Fensterbauer bauen nicht nur Fenster ein?

 





Vorletzte Tag meiner Hunde - Hüte - Mission. Draußen regnet es Bindfäden. Es regnete bereits die gesamte Nacht. April ist kein schöner Monat, so wie es der in knapp 2 1/2 Wochen an die Tür stehende " Wonnemonat " Mai sein sollte. Bei den Regenmengen, die in den letzten Tagen und Wochen hier herunter kamen, stellt sich die Frage, was es mit der Erderwärmung so auf sich haben kann?

 Am heutigen Freitag ist also wieder so genanntes Hundewetter. Trotzdem raffte ich mich auf und schnappte die beiden Leinen für die beiden Hund, die ich noch 2 1 /2 Tage zu versorgen habe.

 Aus dem Hintergrund vernahm ich das sattsam bekannte, monotone Abrollgeräusch der Fahrzeuge auf der Autobahn 92, die die bayrische Landeshauptstadt München mit der niederbayrischen Kreisstadt Deggendorf verbindet. Ab Sonntagnacht beginnt hier das große " Brummi " - Konzert, das bei diesem nassen Wetter besonders intensiv zu hören ist.

Doch dieses monotone Hintergrundgeräusch störte mich weniger, denn aus unmittelbarer Nähe war ein nerviger Piepton zu vernehmen, der bedrohlich näher rückte. Nachdem ich meine Gummistiefel aus dem Kofferraum unseres Autos gezogen hatte, wobei ich mich vornehmlich damit mühte, die beiden Vierbeiner nicht zu lose an der Leine zu lassen, erkannte ich die Ursache des warnenden Pieptons.

Ein großer Autokran des Schweizer Mischkonzerns " Liebherr " schlich um die Ecke der " Zeppelinstraße ". Ein Gigant auf Rädern, ein " LTM 1090 - 4.2.  mit vier Achsen. Der Riese parkte rückwärts fahrend an dem rechten Fahrbahnrand. 

Es war 06.20 Uhr - eine für viele noch nachtschlafende Zeit. 

Der Fahrer blieb in seinem stählernen Ungetüm sitzen. Beim Vorbeigehen wünschte ich ihm einen " Guten Morgen ". 

Als ich nach der Routinetour mit den beiden Hüte - Hunden wieder um die Ecke bog, stand ein weiterer LKW mit Anhänger auf der Straße. " Das wird jetzt aber eng. ", dachte ich beim Zusehen der Rangierkünste des LKW - Fahrers aus Österreich. 

Kurz danach kam ein Mitarbeiter von der Baustelle. Wir hielten einen kurzen small talk. Er erklärte mir, dass am heutigen Freitag Fenster in dem dortigen Neubau eingesetzt werden sollen. Aha, deshalb also der Riesenkran!

Wenig später schaute ich mir auf dem zweiten LKW die Ladung etwas genauer an. Es waren große Fester, Glasschiebetüren und Oberlichter. Eine Tonnen schwere Fracht also. 

Während des weiteren Gesprächs erklärte mir dann Mitarbeiter, dass die Firma aus Schärding in der Nähe von Passau käme. Später stellte ich mir hierzu die Frage, ob es sich finanziell lohnen würde, den zirka 170 Kilometer langen Weg von dort zu fahren, um einen Auftrag auszuführen?

       https://de.wikipedia.org/wiki/Schärding

Ja, der Ort, die Kleinstadt sagte mir vom Namen etwas. Ich meine sogar, dass eine weitere Firma an der gegenüber liegenden Baustelle dort gearbeitet hatte.

Nun aber sollten mindestens zwei Dutzend anthrazit - farbige Elemente verbaut werden. Eine große Herausforderung, eine riesen Arbeit, eine Kransache, aber.

Und der legte gleich los. " Time is money ", eben. So ein Monstrum von Kran kostet denn schon mal 3.000 Euro und mehr / pro Tag!

Auf dem Rückweg zum Haus erinnerte ich mich an das Wintergarten - Projekt meiner Eltern. Zu Beginn der 1980er Jahre ließen diese sich von einer Firma aus Bielefeld die dazu gehörenden Bauelemente liefern. Einst war das bei den " nur " mehrere Zentner schweren Glas - Stahl - Teilen Manneskraft angesagt. Lediglich der Transport bis hinter das Haus erfolgte mit dem Hubwagen und einer Sackkarre. Das Hochhieven der Elemente musste mittels einer Flaschenzugkonstruktion erfolgen. Bei der schweren Eingangstür indes funktionierte dieses nicht. Hier sollten drei Mann die Tür bis zum Treppenaufgang tragen. Das misslang. Der schwere Kriepel rutschte einem der Akteure aus der Hand, schlug auf das Pflaster der Garageneinfahrt, wo das Sicherheitsglas in Tausend Einzelteile zerbarst.

Das war´s für diesen Tag.

Die Truppe zog unverrichteter Dinge wieder gen Bielefeld ab und kam einige Wochen späte wieder. Dieses Mal mit sechs Mann hoch und einem Mini - Gabelstabler. Der zerpflügt zwar den Rasen, dafür konnte die Crew die Tür ohne Beschädigungen sicher einsetzten.

Das ganze Projekt kostete schlussendlich zirka 80.000 DM. Viel Geld für viel Glas!

Die Mannen von einst führten zwar den Beruf Fenster - und Metallbauer, doch sie waren hauptsächlich als Montagearbeiter tätig. Die Stahlrahmen wurden maschinell gefertigt. Das Sicherheitsglas darin ebenfalls. Das Abdichten erfolgte zwar manuell, jedoch mithilfe einer Spezialmaschine.

Fensterbauer ist zwar nicht mehr die korrekte Berufsbezeichnung, denn die Damen und Herren sind nach dreijähriger Berufsausbildung Glaser/in in der Fachrichtung Fenster - und Glasfassadenbau, doch nicht nur dieses hat sich enorm verändert, wie ich nicht nur seit heute, Freitag, den 14. April 2023 gesehen habe.  


THE ALAN PRICE SET  -  The House That Jack Built  -  1967:



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