Die in die 80 kommen


 Beim Anklicken irgendwelcher Seiten zu meinem Post über ostdeutsche Befindlichkeiten, stieß ich irgendwann auf einen Artikel, in dem von einer kleineren Kundgebung diverser Protestler in Sachsen berichtet wurde. Mit einem gewissen Entsetzen las ich dort, dass die rechtsgewirkten Demonstranten während ihrer Veranstaltung doch tatsächlich ein Lied von Reinhard Mey mit dem Titel " Meine Söhne geb´ich nicht " abgespielt haben sollen.

Was in drei Teufels Namen hat der Liedermacher mit Rechten zu tun?

Nach wie vor nichts. Weder ist er zu den Rechtsgewirkten in diesem, unserem Lande, konvertiert, noch hat er sich in die Riege der bekannten Künstler und Intellektuellen eingereiht, die zuletzt mit Geschwurbel zu den noch im vergangenen Jahr " Corona " - Restriktionen auf sich aufmerksam machen wollten und dabei von den Medien kräftig gefördert wurden. Getreu dem Motto: " Negative Meldungen bringen Quote ", posaunten neben dem Latrinenblatt mit den vier Buchstaben, auch lesbare Zeitungen jenen Schwachsinn in die Öffentlichkeit, der aus den verkalkten Hirnen von Geistesgrößen, wie Jan Josef Liefers, Wotan Wilke Möhring oder gar der auf ewige Jugend reklamierenden Nena. Allesamt sind es Freischaffende, die auf zahlendes Publikum, den damit verbundenen Medienrummel und die regelmäßige Beachtung im öffentlichen Leben, abgewiesen sind, weil sonst der Rubel nicht rollt.

So fabulierten die von " Corona " mit gebeutelten, angeblichen Promis vom Schlage Liefers und Co. über die Sinnhaftigkeit der Schutzmaßnahmen. Wobei es denen nicht um die durch die Einschränkungen gebeutelten Kunstschaffenden und deren ausgesperrtes Publikum ging, sondern nur um sich selbst. Mit jedem Tag der restriktiven Beschränkung des öffentlichen Lebens ging ihnen nämlich klingende Münze durch die Lappen. Diese Lappen also, protestierten im Gleichklang mit Rechtsradikalen um die Wette.

Eine Melange also, die eigentlich so gar nicht zusammen passt. Irgendwie aber schon, denn es ging um das profane Auf - sich - aufmerksam - machen. Denn sowohl die in ihrer Berufsausübung eingeschränkten Promis, als auch die rechten Krawallmacher fühlen sich irgendwie durch die  Politik und seine Staatsorgane gegängelt.    

Aber, was hat nun der Liedermacher Reinhard Mey mit seinen inzwischen 80 Lenzen und beinahe so vielen Musikalben mit den Rechten und ihren Protesten gegen den Staat und die Gesellschaft zu tun? Nichts!

Das mag eine beißende Kritik eines Michael Ebmeyer, der das Mey´sche Gesamtwerk scheinbar akribisch nach dunklen bzw. brauen Flecken durchleuchtet hat und tatsächlich dabei Missverständliches innerhalb der Texte des Musiker fand.     

https://www.zeit.de/kultur/literatur/freitext/reinhard-mey-neue-rechte-protestmusik-folk

Dabei benennt der Autor eine Textpassagen aus Liedern, die der Musiker vor vielen Jahren, sogar Jahrzehnten, schrieb.  Da mag zunächst so manches sich anrüchig anhören, doch jene Zeilen sind immer mit dem Zeitgeist jener Jahre im Kontext zu bringen. Die Bedingungen in der Gesellschaft, in der Politik, im Staat waren vormals andere. Sie dürften kaum mit der Jetztzeit in Einklang zu bringen sein.

Und damit dürfte klar sein, dass nicht jenes sich manchmal holprig reimendes Wort des Liedermachers Reinhard Mey so zu verstehen ist, wie es unter den aktuellen Verhältnissen in Staat -und Gesellschaft verstanden werden könnte.

Ist es deshalb redlich, die Mey´schen Texte und Lieder mit der heutigen Zeit, in denen es wieder en vogue wird, mit hirnloser Hetze oder anderen Straftaten in den Sozialen Medien andere Menschen zu diskreditieren zu vergleichen oder sie gar dazu zu missbrauchen, wenn es um die Darstellung der eigenen Meinung geht ? 

Nun, ja, Reinhard Mey war zwar in der Tat seit dem Beginn seines Schaffens ein politischer, ein gesellschaftskritischer Mensch, aber kein Agitator, kein Politbarde, kein kompromissloser Künstler, der, wenn er mittels seiner Lieder einige Entwicklung in Staat und Gesellschaft aufgriff, diese dann in Bausch und Bogen verdammte.

Viele seiner Lieder auf seinen vielen Alben sind beliebig. Sie sind eher apolitisch. Und das war auch gut so. Grobe Keile gegen Staat, Politik und Kapitalismus gab es eher von anderen seiner Kollegen.

Die sind - wenn sie nicht leider bereits zu früh verstarben - mittlerweile auch in einer Altersklasse einzuordnen, in der sie sich gemächlich zurück lehnen dürfen, um sodann auf auf ihr eigene Lebenswerk zu schauen, ohne dabei zu vergessen, den Mund weiterhin aufmachen zu müssen. Denn der Feind steht nach wie vor rechts. 


THE OUTSKIRTS OF INFINITY  -  Man Of Words  -  The Altar Of The Elements  -  2020:

 


   

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