430 Euro im Monat. Ohne Extras und Ausmisten.
Beim gestrigen Herunterscrollen der eingestellten Nachrichten auf der Internetseite von NDR info gelangte ich zu dieser Meldung:
Eine ähnliche Meldung hierzu ist bei der Lokalpostille, der " Neue Osnabrücker Zeitung " ( NOZ ) zu lesen:
In dem aktuellen Fall hatten die Geschädigten sprichwörtlich " Glück im Unglück ", denn der Diebstahl konnte umgehend aufgeklärt werden. Der möglicherweise entstandene Schaden reduziert sich auf die aufgebrochenen Spinte oder die Tür zur Sattelkammer.
Das muss nicht immer so glimpflich verlaufen. Häufig bleiben derartige Einbruchdiebstähle ungeklärt, die Staatsanwaltschaften stellen die dazu eingeleiteten Strafverfahren nach einer bestimmten Karenzzeit ein. Womit die zivilrechtliche Abarbeitung eines solchen Diebstahls in den Fokus der Geschädigten rückt.
Die zumeist mehrere Tausend Euro teuren Sättel, aber auch weitere erforderliche Utensilien, wie Trensenzäume, Martingale oder Satteldecken können je nach Ausführung und Hersteller / Anbieter mehrere Hundert Euro kosten.
Bei einem - wie oben geschilderten - Einbruchdiebstahl stellt sich deshalb sogleich die Frage, wer den Schaden ersetzt, wenn die Reitausrüstung gestohlen wurde?
Häufig besteht im Rahmen einer abgeschlossenen Hausratversicherung ein im Vertrag inkludierte Klausel, wonach der Schutz auch für zum Haushalt zählende Außenräume und verschlossene Behältnisse gewährt wird. Je nach Assekuranz sind damit Diebstähle von Reitzubehör aus verschlossenen Außenanlagen versichert.
Das war auch vor über 30 Jahren der Fall, als Diebe auf dem Privat - Reiterhof in Delmenhorst sich Zutritt zu der Sattelkammer verschafft und dort die Holzboxen aufgebrochen. Alle Türen waren mit einem Brech - Stemm - oder Nageleisen an der Seite aufgebrochen. Der damalige Hofeigentümern tat ahnungslos; die Polizei nahm die Diebstähle auf und beruhigte die aufgeregt herum laufenden Einstellerinnen. Der Schaden war immens, denn jeder Sattel kostete bereits damals ein kleines Vermögen.
In den allermeisten Fällen regulierte eine bestehende Hausratversicherung die dort gemeldeten Verlust des Sattels. Einige Assekuranzen indes stellten sich quer, eierten - wie üblich - herum oder versuchten die Allgemeinen Versicherungsbedingungen ( AVBs ) zu verbiegen und wollten einen geforderten Ersatz des Sattels ablehnen.
Nachdem sich die erste große Aufruhr unter den Pferdedamen gelegt hatte, verzeichneten die lokalen Reitsportfachgeschäfte einen Umsatzsprung, denn die Hobby - Reiterinnen benötigten natürlich Ersatz für die entwendete Sättel. Irgendwann stellte auch die Staatsanwaltschaft in Oldenburg das Ermittlungsverfahren gegen Unbekannt ein, die Hausratversicherung erhielt von dem Schriftstück eine Kopie und schloss ihren Schadenfall dann endgültig ab.
Die gestohlenen Sättel tauchten - wie nicht anders erwartet - nicht mehr auf.
Jahre später konnte ich mir dann mein eigenes Bild von den Geschehnissen an jener Diebstahlsnacht machen. Und das liest sich Jahrzehnte später so:
Der Hofbetreiber, ein Landwirt ( Bauer ) war wie sein Vater zuvor auch Alkohol krank. Er soff mehrere Flasche Wodka am Tag. Wodka deshalb, weil das Gesöff geruchlos war, also keine berüchtigte Fahne verursachte. Somit bemerkte ein Außenstehender nicht sofort, das P. jeden Tag sternhagelvoll war. P. zeigte als Alkoholkranker auch kaum Ausfallerscheinungen. Nur in wenigen Fällen reagierte P. aggressiv und völlig überzogen. So, als an einem Tag ein mitgebrachter Hund einer Einstellerin auf einem Paddock herum lief und e die Hundehalterin deshalb wie irre geworden anschrie und sie vom Hof jagen wollte.
Ein anderes Mal halluzinierte P. und sah im Aufenthaltsraum plötzlich weiße Mäuse herum laufen. In einem - mir später geschilderten Fall - holte P., der zu allem Elend auch noch in einem Jagdverein sein durfte, seine Schrotflinte aus dem Waffenschrank und schoss mehrfach in Richtung des Daches seines Wohnhauses, weil er dort einen Wildtaubenschwarm gesehen haben wollte.
Dass P. zudem seinen Münsterländer, den er als Jagdhund hielt, abends aus dem Zwinger holte und ihn die Hofkatzen zerfetzen ließ, machte P. nicht gerade sympathisch. Einzig seine innige Zuneigung zum SV Werder Bremen erbrachte P. bei mir Pluspunkte. Weil P. als " Säufer " die nicht grade wenige Arbeit auf dem Hof nicht mehr schaffte, engagierte er eine Zeit lang zwei polnische Hilfsarbeiter auf dem Hof. Die schufteten dann " schwarz " im Sommer jenes Jahres und während jenes Zeitraumes, in dem die Sättel gestohlen wurden. Wenig später waren auch die Hilfsarbeiter entschwunden.
Nun, da mag nur ein naiver Außenstehender keinen Zusammenhang sehen wollen, zumal die einstigen Lebensbedingungen in dem Nachbarland jenseits der Oder waren miserabel. Die Mehrzahl der Bevölkerung war nach dem Zusammenbruch des Warschauer Pakts und des politischen Umbruchs in Polen auch weiterhin völlig verarmt.
Wie dem auch immer gewesen war, mein Verdacht, dass P. und seine beiden Hilfsarbeiter - Fuzzis bei dem Diebstahl ihre Pfoten im Spiel hatten, lag für mich auf der Hand. Die beiden polnischen Hilfskräfte brauchten Geld zum Leben und zur Unterstützung ihrer Familien. P. brauchte Knete zum Wodka saufen.
So, what?
Mehr als 3 Dekaden später befragte ich nun Tante Google, ob es den Privat - Reitstall P. noch gibt. Und? Ja, es gibt ihn immer noch!
Zwar ist P. längst verstorben ( Er soll auf seinem teuren MB - Trecker einen Infarkt bekommen habe und tot vom Bock gefallen sein ), jedoch gibt es zwei Kinder, die das Anwesen weiter führen. Und dieses wohl mit kaufmännischen Geschick, denn über den Reitstall wird im Netz nur Gutes berichtet. Nun ja, einst ging meine Ex und die nunmehr Witwe P. nicht gerade zimperlich miteinander um. Die berühmt berüchtigte Stutenbissigkeit spielte dabei eine tragende Rolle.
Doch, wie es bei den Pferde - Mamseln üblich ist, gilt auch dort das geflügelte Wort von dem sich schlagenden und vertragende P. Inzwischen ist meine Ex als " Reitlehrerin " dort engagiert. Frau Beate kann gut mit Kindern? Ja, wenn es um die Gaul - Jockelei geht!
Auch sonst hat sich dort vieles dem Zeitgeist angeglichen. Die Orthografiekenntnisse der lobhudelnden Reitschüler - Mamas sind auch hier unterirdisch. Die Anlage ist ordentlich aufgepeppt worden. Dafür worden aber auch die Tarife ordentlich angeliftet.
Immerhin muss eine Einstellerin satte 430 Euronen pro Monat für ihren Zossen berappen. Das Ausmisten der Box ist darin nicht enthalten. Zusatzfutter kostet auch extra. Hinzu kommen diverse, laufende Kosten je Monat. Da entsteht alsdann ein erkleckliches Sümmchen von mindestens 600 bis 700 Euro je Gaul.
Ja, teuer war der Freizeitspaß schon damals. Ein Fall für Wohlhabende. Die jedoch auf solchen Privat - Reiterhöfen mit der Lupe zu suchen sind. So, wie es im Leben eben häufiger der Fall ist: Mehr Schein als Sein, eben!
THE SPACELORDS - Time Tunnel - Unknown Species - 2021:
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