäume wurden zum Teil von den Waldwegen entfernt und neben diesen gelegt. Auf unserer Laufstrecke hatte sich seit dem letzten Mal im Ende September 2021 ebenfalls einiges verändert. Das Orkan - Trio mit den drei Frauennamen hat auch hier ordentlich gewütet.
Nach einem 10-minütigen Aufenthalt am Leuchtturm geht es zurück nach Prerow. Inzwischen hatten die ergrauten oder nicht mehr ganz so jungen Miturlauber ihr Frühstück eingenommen, die Fahrräder gesattelt, die E-Bikes eingestellt und die normierte Radlerbekleidung nebst dem obligatorischen bruchfesten Schutzhelm angelegt. Diese " Sportler " kamen und jetzt entgegen. Mit leicht ungläubigen Blicken nahmen sie zur Kenntnis, dass es neben dem Radfahren, Wandern ( einschließlich Nordic Walking ) und Spazierengehen, auch andere Freizeitsportarten zu geben scheint.
Wir laufen dann an einem jener Kutschenfahrten ( Kremserfahrten ) vorbei, in deren Wageninneren nur ergraute ältere Damen zu erkennen sind. Auch diese sehen zu uns mit etwas irritierten Blicken herunter. Nach weiteren 1 1/4 Stunden kommen wir heil bei unserer Unterkunft an.
Inzwischen hat sich der Liebling aller Urlauber, die Sonne gezeigt. Der Himmel klart auf und zeigt bald seine See typische, blaue Farbe. Es wird deutlich wärmer.
Nach dem Brunch entschließen wir uns zu einem weiteren Strandaufenthalt.
Mit Strandmuschel, Windschutz, zwei Stühlen sowie zwei umgeschnallten Rücksäcken bepackt stiefeln wir in Richtung des Aufgangs 46. Über die Holzbrücke des Prerow Stroms gehend, führt uns dann der Pfad durch ein eigentlich abgesperrtes Waldstück. Hier hatte ich noch vor 9 Monaten Birken - Stein - und Sandpilze gefunden. Jetzt piesacken uns Hunderte, in den überall wachsenden Heidelbeersträucher wartende Mücken. Wir erhöhen die Schrittfrequenz, denn die Plagegeister versuchen an allen offenen Körperpartien anzudocken.
Nach zirka 5 Minuten haben wir den Aufgang, der neben dem Waldzeltplatz liegt, erreicht. Im Vorbeigehen stelle ich mir beim Anblick des bereits gut besuchten Geländes immer wieder die Frage, was die Camper dazu bewegt, eine - trotz der vielen technischen und qualitativen Verbesserungen des Equipments - eine immer noch spartanische Unterkunft zu beziehen? Okay, die Lage zum Strand. Auch die Nähe zu Natur. Aber: Diese Mücken, die Gemeinschaftssanitäranlagen, die Feier - und Saufgelage ( wenn auch laut Platzordnung strengstens untersagt ) sind ein immer noch ein großes Manko.
Gut, ja, gut, ich sach´ma: Wir waren alle mal jung!
Nachdem wir unsere Strandutensilien platziert und aufgebaut hatten wird es richtig sonnig und angenehm warm. Wir setzen uns in die Strandstühle und lassen die Seele baumeln. Dann aber legt ein mäßiger Westwind los. Er zerrt ein wenig an der Strandmuschelbefestigung. Ich fülle die als zusätzliche Sicherung dagegen vorgesehenen Sandsäcke. Der hauptsächlich als Sonnenschutz vorgesehene Aufbau bleibt stabil. Alles gut!
Aus der Ferne vernehme ich das typische Gebimmel der Glocke, die bald den Getränke - und Eiswagen ankündigt. Eines am Strand geduldeten Vehikels mit Elektroantrieb und einem Aufbau, in dem sich einige Eissorten, gekühlte Getränke, wie Cola, Mineralwasser, Bier und dem Zwittergebräu namens Radler befinden. An dem Gefährt gibt es auch Bockwurst. Ich kaufe ein Radler für 4 ( vier! ) Euro. Gut, ja, gut, ich sach´ma´, ich glaube zu meinen: Alles ist in diesen kriegsgeschwängerten " Corona " - Zeiten teurer geworden.
Urlaub ist eben Urlaub und im Urlaub guckt der Urlauber nicht auf jeden Euro. Jedenfalls dürfte dieses anhand der enormen Buchungs - und Reservierungszahlen, die die Reisebranche vermeldet, noch der Fall sein. Die " Corona " - Jahre, das gesamte Brimborium herum, das medial aufgeplusterte Gezeter der " Querdenker " - Verblödeten, das Geseiere der rechtsradikalen Politiker, ihrer Anhänger, der ewigen Schwurbler, das Gehetze in den Sozialen Medien, die Propaganda aus dem Reich des bösen Putin, dann noch der Ukraine - Krieg, dieses alles geht auf die Nerven, zerrt an dem Schutzmantel der eigenen Leidensfähigkeit.
Weg, nur weg, mit dem ganzen Sermon. Das Drei - Affen - Prinzip wird jetzt heraus gekramt. Urlaub ist dazu ein willkommener Anlass.
Es ist mittlerweile fünf Uhr nachmittags. Vom Nordwesten her kommend, zeigen sich am Horizont dunkle Wolken Es könnte Regen geben, wenngleich der Wind immer noch spürbar bläst. Die Wolkenwand kommt näher. Sie schließt sich mit einem westlich auftauchenden Wolkenfeld zusammen. Es wird Regen geben!
Unsere Nachbarn rechts und links am FKK - Strand beginnen ihre Mitbringsel einzupacken. Nach und nach verlassen sie den Dünenbereich. Auch die Strandspaziergänger sind bald nicht mehr zu sehen. Von den Strand - Läufern, den vereinzelten Strand - Nordic - Walkern keine Spur. Es wird Regen geben und das schreckt doch tatsächlich viele Urlauber ab. Der " Strand - Servicewagen " fährt jetzt auch nicht mehr. Wir müssen die ausgetrunkene Pfandflasche der " Lübzer - Brauerei " mit nach Hause nehmen.
Nach gut einer halben Stunde sind wir nahezu allein am Strand. Die dunkle Regenwolkenwand kommt näher. Wir spüren die ersten Regentröpfchen auf der nackten Haut und entschließen uns zum geordneten Rückzug in die Strandmuschel. Dann setzt ein Schauer ein. Der mäßig starke Wind treibt den Regen in das Innere des Schutzgebildes. Wir legen Handtücher über die hoch gestellten Stühle. Der Regen wird noch stärker. Wir unterhalten uns über vergangen Urlaubszeiten. Ich stelle dabei immer wieder Fragen zu den Urlaubsbedingungen in DDR - Zeiten.
Nein, es gab nichts. Keine Gaststätten, die bezahlbare Speisen anboten, keine Supermärkte, keine Essbuden, keine Shops, keine Garantie auf einen Übernachtungsplatz, kein Anspruch auf Sommer - Sonnenwetter im Juli oder August. Keine tragbaren, leichten Zelte, Luftmatratzen und Windschutze. Es gab reinweg gar nichts, dass der 2 normale " DDR - Ostseeurlauber sich hätte leisten können.
Die Planwirtschaft der DDR war Mangelwirtschaft und die führte eben dazu, dass Selbstverständliches noch vor 40 Jahren Luxus war.
Der Regen ließ etwas nach, die Sonne blinzelte durch das Wolkenfeld. " Es wird noch einmal einen richtigen Guss geben! ", sagte ich zu meiner besseren Hälfte. " Ja, ich weiß. ", antwortete sie mir. Das sind die gleichen Erfahrungen, die wir aus unserer Kindheit mitgenommen haben; auch wenn wir in sehr unterschiedlichen Systemen aufgewachsen sind.
Tatsächlich begann es wieder stärker zu regnen und hörte dann abrupt auf. Wir entschlossen uns, noch eine weitere halbe Stunde zu bleiben, damit die Strandutensilien wieder trocknen können, denn sowohl der Wind blieb als auch die herunter blinzelnde Sonne.
Der Strand zeigte sich menschenleer; die Prerower Seebrücke ebenso. Regenwetter ist nichts für Urlauber. Auch nichts für Strandbesucher.
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