Iris Berben und ein Film vom Sterben




Aus der Ödnis des TV - Einheitsbreis und insbesondere der Wiederholungsorgie zum gestrigen Karfreitag schwang sich ein Fernsehfilm wie Phönix aus der Asche empor und zeigte denjenigen, die sich nicht in die Kilometer langen Staus auf den Autobahnen, in die langen Schlangen vor den Abfertigungsschaltern der Flughäfen oder in die proppenvollen Züge vor den Osterfeiertagen eingereiht hatten, dass das Leben endlich und das Sterben lang sein kann.

Der Film trägt den Titel " Und dann steht einer auf und öffnet das Fenster ". Die in Detmold geborene Schauspielerin Iris Berben spielt hierin eine an Bauchspeicheldrüsenkrebs erkrankte Frau, die in einer  Berliner Altbauwohnung dem sicher Tod entgegen lebt. 

Karla, so heißt die Todgeweihte, hat ihr Leben indes bereits in vollen Zügen gelebt. Eine Alt - 68erin wird alt. Damit sind auch jene unzähligen Erinnerungen gealtert, die sie aus ihren " Wilden Jahren " fein säuberlich archiviert, in Schränken, Kisten und Kästen aufbewahrt.  

Karla Jenner räumt nach der ihr von einer sachlich - nüchternen Ärztin abgegeben Diagnose auf und aus. Das große Auskehren vom dem letzten Atemzug. 

Der alleinerziehende Fred Wiener, ein eher biederer, nach außen hin gehemmt wirkender Mann mit bereits schütterem Haar und dessen Sohn Phil, ein Feingeist mit Hang zu Rilke und Poetry Slam, hilft ihr dabei. 

Die beiden Wieners haben das familiäre Bindeglied, nämlich die Kindesmutter und Frau durch eine Krebserkrankung verloren. Phil, der Sohn, war da erst 4 Jahre alt. Ein harter Schicksalsschlag also, der die beiden sehr unterschiedlichen Männer jedoch eher zusammenschweißt. 

Zu dem näheren sozialen Umfeld der Frau Jenner zählt noch ein Hausmeister, dessen " lebenslang Grün - Weiß " - Liebe zu einem fiktiven Fußballverein ( in Anlehnung an den SV Werder Bremen ) ihn dennoch selbst als eine typische Form des Berliner Unikums erkennen lässt. Zudem wäre dann noch eine punkig gestylte Stricherin mit Namen Rona, die der Nachbarin und Mitbewohnerin Karla jeden Tag Obstsaft mitbringt, obwohl sie diesen nicht mehr trinken darf.

In dem Umfeld also spielt, inmitten der chaotisch und viel zu lauten Bundeshauptstadt Berlin, ein tiefsinnig wirkender Film ab, dessen Ende genauso vorhersehbar wird, wie es zu Beginn dem Zuschauer dargestellt wird - mit dem Tod!    

Karla Jenner entscheidet sich nämlich für das so genannte Todes - Fasten.

https://www.daserste.de/unterhaltung/film/freitag-im-ersten/sendung/und-dann-steht-einer-auf-und-oeffnet-das-fenster-100.html

Ein sehr starke Auftritt der 72jährigen Iris Berben. Ein nachdenkenswerter, ein unbequemer, ein realistischer Fernsehfilm ohne das Spektakuläre große Gefühlschaos und rundherum Geschisse wegen des Ablebens eines Menschen. Iris Berben kann schauspielern, das hat sich nicht nur in dem 2022 abgedrehten Film eindrucksvoll unter Beweis gestellt.  

https://de.wikipedia.org/wiki/Iris_Berben

Leider sahen das nur wenige Zuschauer. Sterben ist nach wie vor ein Tabuthema, obwohl es zum täglichen Leben dazu zählt. 


THE ROLLING STONES  -  Sympathy For The Devil  -  Beggar´s Banquet  -  1968:




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