Auto blockiert


 

Gestern war nun der kalendarische Sommeranfang; der längste Tag, die kürzeste Nacht also. Das Wetter zeigte sich ab dn frühend Morgenstunden indes nicht gerade sommerlich. Es nieselte und windete leicht,  der Himmel war komplett bedeckt und es klarte nur sporadisch ein ein wenig auf. Ergo: Keine Strandwetter!

Nach reiflicher Überlegung entschlossen wir uns nach Ahenshoop zu fahren und dem einstigen, bei diversen - nicht nur - Künstlern der Deutschen Demokratischen Republik beliebten Arbeits - und Ferienort einen Kurzbesuch abzustatten. 

Meine bessere Hälfte hatte dabei die feste Absicht, sich ein wenig in den Geschäften umsehen zu wollen. 

Nach der knapp 20minütigen Fahrt gelangten wir zum Ortseingang des Seebades. Die beiden, der Frau Magit Tonnies, der Frau des ehemaligen Präsidenten des FC Schalke 04 und so genannten Fleisch - und Wurstkönigs aus NRW, fälschlicher Weise zugeschriebenen Betonklötze der Hotelanlage mit dem aufgeblasenen Namen " The Grand " ( Betreiber / Besitzer ist indes ein Berliner ) stöen uns immer noch. Nachdem die vergammelte Aufbauten 2008 abgerissen wurden, um dem hässlichen Neubau weichen mussten, hat sich das eigentlich modäne Gesamtbild des Seebades nicht verbessert.

Nun, egal, in solchen Unterkünften werden wir uns eh nie aufhalten. Wohl aber auf dem Areal des schräg gegenüber liegenden Pakplatzes, der - selbstveständlich - gebührenpflichtig ist. Ich stellte unseren ausgeliehenen VW Luxus - Karren denn auch gleich in die letzte Ecke des eingeschränkten Platzes ab und trottete zum Parkscheinautomaten.

Aha, hier hat sich tatsächlich etwas verändert. Der mit einem blauen Blechkleid ummantelte Computer und mehr, wurde aufgerüstet. Hier durfte die Absicht, sein Gefährt auf vier Rädern abstellen zu wollen, nun auch unbar ( sogar per " paypal " ) in die Tat umgesetzt werden. Dieses kostet aber 2 Euro je angefangene Stunde. 

Ich nestelte an meiner umgeschnallten Bauchtasche herum, um das eingesteckte Portemonnaie heraus zu bekommen. Dabei fiel die Lesbrille im Etui heraus. Eine heran schreitende, jüngere sah dieses und machte mich - nicht nur deswegen - darauf aufmerksam. Während ich - umständlich - die Münzen aus dem Lederbehältnis heraus fischte, versuchte ich irgendwie die Funktionsabläufe des Blechautomaten zu erfassen. Auch dabei half die lächelnde Lady mir erneut. " Das kostet zwei Euro in der Stunde ", sagte sie mir. " Boah, das sind ja Tarife wie in Nizza oder Cannes ", entfleuchte es mir. Sie grinste mich an.Nö, auch wenn ich 40 Jahre jünger wäre - das war nicht mein Beuteschema ( zu kurze Haare, zu kantiges Gesicht.... ).

Ich bedankte mich artig bi ihr. Dann kam meine bessere Hälfte auf mich zu. Sie meckerte herum. Wohl auch deshalb, weil sie das Interesse der jüngeren Konkurentin messerscharf erkannt hatte. Nee, bloss weg!         

Ich war von der Zeterei meiner besseen Hälfte genervt und brabbelte während des Ganges zur Ortsmitte einige Verwünschungen heraus.

Tja, nachdem auch feststand, dass sich im Ort der Ex - Künstler ( die höheren Preise für alle möglichen kulinarischen Genüsse und die angebotenen Klamotten dabei eingeschlossen ) so einiges verändert hat, gelangten wir schon an den Ortsrand. Okay, Ahrenshoop ist nicht Prerow oder auch umgekehrt. Dennoch entschlossen wir uns, einen kurzen Strandspaziergang einzulegen. Aha, die vertrockneten Sanddornsträucher sahen jetzt grau aus. Sie waren tot - mausetot. Ohne ausreichenden Regen, kein Wuchs. Auch beim ansonsten genügsamen Sanndorn nicht.

Nachdem wir festgestellt hatten, dass " unser " Sandstrand in Prerow tatsächlich schöner ist als jener in Ahrenshoop und auch sonst die Gäste hier andere waren als bei " uns ", gelangten wir wieder zu unserem Ausgangspunkt. Der wolkenverhangene Sommeranfang hatte sich mittlerweile in einen sonnigen frühen Nachmittag verwandelt. Im Auto war es wieder viel zu warm. Während ich an der Klimaanlage herum fummelte, erinnerte mich meine bessere Hälfte an unseren eingeplanten Pflichtbesuch bei der Tankstelle in Wiek.

Hier wollten wir den Luftdruck der vier Reifen des geliehenen VW Buses kontrollieren, denn die elektronische Anzeige im Cockpit des Autos meldete seit Tagen zu geringe Werte. Nur gut, dass ich meine beinahe verloren gegangene Brille mitgenommen hatte, denn sonst wären die klein gedruckten Zahlen am Holm der Fahrertür kaum zu entziffern.

Aha, also bei Volllast 3,1 Bar; bei einem beladenen Fahrzeug sollen es 3,0 Bar  und bei regulärer Beladung mit zwei Personen eben nur 2,9 Bar sein, die die Reifen vorne aufzuweisen haben. Für die Hinterachse waren 0,2 Bar weniger angegeben. 

Ich würgte den leicht antiquierten Druckluftschlauch von dem Halter und legte los. Na, also, wusste ich es doch. Die beiden Reifen auf der Faherseite wiesen mit, 2,4 und 2,6 Bar zu wenig Luftdruck auf. Diesen nicht gerade ungefährlichen Zustand konnten wir dann nach zirka 10 Minuten Aufenthalt an dem Reifendruckmessgerät beheben. Ja, es dauerte tatsächlich so lange, denn die Anlage hatte nun einmal ihre besten Jahre gesehen. 

Sichtlich erleichtert, dass unser Leih - Bus nun endlich den vorgeschrieben Reifendruck aufweisen konnte und die elektronisch gestuerte Warnanzeige alsbald erlöschen würde, setzte ich mich wieder auf den Fahrersitz und steckte den Zündschlüsel in das Lenkradschloss. Doch: Das ließ sich nicht bewegen!

Ich versuchte es ein weitees Mal. Nichts! Ein dritter Versuch folgte. Immer noch nichts! Der Bus konnte nicht gelenkt werden. Das Lenkrad zeigte sich so starr wie ein Brett; so steif wie ein störrischer Esel. Ich überlegte kurz, ob es etwas mit der nachträglich eingebauten Wegfahrsperre vom Hersteller " Bear Lock " zu tun haben könnte. Sollte ich die aktiviert haben, obwohl wir uns direkt neben dem Auto aufhalten? Nö, hatte ich nicht. Das Schloss war geöffnet. Also konnte es daran nicht liegen.

Ich startete einen vierten Versuch, das blockierte Lenkrad zu lösen. Ich bewegte den " Bear Lock " erneut. Nichts! Nichts und wieder nichts! Ich begann an meinen technischn, nein, sogar an meinen Qualitäten als Fahrer zu zweifeln. Was war das nun wieder?

Nach dem Kennzeichenklau bei dr Rückfahrt vom Darß im vergangenen Jahr, der ebenfalls nicht abzustellendennervenden Druckluftverlustanzeige bei den Reifen und dem krönenden Höhepunkt des erlittenen Überls, nämlich dem Diebstahl des unter dem Fahrzeugboden eingelassenen Reserverades, würde jetzt ein weitees, fast traumatisches Erlebnis hinzukommen. Der VW Bus kann nun überhaupt nicht mehr bewegt werden?

Wir probierten sodann gemeinsam, den störrischen Bus dazu zu bewegen, nun endlich die Blockadehaltung aufzugeben und uns wieder von dem ungeliebten Platz an der Tankstelle fort fahren zu lassen. Doch das Gefährt blieb von unseren Stoßgebeten unbeeindruckt. Der VW blieb stur wie das berühmte Grautier. Was nun? Was tun?

Dann kam mir die Erleuchtung. Ein Geistesblitz! Wie war das noch gleich vor zirka 50 Jahren? Einst, als ich R 4 fuhr? Das einfachst gebaute Auto aus Frankreich machte ja regelmäßig Zicken. Mal wollte es, ob nun in weinroter, gelber, lindgrüner oder blauer Lackierung, nicht anspringen, weil die Batterie leer gelutscht war, mal war die Zündtechnik störanfällig, mal hatte die französische Gurke, enin, der blecherne Stuhl, einen Platten. All das und noch mehr prägte sich in meinen Erfahrungsschatz an Unwägbarkeiten der Autotechnik ein. 

Aber, das war jetzt, hier und heute, nicht der Fall. Die simple Lösung war auch die, die ich bei den R4 - Rödeln anwandte, wenn deren Lenkräder blockieten, weil das Lenkradschloss eingerastet war. Ob dieses nun unabsichtlich, aus der Fahrsitaution heraus entstand oder auch nicht. Ich übte sanften Druck mittels Muskelkraft der Oberarme auf das Lenkrad aus und - schwupp - schon war das Steuer des motorisierten Gefährts wieder frei.

Gedacht, getan. Der VW Bus gab seine Blockade auf!   

 


THE LOLLIPOP SHOPPE  -  You Just Give Me No More  -   Just Colour  -  1968:

       

 

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